-Kapitel 1-

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11.06.2018, 8 Uhr, Autobahn A14

"Mum! Sag Ben, dass er seine Nintendo Switch lautlos stellen soll!" sagte ich komplett entnervt. Meine Mutter drehte sich mit einem leicht spöttischem Lächeln von ihrem Vordersitz zu mir um. " Schatz, was kann er denn dafür, dass du gestern feiern warst." Das du betonte sie sehr deutlich und da ich keinen Streit wollte nickte ich nur und lehnte meinen pochenden Kopf gegen die kühle Fensterscheibe unseres BMWs. Meine Mutter lächelte mich an und drehte sich wieder um, aber nicht ohne Ben zu befehlen den Ton etwas leiser zu stellen. 

Ich musste schmunzeln, weil ich gewonnnen hatte. Ich wusste natürlich, dass auch meine Eltern sehr genervt waren. Sie bereuten den Kauf wahrscheinlich jeden Tag. Mein achtjähriger Bruder klebte neuerdings wirklich jede freie Minute an seiner Nintendo Switch. Ben nickte nur, aber hörte nicht auf zu spielen, bis ich ihn entnervt in die Seite kniff. "Du blöde Kuh!" sagte er, wenn auch eher lachend. " Kinder, hört euch auf zu streiten." Mein Vater klang erschöpft und ich sah wie er sich durch die langsam grau werdenen Haare fuhr. " Wie wärs denn mit einem Hörbuch?"Da ich wusste, dass Ben nur die drei Fragezeichen hört, stöhnte ich auf und schloss meine Augen. Ich versuchte die Kopfschmerzen und die Stimmen von meiner Familie zu unterdrücken. Herr Gott, ich bereute es wirklich bis nachts 3 Uhr bei Lizzy gewesen zu sein. Nach drei Stunden Schlaf bin ich aufgewacht und hatte die wahrscheinlich schlimmsten Kopfschmerzen auf Erden. Es fühlte sich an, als ob mein Kopf die ganze Zeit gegen die Wand gedonnert wird, selbst nach den 3 Tabletten Ibuprofen war ich dem Tod sehr nahe. Meinen Eltern musste ich versichern, dass ich nicht viel Alkohol getrunken habe. Was auch stimmt, nur kann man eben nicht putz munter früh sein, wenn man nur ein paar Stunden eine Wach Schlaf Phase hatte, von irgendeinem gruseligen Freund eines Freundes fast begrapscht wurde und die wahrscheinlich lauteste Techno Musik der Welt fast dein Trommelfell platzen lässt. Nicht zu vergessen in dm eigentlichen Partyraum in dem man kaum etwas erkennen konnte, wegen des Rauches von Weed. Alleine wenn ich schon an den Geruch von, sehr wahrscheinlichem gestreckten, Gras denke wird mir übel. Ich hatte nicht gekifft, dass hatte ich schon vor ein paar Monaten hinter mich gebracht und konnte gut darauf verzichten. Ich wusste, dass meine Eltern die Lügen entarnt hatten, aber da sie allgemein nicht sehr streng mit mir waren, ließen sie es eh durchgehen. Ich schaute auf meine Armbanduhr und musste erschrockend fest stellen, dass wir noch 5 Stunden fahren würden. Jipee jay jeah. Ich machte mein Handy aus und bekam fast einen Herzinfarkt aufgrund der Spiegelung des Handys. WOW, man konnte mir offiziell den Namen Vogelscheuche geben. Meine sonst immer wunderschönen, hellblonden Haare standen kraus von meinem Kopf ab, unter meinen Augen lagen riesige Schatten bei denen ich locker als Vampir duchgehen könnte und meine Wimperntusche war etwas verschmiert. Mein Handy leuchtete grell auf und sendete damit eine riesige Schmerzenwelle durch meine Augen an mein Gehrin. Die Nachricht war von Lizzy, meiner besten Freundin seit Kindertagen. Lizzy war wahrscheinlich die beste Freundin auf Erden. Sie sah mit ihren eisblonden Locken, ihren eiskalten blauen Augen und ihrer zierlichen Figur aus, wie ein Engel. Wenn man sie aber einmal richtig kennengelernt hatte, ist sie wahrscheinlich der lustigste, draufgängerischte und verrückteste Mensch, den man je kennenlernen wird. Ihre Familie kommt aus Schweden und deswegen waren meine Familie und ich jedes Jahr bei ihnen zu Midsommar eingeladen. Dieses mal drehte es sich in unserer Freundschaftsgruppe über die Party gestern, natürlich was auch sonst. Marie schickte Fotos in die Gruppe und mein Herz blieb fast stehen. Die Fotos musste ich endeutig löschen, bevor das irgendjemand zu sehen bekommt. Gut, dass konnte ich auch noch morgen machen aber trotzdem. Marie fragte mich, ob ich schon unterwegs wäre, was ich nur bejahen konnte. Marie ist vor gut zwei Jahren in unsere kleine Stadt gezogen und da Maries Vater ein Geschäftspartner meines Vaters war entwicklete sich eine tiefe Freundschaft. Marie war das komplette Gegenteil von Lizzy und mir. Sie hat orangene Haare und überall auf ihrem Körper Sommersprossen. Ihr Körper war aber nicht wie der von Lizzy zierlich, sondern etwas rundlicher und trotz allem wirkt er lang gezogen. Lizzy hatte sie auch sofort ins Herz geschlossen und somit durchstreifen wir, wie Lizzy es gerne sagt, als drei Musketiere durch das Alltagsleben von Teenagern. Ich musste lächeln, aber da mine Kopfschmerzen sich nur mäßig bessern, dachte ich sehnsüchtig an meine Bücher in meinem Koffer, der sich leider im Kofferaum befand. Ich wolte nicht nochmal das gleiche Hörspiel hören und stöpselte meine Kopfhörer ein. Leise Klaviermusik beruhigte mich und ich merkte wie ich langsam einschlief. Ich sank in einen ruhigen Traum.

Ich wachte durch meinen lachenden Bruder auf und musste blinzeln um mich zurecht zu finden. Ich hatte zwei Stunden geschlafen und die Autobahn schien jetzt um die Zeit voller als vor ein paar Stunden. Wir musste eine Umleitung nehmen, aufgrund eines kaputten LKWs. Nach einer weiteren Stunde, zogen nun grüne Wälder an mir vorbei. Nach einer Landstraße, auf der nun schon kaum ein Auto fuhr, bogen wir eine weitere Straße ab. Seit gut einer halben Stunde sahen wir keine Autos mehr und auch keine Spur von Zivilisation. "Mhmh, das verstehe ich nicht. Eigentlich müsste hier eine Kreuzung gewesen sein." sagte mein Dad verwundert. Vor uns bewegte sich eher gemächlich ein großer schwarzer Mercedes Van und das war es auch schon. Mein Vater stoppte so ruckartig, dass der Gurt sich in meinen Körper schnitt und ich musste meine Hände abstützen. Meine Mutter sagte aufgeregt " Was ist denn los??" und schaute aus dem Fenster. Ich versuchte ebenfalls etwas zu erkennen. Wie es aussah, war der Van vor uns gestoppt. Mein Vater wollte den Motor wieder starten, um einfach um den Van herum zu fahren doch sein Atem stockte. "Kinder, versteckt euch sofort." Seine Stimme klang alamiert und er ergriff, so weit wie ich es sah, besorgt nach der zitternden Hand meiner Mutter. Mein Herz klopfte so laut. Ben schaute mich mit ängstlichen Augen an und ich sah wie er mit seinem Mund die Worte: Was ist los? formte. Doch ich konnte dies nicht beantworte. Es schien als ob Stunden vergehen, bis ich plötzlich eine Bewegung sah. Drei Schatteen bewegten sich auf unser Auto zu. Ich musste schlucken und meine Tränen unterdrücken.  Ich nahm zitternd die Hand von Ben und war kurz davor einen Heulkrampf zu bekommen. Ich weiß nicht, ob ihr jemals so richig Angst hattet. Ich rede nicht von der Angst die man spürt, wenn man vergessen hat die Tür abzuschließen. Nein, ich rede von der Angst, die dich langsam verschlingt. Die Angst bei der du nicht schlucken kannst, bei der du nur langsam spürst, wie warme Tränen auf deinen Wangen hinunter kullern. Wie dein Atem sich beschleunigt und du in deinen Ohren dein Blut rauschen hörst und dein schnelles Herzklopfen dir fast den Verstand raubt. Es ist die Angst, die dich verschlingt. In deinem Kopf, in deinen Gedanken. Du weißt nicht was passiert, du hast nur Angst wie noch nie in deinem Leben. Diese Angst schnürrt deine Khele zu und du erkennst langsam, dass irgendwas schief gelaufen ist. 4 Minuten, war abgesehen von dem Ticken der Uhr nichts zu hören. Das Ticken, dieses nervtötende Ticken. Tick Tack. Tick Tack. Dieses Ticken bringt dich fast in den Wahnsinn, obwohl du weißt das es nur Sekunden sind. Dieses Ticken hört sich an, als ob du jeden Augenblick dein Todesurteil unterschreibst. Ich schreie vor Schmerz, Trauer und Wut leise auf, als eine Hand aggressiv die Fensterschreibe meines Vater zertrümmert. Scherben fliegen herum und wir alle schreien auf. Ich hielt Ben umklammert und er weinte un unterbrochen. Ich spürte wie seine  Tränen auf mein Bein fielen. Vor uns standen Männer. Männer in schwarz gekleidet, mit Sturmhauben und Waffen. Ich rede hier nicht von den Plastik Waffen, die man an Halloween trug. Nein, es waren diese Profi-Killer Waffen von denen man in den Thrillern liest. Ich spürte nichts mehr. Meine Angst hatte gewonnen, ich wusste nicht was passiert ist und was passieren wird. Die drei Männer befahlen uns aus dem Auto zu steigen. Ich sah wie mein Vater, mein geliebter Vater flüsterte: "Bitte lassen sie uns in Frieden. Bitte nehmen sie das Auto." Doch ich sah anhand der wütend dreinblickednen wässrigen, blauen Augen des einen Bewaffneten, das man auch einfach zu einer Statue reden könnte. Meine Mutter drehte sich zu mir um und dieser Blick den sie mir zu warf, war der schrecklichste was ich je in meinem Leben gesehen habe. Ihre Augen blitzten vor Wut, vor unendlich großer Angst und Vergebung. Ich konnte mich kaum bewegen aber ich wusste, dass ich es tun musste. 

Mein Atem beschleunigte sich und ich hob Ben, der wie ein Kleinkind wirkte, hoch. Die warme Sommerluft, die nach Regen roch, empfing mich auf der Straße. Meine Beine fingen an zu zittern und ich weinte die ganze Zeit. Ich konnte nicht mehr aufhören. Ich trat hinter Mama und Papa. Meine Mutter streckte zögerlich ihre Hände zu mir nach hinten aus. Ich nahm ihre warmen und weichen, zarten Finger in die Hand. Ich versuchte, als ich ihre Hand leicht drückte, ihr zu zeigen, dass alles gut wird. Ich weiß nicht, ob sie es mitbekam, denn im nächsten Moment nahm ich nur im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Einer von den bewaffneten Männer, Frauen? , kam auf mich zu und im nächsten Moment fühlte ich einen stechenden Schmerz an meinem Oberarm. Ich drehte mich verwirrt um und hörte bevor alles Schwarz wurde, bevor sich alles drehte und ich ohnmächtig wurde, die schmerzerfüllten Schreie meiner Familie. Schwärze, nur gähnende Schwärze umpfing mich wie ein liebender alter Freund, der mich vermisst hatte.

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Halli Hallo, ihr Lieben. Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet. :)Ich würde mich sehr über eine kleine Einschätzung freuen. Ich entschuldige mich jetzt schonmal, dass das Kapitel relativ kurz und nicht sehr umfangreich geworden ist. Habt auch mit der Garmmatik bitte Nachsicht.

Promises are forever, arent they?Où les histoires vivent. Découvrez maintenant