Wieder vereint

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EMMA

"Das kann doch nicht dein Ernst sein!" fauchte Sarah und funkelte ihre rothaarige Freundin genervt an. Verbockt saß Emma auf dem Rücksitz, Mia's Kopf in ihrem Schoß und sah demonstrativ aus dem Fenster. „Emma...! Du kannst unmöglich dem widerlichen Schlappschwanz Henning mit Jax vergleichen?!" Die Omega fauchte zurück und antwortete sauer: „Alpha ist Alpha! Sie sind die stärksten unter uns Wandlern, mit nahezu absoluter Macht über uns! Wie kö..." „Verdammt, Emma! Sei nicht so verflucht stur! Jax ist NICHT wie Henning! Das wäre als ob du eine Ameise mit einem Adler vergleichst. Die spielen doch in vollkommen anderen Ligen! Jax hat Integrität und Ehre und was noch viel wichtiger ist... EIN GUTES HERZ!"
Emma standen Tränen in den Augen, während sie in die Dunkelheit hinaus sah. Sie wußte all das. Natürlich war Jax vollkommen anders als dieser Schwachkopf von Alphasohn. Aber sie schaffte es einfach nicht diese winzige, aber hartnäckige Stimme abzustellen, die ihr zubrüllte: ‚Lauf um dein Leben... sonst gehörst du einfach nur einem anderen Alpha, aber nie dir selbst...'

Klägliches Wimmern riß sie aus ihren düsteren Gedanken. Mia's magerer Körper verkrampfte sich qualvoll und Zitterschauder liefen durch die verkümmerten Muskeln. „Mama? Wir müssen anhalten und sie versorgen!!" sagte Sarah mit einem besorgten Blick auf die schwarze Wölfin. Louisa, die am Steuer saß, meinte: „Ein wenig muss die Kleine noch durchhalten! Wir passieren gerade die Randbezirke von Hamburg. In einer Stunde sollten wir für ein paar Minuten anhalten können..." Adeline kramte in ihrer Umhängetasche und zog eine kleine Glasphiole mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit hervor. „Hier... nimm das. Drei Tropfen alle 10 Minuten. Stärkt das Herz und entspannt gleichzeitig die Muskeln.." Sarah nahm das Fläschchen und entkorkte es. Der Duft von Lavendel und Rosmarin breitete sich im Wagen aus, als Emma Mia's Maul öffnete und ihre Freundin drei Tropfen in den Rachen der Wölfin träufelte.

Schon kurz darauf wurden die Zitterkrämpfe weniger und der unregelmäßige Herzschlag verlangsamte und stabilisierte sich etwas. Sarah atmete erleichtert aus und sagte: „Mama, du bist ein Genie! Trotzdem... Louisa? Kannst du vielleicht aus dieser Schrottmühle noch etwas mehr Tempo rausholen?" Die brünette Frau grinste und trat das Gaspedal durch. Adeline schüttelte sprachlos den Kopf... wenn das vorbei war sollte sie sich mit ihrer Tochter mal hinsetzen und den Begriff Schrottmühle debattieren. Der Volvo Kombi war zwar ein älteres Model, aber durch die alte Bauweise praktisch ein Straßenpanzer! Und schaffte immerhin vollbeladen noch 170 Km/h..
Sarah grinste frech. Sie hatten den Wagen ihrer Mutter genommen, da in ihren kleinen Fiat keine 4 Personen, ein Wolf und der halbe Hausstand von zwei erwachsenen Frauen gepasst hätte. Die schwarzhaarige junge Frau griff dann nach ihrem Handy und schaltete es ein. „Oh, oh..." entfuhr es ihr. Emma sah fragend auf. „Oh, oh? Wieso oh, oh? Was ist los?" fragte sie beunruhigt. „Na, ja... ich find oh, oh.. passt bei 89 verpassten Anrufen ganz gut," murmelte Sarah und wählte eine Nummer...

„Ace , Liebling... ich .. äh, weißt du, ich musste da... Hamburg? Äääähhh... na, ja. Schon irgendwie... beruhig dich! Uns geht es gu... ja, haben wir.. nein, es ist alles gut gegan... WO SEID IHR?" Emma sah zu Adeline, die sich zu den beiden jungen Frauen umgedreht hatte. „Ups... ich glaub, wir sind aufgeflogen.." flüsterte die kleine Omega. Die Kräuterheilerin lächelte leicht. „Wie ist dieser Ace? Ist er gut für meinen Schatz?" Emma lächelte liebevoll und erwiderte ebenfalls leise: „Er ist großartig. Ein riesiger, sanftmütiger und bärenstarker Mann. Mit einem guten Herzen und viel Humor. Er passt perfekt zu Sarah! Und das Rudel, in dem er der Beta ist, ist genauso fantastisch." Sarah legte auf, seufzte und sagte: „Louisa? In etwa zwei Kilometern kommt eine Straße, die rechts abgeht... da müssten wir lang." „Lass mich raten... wir sind aufgeflogen?" fragte Emma. „Jupp!" antwortete ihre Freundin und sah dann stumm aus dem Fenster.

Zwei Kilometer später bog Louisa ab und folgte der Straße raus aus dem Wald. Nach etwa einer halben Stunde richtete sich Sarah auf und deutete aus einem Parkplatz zum Eingang eines Naturschutzgebietes. „Dort..." Und Louisa lenkte den Volvo in die angegebene Richtung. Mehrere Fahrzeuge - riesige gepanzerte SUVs standen bereit im Halbkreis und kaum das der Wagen still stand wurde die hintere Tür aufgerissen und Sarah aus dem Auto gezerrt. Ace presste seine Gefährtin mit aller Kraft an sich, vergrub das Gesicht in den dichten schwarzen Locken und kraulte ihren Nacken. Louisa und Adeline glitten ebenfalls aus den Sitzen um ihre Gliedmaße zu strecken. Nur Emma blieb sitzen. Ihre Wölfin winselte und scharrte mit den Pfötchen... sie spürte Jax. Und nur Sekunden später öffnete sich die Tür und der große Alpha hob sie behutsam aus dem Wagen. Er schnurrte zärtlich und schnupperte an ihrem Hals.

Sarahs Mutter lächelte zufrieden und begab sich dann zu Mia, um mit Louisas Hilfe die Erstversorgung durchzuführen. Jax trug Emma zur Seite damit den beiden Frauen Raum für ihre Arbeit hatten und setzte seine Omega bei den beiden Betas und den 30 Kriegerwölfen seines Rudels ab. Er nahm sachte Emmas Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die Augen. „Geht es dir gut? Wurdest du verletzt? Da ist Blut auf deiner Kleidung!" Emma hob die Hand und berührte zart seine Lippen. „Das ist Mia's Blut.. ich bin nicht verletzt." Oli kniff die Augen zusammen und sagte langsam: „Du bist vielleicht nicht verletzt... aber es geht dir nicht gut!" Emma wollte abstreiten, doch die zärtlichen Berührungen des riesigen Alphas, den besorgten Blicken der beiden Betas und der Sicherheit, die die kleine Armee von Gammawölfen darstellten, zerschmetterten ihre Dämme und die kleine Omega brach in Tränen aus. Der Stress und die Anspannung der letzten Stunden wichen und mit ihnen das Adrenalin, welches sie auf den Beinen gehalten hatte.

Mit einem aufschluchzenden Wimmern sackte Emma gegen die Brust des Manns vor sich und Jax Arme schlossen sich fest um die junge Frau. „Jaaaaax..."winselte sie verzweifelt und kroch regelrecht unter das schwarze T-Shirt des Alphas. Jax hob sie hoch, trug sie zu seinem Auto und ließ sich auf den Rücksitz nieder. Aaron ging rasch zu den Blackfords hinüber, um die Rückfahrt zu regeln. Der zweite Beta Markus des verbündeten Rudels bot sich an mit Louisa in dem Volvo zu fahren, während Adeline Mia aufhob in sie zu einem der gepanzerten Wagen des Rheinrudels brachte. Kaum waren sie auf die Autos verteilt fuhr die Kolonne los... zurück nach Waldbrücken.
Oli sah besorgt zu seinem Freund. Emma hatte sich tatsächlich komplett unter sein Shirt zurückgezogen und zitterte unter heftigen Schluchzern. Das tiefe kehlige Schnurren des Alphas erfüllte das Wageninnere, während seine großen, warmen Hände beruhigende Kreise über ihren Rücken zogen. „Hab keine Angst, mein Liebling! Ich bin da - wir sind da! Niemand wird dir jemals wieder etwas zu leide tun, mein Kleines... schsch... beruhige dich. Ganz ruhig..." Jax tiefe Stimme lullte die völlig aufgelöste Omega allmählich ein und Emma glitt in einen tiefen Schlaf, in dem Wissen bei diesem Alpha in Sicherheit zu sein.

EmmaWhere stories live. Discover now