10.

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Dass Sherlock so viel über Mycroft Bescheid wusste, gefiel dem Älteren gar nicht.
Er schrieb ohne Probleme die Liste von Möbeln und Gegenständen, die Sherlock und John besessen hatten. Doch er drückte mit dem Stift mehr auf als sonst.

Möbel sind es gar nicht so viele gewesen, das meiste war eher Kleinkram. Als er fertig war, ließ er beides sinken und sah zur Küche. Greg und John unterhielten sich über Rosie, Sherlock musterte den Inspektor immer mal wieder. Manchmal sah er aber auch zu John

Überhaupt, sein kleiner Bruder wirkte sehr in Gedanken. Mehr als sonst, wenn er einmal nicht in seinem Gedächtnispalast verweilte.

Mycroft sah wieder zu Greg. Er fragte sich, ob er wohl gut mit Kindern umgehen konnte. Er konnte sich nicht erklären, wie er denn jetzt auf dieses Thema kam, doch aufgrund dem, was John und er so beredeten, stellte er sich etwas vor: Greg würde an einer Frau mit weinendem Kind vorbeigehen und ihr helfen es zu beruhigen... Er würde Fratzen ziehen und dem Kind etwas Süßes geben. Und danach eine lustige Geschichte erzählen, wie er zu der Süßigkeit gekommen sei, bis das Kind lachen würde...

Sein Herz wurde bei dieser Vorstellung leichter und schwerer zugleich...Und dann hörte es kurz auf zu schlagen, als der Greg aus der Realität ihn ebenfalls ansah. Ein heißer Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er ihn zu lange angesehen hatte.

Erst als er schon wieder wegsah, fiel ihm ein, dass er es mit einem Lächeln wenigstens etwas runterspielen hätte können. Er seufzte innerlich...

Sie aßen noch eine Kleinigkeit zusammen und nach einer weiteren Stunde verabschiedete John sie beide. Er wollte gerade die Tür schließen, als Sherlock noch einmal nach seinem Bruder rief. John sah zu ihm, lächelte und machte Platz für Sherlock.

„Soll ich warten?", fragte Greg, der Mycroft noch nach Hause fahren wollte. Angesprochener nickte und betrat noch einmal den Flur vor die Treppen nach oben. Der Militärarzt ist bereits wieder in die Wohnung gegangen, also waren sie allein.

„Also, was möchtest du noch, Bruderherz?", fragte Mycroft, bereit weitere Analysen seines Bruders zu hören. Immerhin hatte er bereits auf einiges angespielt und Greg oft genug angesehen. Er wusste genau, wenn Sherlock jemanden las.

„Ich will Eurus besuchen. Sie ist doch wieder in Gewahrsam, habe ich recht?"

Diese Frage hatte er nicht erwartet. Sie versetzte Mycroft einen Schlag in die Magengrube, so heftig, dass ihm schlecht wurde. Er war es gewohnt, dass Sherlock schnell zum Punkt kam, aber das war gerade einfach nur brutal. Allein der Name seiner Schwester bereitete ihm Stress. Kurz war es still und Mycroft funkelte seinen Bruder anklagend an. Er konnte nicht fassen, was sein Gegenüber da gerade von ihm verlangte!

„Wie kommst du auf die Annahme, dass das so einfach zulasse? Sie hätte dich, John und mich fast umgebracht, hast du das eigentlich schon wieder vergessen?"

„Höchstens dich und John, nicht mich", widersprach Sherlock. Sie hatte niemanden, das weißt du doch. Deswegen kam sie doch erst auf diesen Weg. Und sie in absolute Isolation zu sperren hatte nur dazu beigetragen."

Mycroft hatte Mühe, die Ruhe zu bewahren. Und dieser letzte Satz... diese unterschwellige Botschaft dahinter... Mycrofts Kehle brannte und presste sich zu vor Anspannung.

„Ach, also ist das meine Schuld?"

Darauf gab Sherlock keine Antwort.

„Ich wollte ihr Gesellschaft bieten. Sie regelmäßig besuchen, damit sie jemanden hat. Sie braucht jemanden, damit sie keine Gefahr mehr darstellt, nur so können wir sie ruhigstellen", sagte er stattdessen, doch Mycroft ließ nicht locker.

Nicht so stark - Mystrade FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt