-Kapitel 8-

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26.06.2018 3:02 

Ich schlug meine Augen auf. 

Ein unbekannter Schmerz durchzuckte mich. Schwärze. Nichts als Dunkelheit. Gähnende Leere. Meine Augen erkannten nichts. Ich wusste nicht was passiert war. War ich tot? Wo bin ich zur Hölle? Die Bilder, an die ich mich noch erinnern konnte, erschienen vor meinen Augen. Meine Eltern, mein Bruder. Ich, wie ich seinen leblosen Körper von mir schob. Das warme, leuchtend rote Blut, was über meine Hände lief. Die Waffe an meinem Kopf und dann war da nichts mehr. Nur der Schmerz der durch meinen Körper floss. Was hatte ich getan? Diese drückende Schwärze. Ich versuchte mich auf zusetzen. Meine bleiernden und schmerzenden Glieder und Knochen. Ich versuchte mit Kraft meinen Kopf aufzurichten. Doch es war zu schnell. Zu hektisch, hatte ich gehandelt. Eine Schmerzenswelle durchkroch meinen Kopf. Schlimmste Schmerzen bohrten sich in mein Gehirn. Schmerz, dass einzige was mich erfüllte. Die Welt krachte in sich zusammen. Die Schmerzen sollten aufhören. Sie sollten aufhören. Die schwarze Leere, die Wand sie kam auf mich hinunter. 

Die Dunkelheit umschling mich mehr als jemals zuvor. Beißende Lichtblitze durchfuhren meinen Körper. Grüne, Blaue und Rote Lichter erschienen vor meinem Augen und dann spürte ich wie mein Kopf auf den Boden traf.

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Seit 4 Tagen saß ich nun schon hier fest. Als ich das zweite mal aufgewacht bin war Licht in dem Zimmer an. Der Raum war fensterlos. Nur 4 kleine weiße Wände. Ein Matratze mit einfacher, weißer Bettwäsche. Eine kleine schwarz gestrichene Tür, die zu einem superkleinem Badezimmer führte. Nur eine Toilette und ein Waschbecken fanden Platz. Nach zwei Tagen verstand ich, wie ich handeln musste und wie der Tag ablief. Ab 7 Uhr wurden die zwei Glühlampen in meinem Raum angemacht. Das Badezimmer konnte ich immer benutzen. 8 Uhr wurde mir durch eine kleine Klappe etwas Haferschleim durchgeschoben. 18 Uhr gab es manchmal kalte Nudeln mit einer unbeschreiblichen Tomatensoße, mit irgendwelchen groben Stücken drinnen, vielleicht Tofu. Wenn ich auf gegessen hatte, schob ich es durch die Klappe wieder nach außen zurück. Ich hatte einen grauen Plastikbecher, den ich im Badezimmer mit dem Wasser auffüllen konnte. Niemand redete mit mir, worüber ich auch froh war. Eigentlich. Vielleicht auch nicht. Ich wusste nicht mehr was richtig und was falsch war. Als ich das zweite mal aufgewacht bin war mir noch ein bisschen schwindelig und ich ertastete als ich meine Haare nach hinten strich, dass ich einen kleinen Verband um meinem Kopf trug. Wahrscheinlich war ich, als ich ohnmächtug geworden bin hart auf das Bettgestell aufgekommen. Außerdem lag ein schwarzes Unisex Sweatshirt neben meinem Schlafplatz, da ich noh immer nur die Unterwäsche trug. Den ersten Tag hatte ich zu sehr Anst, um irgendwas zu Essen auf zunehmen.  Ich hatte panische Angst davor, dass sie mich umbringen wollten. Nach einem Tag war der Hunger zu groß. Selbst der harte Haferschleimklumpen roch verführerisch lecker. Ich schlang den Teller Haferbrei nach unten, weil ich mich in meinem Kopf ausschimpfte, warum ich so lange gewartet hatte. Wenn sie mich umbringen wollten, hätten sie es schon längst gemacht. Ich konnte nichts machen tagsüber. Ich starrte die Wand an. Ich weinte manchmal und versuchte hauptsächlich zu schlafen, was nicht immer einfach war. Tagelang drehten sich meine Gedanken darum, was ich hier machte. Ging es meiner Familie gut und was wird jetzt mit mir passieren? Ich hatte Angst davor wie diese Gedanken mich in meinen Träumen verfolgen würden. Manchmal träumte ich nichts. Manchmal sah ich ihn oder meine Famile in meinen Träumen. Meine hauptsächliche Zeitbeschäftigung war,wirklich nur an die Wand zu starren. Maschinenhaft stand ich am fünften Tag auf und wanderte in das kleine Badezimmer. Ich schloss die Tür und lehnte mich an der Tür an. Mein Atem beruhigte sich etwas. Ich sah in den runden, kleinen Spiegel und sah mich an. Ich sah wie immer aus. Nur dunklere Augenschatten und etwas abgenommen. Aber doch da. Da war etwas anders. War es mein Blick? Ziemlich sicher. Ich erschrak. Das letzte mal, als ich in den Spiegel schaute, befand ich mich in dem großen Badezimmer, bevor ich auf ihn getroffen bin. Da sprühte mein Blick Traurigkeit und Wut aus. Jetzt? Jetzt lag gar nichts mehr in einem Blick. Als ob ich absolut emotionslos wäre. Ich ertrug den Blick von mir, auf meinem eigenen Gesicht nicht mehr. Ich öffnete die Tür und zuckte zusammen. Meine Finger krallten sich in den Türrahmen. Vor mir stand er. Absolut lässig. In einem grauen Shirt, einer schwarzen Jeans und Nike Schuhen. Er sah aus, als ob alle diese Sachen nur für ihn kreiert wurden. Er hatte wieder seine dämliche Masken an und lächelte mich an. Als er meinen verstörten Blick begegnete, hob er beschwichtigend seine Hände nach oben. "Ich tue dir nichts. Versprochen. Setz dich doch bitte." Ich bewegte mich langsam zu meinem  Schlafplatz. Ich setzte mich in die Ecke auf mein Kopfkissen im Schneidersitz mit meiner Bettdecke über meine frierenden Füße. Als er sich auch in Bewegung setzte, schob ich mich noch weiter nach hinten, bis mein Rücken die Wand berührte. Er setzte sich einen Meter von mir weg auf die Ecke meiner Matraze. Ich schaute ihn an. Ich musste schlucken, als seine grüne Augen mich weiter beobachten. Ich fand meine Stimme wieder und flüsterte: "Was willst du von mir?" Er seufzte genervt auf, als ob ich ein Kleinkind wäre, was nicht versteht was man machen darf und was verboten ist. "Ganz einfach. Du hast verlangt leben gelassen zu werden. Also tat ich das. Wenn du meinst, was jetzt passieren wird? Ganz einfach, du bleibst bei mir. So bleibst du am Leben. So wie du es wolltest." Ich sollte bei ihm leben? Ich sollte bei diesem Monster sein? Meine Augen fangen an zu tränen, doch ich gab ihm diese Genugtuung nicht. Ich schluckte meine Angst und Wut und alle anderen gefühle die durch meinen Körper flossen hinunter und nickte. Er schaute mich an und nahm die Maske mit einem Schwung ab. Ich war verwirrt warum tat er das? Unter der Maske verbarg sich das Bild eines schon längst vermutenden wunderschönen Gesichts. Ich meine jeder fand schonmal manche Menschen attraktiv. Aber er war alles. Absolut makellos erschien er mir. Von seinen rosigen Lippen, seinen grünen Augen und seinen perfekten gesichtszügen. Oh Gott wie sehr ich ihn hasste dafür. Vielleicht hasste ich mich dafür, dass ich überhaupt zugegeben hatte, dass er sehr wohl attraktiv war. Der einzige Makel war eine kleine narbe bei seiner linken Augenbraue. Er drehte sich um und holte etwas hinter seinem Rücken hervor. Ich hatte es als ich ihn vorhin entdeckte, nicht bemerkt. Es war eine braune Tüte, die mit dem großen gelben M von McDonalds beschrieben war. Er legte die Tüte vor mir auf mein Bett hin. Er schaute mich an. "Ich hoffe du magst BicMacs." Ich schaute die Tüte vor mir zögerlich an. Mein Blick richtete sich wieder auf ihn an. " Ich lasse dich schon in Ruhe. Ich werde morgen früh kommen, um dich zu holen.", sagte er, als ob er meine Gedanken lesen könnte. Er stand schwungvoll auf und ging auf die Tür zu. Bevor er die Tür öffnete drehte er sich um und räusperte sich. "Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich nicht nochmal anfassen werde. Also mache dir keine Sorgen. " Als er sich umdrehte und gegen die Tür klopfte hörte ich, dass er noch etwas dazu murmelte. Ich konnte nur die Wörter "nicht willst" ausmachen. Die Tür schlug hinter ihm zu. Ich starrte die Tür an. Was war hier passiert? Was sollte das? Was war mit meiner Familie? Ich bohrte meine Fingernägel in meine Handinnenfläche. Was hatte ich getan? Wieso musste mir sowas passieren? Wieso passierte sowas mir? Ich wollte ein normales, wenn auch einfaches Leben. Ich wollte nach Hause. Ich wollte mein altes Leben zurück.

Doch was ich wollte interessiert niemanden.

Nicht mal mein Schicksal.

Ich war auf mich alleine gestellt.

Promises are forever, arent they?Where stories live. Discover now