OS 1 - Alptraum

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Greg wurde spät in der Nacht wach. Er rieb sich die Augen und versuchte zu erkennen, wie spät es war.
Wieso ist er wach geworden?
Die Laternen draußen auf der Straße erhellten sein Schlafzimmer ein wenig. 2:16 Uhr.
Erst jetzt merkte er, wie kalt es eigentlich war; Seine Füße fingen schon an leicht zu schmerzen und seine Beine waren wohl schon lange nicht mehr unter einer Decke gewesen.

Greg sah zu seiner Rechten. Mycroft lag neben ihm, den Rücken zu ihm gewandt und hatte die ganze Decke für sich beansprucht. Er sah aus wie ein Hügel aus Kissen und Decken. Nur oben konnte man seine Haare erkennen.

Der Inspektor schmunzelte und strich ihm über den Kopf.

"Seine Haare sind nass..."

Sein Lächeln verschwand und er strich über die Decke, während er genau hinhörte.

"Angespannt. Flacher leiser Atem... Alptraum"

Mycroft träumte viele bescheuerte Sachen, die keinen Sinn ergaben, aber seine Alpträume konnten einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Es passierte nicht allzu oft, aber wenn, dann waren sie heftig.

Der Inspektor beugte sich über seinen Freund und strich ihm über den Kopf.

"Hey, ich bin hier. Mycroft, es ist alles gut. Ich liebe dich. Nur ein Traum", flüsterte er in das Ohr des Jüngeren.

Diese Nacht schien es ein Traum zu sein, der ihm nur Angst machte, überlegte Greg.
Einmal hatte Mycroft sich so sehr gewälzt, dass er ihn ziemlich grob wecken musste. Damals hatte Mycroft nicht nur Angst gehabt... Sondern pure, gnadenlose Panik.

"Mycroft, ich bins. Ich bin da", flüsterte er weiter und befreite ihn aus der Decke, an die sich Mycroft zu klammern versuchte.

Greg erinnerte sich, als er einmal versucht hatte, ihn stumpf wachzurütteln. Das hatte Mycrofts Traum nur verschlimmert, deswegen tat er das nicht mehr.

Die Decke war von seinem Oberkörper befreit und Greg prüfte seinen Herzschlag.

"Rasend schnell, aber sein Atem ist nicht mehr so hektisch."

Vorsichtig strich er ihm über die Brust und setzte sich quer aufs Bett, sodass er Mycrofts Kopf auf seinen ausgestreckten Beinen ablegen konnte.
Er griff nach seiner Hand und drückte ihr einen Kuss auf. Seine Finger waren noch kühler als die von Greg, also schmiegte er sie an sein Gesicht, um sie zu wärmen.

Mycroft presste die Augen zusammen, bevor er leicht blinzelte und die Augen aufschlug. Er atmete durch, sah nach oben zu Greg, seufzte und nahm seine Hand von seinem Gesicht weg.

"Entschuldige. Habe ich dich wieder geweckt?", fragte er und legte seine Arme um die Hüften des Inspektors, mit seinen Daumen über den Rücken streichend.

"Schon ok. Wie gehts dir?"

"Besser", hauchte der Jüngere und drehte seinen Kopf nach unten, um einen Kuss auf Gregs Oberschenkel zu geben. Er genoss das Kribbeln, das Gregs Hand auf seinem Kopf auslöste. Es begann im Nacken und zog sich angenehm die Wirbelsäule hinab.

"Was hast du denn geträumt? Hat dir ja scheinbar Angst bereitet...", fragte Greg vorsichtig. Mycroft zögerte nicht lange, ihm konnte er so etwas erzählen. Er konnte sich ihm anvertrauen und Greg würde ihm zuhören, das wusste er genau.

"Ich war in einer dunklen Zelle und habe aus kleinerer Entfernung laute Schreie gehört. Als ob im Nebenzimmer Menschen gefoltert wurden. Ich konnte die Schreie keinen bestimmten Menschen zuordnen, aber sie kamen mir trotzdem vertraut vor, als würde ich die Personen trotzdem kennen", erzählte Mycroft und schlang seine Arme etwas fester um Greg.

"Ich habe mich in die hinterste Ecke meiner Zelle gehockt und habe einfach gewartet. Ich wusste, irgendwann würde auch ich dran sein, aber so weit kam es gar nicht... Danke übrigens."

Der Inspektor beugte sich zu Mycroft runter und küsste seinen Kopf. Schmunzelnd sagte er: "Ich würde dich immer retten."

Als er das sagte, setzte Mycroft sich auf und sah seinem Gegenüber in die Augen. Er hatte sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und er griff nach Gregs Händen. Dieser erwiderte verwundert seinen Blick. Was war los? Er hatte doch eigentlich nur die Stimmung auflockern wollen.

"Ich weiß. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das in Wirklichkeit bedeutet."

Gregs Herz platzte und schmolz gleichzeitig. Es war schon wieder einer dieser Momente, so extrem, dass seine Brust vor Freude fast schmerzte. Er liebte diesen Mann einfach so sehr, er könnte durch das Zimmer springen!

"Och Mycroft, hör auf..."

Doch er hörte nicht auf. Der Jüngere zog ihn zu sich, küsste ihn, fuhr ihm durchs Haar und schloss die Augen. Greg erwiderte sofort, legte seine Arme um ihn und lehnte sich mit ihm zusammen nach hinten.
Nur hatte er die Schwerkraft nicht bedacht. Unsanft krachten sie aufeinander, sodass ihre Zähne deren Lippen einquetschen. 

"Mh!"

"Autsch..."

Unbeholfen lösten sie sich und rieben sich die Münder. Das war dumm gewesen, dachte Greg und sah zu Mycroft nach oben. Dieser sah nach unten zu ihm. 

Dann prusteten sie los und fingen an zu lachen.

Es war so bescheuert. Greg schaffte es doch immer wieder, solche schönen, leidenschaftlichen Momente ins Lächerliche zu ziehen.

"Alles ok?"

"Ja, alles in Ordnung."

Dieser strich mit dem Daumen über Gregs Lippen und lächelte ihn an.

"Du bist so wunderschön, wenn du lachst..."

Gregs Wangen wurden heiß und er schmunzelte. Mycroft war einfach super in sowas.

"Komm her", hauchte der Inspektor und breitete seine Arme aus. Der Jüngere legte sich auf seine Brust und hörte seinem Herzschlag zu. Er war ein bisschen erhöht, aber er konnte sich denken, woran das lag. Sein Atem hingegen war normal, wenn er entspannt und ausgeglichen war. Gregs warme Arme schlangen sich um seinen Körper und er hörte ihn seufzen...

"Danke, dass du in meinem Leben bist...."

Mycroft hatte nie darum gebeten. Er hatte immer gedacht, er käme alleine zurecht, doch jetzt mit Greg an seiner Seite wollte er nichts anderes mehr... Niemand anderen mehr

"Ich liebe dich auch, Greg..."

Nicht so stark - Mystrade FFWhere stories live. Discover now