Wieder der See

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EMMA

Mit riesigen Schritten stürmte die junge Omega aus der Villa. Sie hörte noch, wie Jax seinen Stuhl zurückschob und hinter ihr her rannte. Zunächst hatte Emma einfach nur Angst gefühlt, eine tiefe, alles verschlingende Angst.
Doch jetzt spürte sie brodelnde Wut in sich aufsteigen. Ihre Wölfin war außer sich..
Das Seelentier knurrte und fauchte bei der Erinnerung an die verhasste Stimme Hennings und Wellen von Aggression überfluteten Emma. Sie brauchte definitiv etwas um sich abzureagieren. Also rannte sie mit riesigen Schritten zum Schießstand, schnappte sich ihren Revolver, hob ihn ohne Zögern und entlud das gesamte Magazin in Richtung der Zielscheibe. „Wow," entfuhr es Aaron. „Geht's dir gut, Kleines?" fragte der Beta, während er ihr die Patronenschachtel hinhielt. Knurrend schnappte sich Emma die Munition und stopfe sie ins Trommellager. Kaum war die Waffe wieder geladen ballerte sie weiter. Das ging noch fünf weitere Male so. Dann war die Patronenschachtel leer. Wutschnaubend holte Emma aus und schleuderte die Waffe selbst auf die Zielscheibe. „Liebling?" Emma wirbelte fauchend herum und starrte in Jax' leuchtend blaue Augen. Der Alpha stand nur zwei Meter hinter ihr und sah seine kleine Gefährtin  besorgt an. Die Omega lief unruhig im Kreis, hin und her, auf und ab und knurrte die ganze Zeit wie ein Miniatur Höllenhund. Sophie Boldren trat an die Seite ihres Sohnes und sah beunruhigt auf die junge Omega. Immer wieder flackerten goldene Lichter in den grünen Augen auf, ihre Wölfin kämpfte sich an die Oberfläche.
„Jackson? Bring sie in den Wald, sie muss sich dringend abreagieren!" sagte Sophie mit einem kurzen Seitenblick zu ihren Sohn. Dieser nickte nur knapp und begann sich auszuziehen. Kaum fiel sein Hemd auf dem Boden, riss Emma sich ihre eigene Kleidung vom Leib und wandelte sich in ihre kleine rote Wölfin. Knurrend und kläffend und bellend stürzte sie in Richtung Wald davon, der pferdegroße goldene Wolf von Jackson überholte sie schnell und übernahm die Führung.

Eine ganze Weile jagten die beiden Wölfe Seite an Seite durch die schattige Kühle des Waldes. Jackson spürte wie Emma sich langsam beruhigte, denn jetzt kam in die spielerische Seite ihres Seelentieres vor. Mitten im Lauf schnappte sie auf einmal nach seinem Hinterbein. Jax wirbelte herum, mehr als doppelt so groß überragte er sie nun. Mit einem sanften Stubs des großen Kopfes schob er seine Kleine von sich. Jaulend richtete sich die winzige Wölfin auf und preschte wieder auf ihn zu. Heftig mit der Rute wedelnd sprang Emma auf den goldenen Riesen und knabberte an seinem Ohr. Mühelos entledigte sich der Alpha des kleinen Störenfriedes, seine riesigen Pranken gruben sich dabei in den duftenden Waldboden. Die rote Wölfin forderte ihn regelrecht heraus, sie belauerte ihn und kläffte vor Begeisterung. Jax packte sie behutsam am Nackenfell und zog sie an sich, liebevoll leckte er über ihre Schnauze und kaute dann zärtlich auf den kleinen Öhrchen herum. Glücklich summte die kleine Wölfin und rieb ihre Wange an der seinen. Jax stupst sie sanft und auffordernd an und lief in Richtung des großen Waldsees los. Emma folgte ihm Schwanz wedelnd, kläffte immer wieder und versucht ihm in die Rute zu zwicken. Das liebevolle Schnurren und Summen des Alpha Wolfes vibrierte durch den Wald und nur eine halbe Stunde später erreichten sie erneut ihren See. In der warmen Mittagssonne ließ sich der riesige Alpha nieder und gähnte. Die gewaltigen Reißzähne glänzten im Licht wie geschliffene Dolche. Die kleine rote Wölfen beobachtete ihn glücklich und legte den Kopf schief.

Langsam trottete sie auf das Männchen zu und ließ an seiner Seite nieder. Summend vor Zufriedenheit schmiegte sie sich in das warme, weiche, goldene Fell. Jax drehte den massigen Kopf und legte ihn über ihre Schulter. Sein mächtiger Körper rollte sich um den ihren zusammen und so lagen sie stumm und zufrieden in den warmen Sonnenstrahlen im Gras, hörten dem Gesang des Waldes zu und ließen die Probleme des Menschseins für wenige Augenblicke hinter sich.
Nach einiger Zeit wandelte Emma sich wieder und räkelte sich genüsslich. Jax tat es ihr gleich und dann saßen sie nackt nebeneinander und sahen auf den See hinaus. „Willst du darüber reden, Liebling?" fragte Jax leise. Emma seufzte tief. Dann antwortete sie: „Ich hasse es! Ich hasse es, dass ich mich immer noch so fühle. Dass ich Angst vor diesem ekelhaften Mistsack habe, anstatt wütend zu sein, wie ich es sollte. Dieser Mann hat meine Kindheit zerstört. Und seien wir ehrlich, es hätte nicht viel gefehlt und der ganze Scheiß hätte mich in den Selbstmord getrieben. Ich sollte wütend sein...nur wütend und das bin ich auch. Aber ich hab auch Angst und das hasse ich so sehr!"
Der Alpha lehnte sich zurück und sah in den  Himmel hinauf. „Ich verstehe das, mein Kleines, glaub mir! Und auch wenn das jetzt sehr Plattitüdenhaft klingt.. Es wird leichter mit der Zeit. Du magst es vielleicht nicht sehen, aber du hast gewaltige Fortschritte gemacht in der letzten Woche. Dass du noch Angst von Henning hast, das ist verständlich. Dieser Mann ist dein persönlicher Albtraum. Aber vergiss eins niemals, mein Liebling.... Du bist nicht mehr alleine. Ich würde ohne Zögern mein Leben geben, um deines zu retten. Ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt, wie ich dich liebe."

Emmas grüne Augen glänzten vor Tränen. Sie drehte sich zu dem großen Alpha um und sah ihn an. „Ich will nicht, dass du für mich stirbst, Jax. Sag das niemals wieder hörst du, NIEMALS!... Als ich das erste Mal von Hamburg frei war, hab ich mir geschworen dass ich niemals einem Alpha gehören werde. Nachdem was mir Alphas bereits angetan haben war ich mir sicher, dass ihr alle gleich seid. Dass ihr alle brutale, bösartige Schlägertypen seid. Es tut mir so leid, so unendlich leid. Dass ich falsch damit lag, weiß ich jetzt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mein Herz an einen Alpha verlieren würde.. Aber du hast mir gezeigt, dass ich dir vertrauen kann, du hast mir nie weh getan. Du warst für mich da, hast mich getröstet, hast du mir Sicherheit gegeben, als ich es am meisten brauchte. Die Göttin ist mein Zeuge: ich, Emma Carter liebe dich Jackson Boldren mehr als mein Leben. Ich will niemals mehr ohne dich sein!"

Jax richtete sich auf und zog Emma mit sich auf die Füße. Zärtlich nahm er ihr Gesicht in beide Hände, senkte den Kopf und küsste sie. Ganz sachte und zart strichen seine Lippen über ihre. Seine Zunge folgte dem Schwung ihres Amorbogens und ohne Zögern öffnete sie ihren Mund für seine Eroberung. Dieser Aufforderung kam Jackson sofort nach. Der Kuss wurde tief und innig und so leidenschaftlich, dass als er endete, Emma nach Atem rang und mit vor Lust glasigen Augen zu ihrem Alpha aufsah.
„Ach, meine süße, kleine Omega! Mein Liebling," Jax' Blick wurde tief und dunkel, seine Hände lagen immer noch an ihren Wangen und hielten so ihr Gesicht in seiner blauen und golden strahlenden Sicht.
Und dann endlich fragte er: „Du Liebe meines Lebens, meine Emma.... Wirst du mit mir in den Gefährtenbund eintreten?"
Emmas Atem stockte. Tränen liefen über die Wangen und aufschluchzend stieß sie hervor: „...Ja, ja, ja ja ja! Und 1000 mal noch ja." Mit einem Satz sprang sie ihm in die Arme und presste ihre Lippen wieder auf seinen Mund.

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt