Einsamkeit

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(Triggerwarnung)
EMMA

Die Nacht war grauenvoll... Emma fand keinen Schlaf, ihre Gedanken kamen einfach nicht zur Ruhe und spielten in Endlosschleife schmerzhafte Erinnerungen ab. Erinnerungen an Schläge, Missbrauch... die andauernden Demütigungen... Omegas waren kostbar, weil sie so unglaublich selten waren... doch anscheinend fand die Göttin es amüsant, dem Hamburger Rudel mehrere in der letzten Generation zu schenken, weshalb das Alphapaar ihren Wert nicht mehr schätzte. Doch egal, wie furchtbar ihre Vergangenheit gewesen war, Emma wusste, dass das Schicksal ihrer Freundin Mia schlimmer war. Sie war als Gefährtin für Henning, den Sohn des Alphas bestimmt worden. Doch dieser wollte Emma - nicht Mia ... da er sie aber nicht bekommen konnte und zudem das Verbot ausgesprochen worden war, Emma zu entjungfern, war Henning halt kreativ geworden. Er hatte seinen Frust zunächst an Mia ausgelassen. Das arme Mädchen wurde im Keller angekettet und durch den Bann ihres zukünftigen Alphas gezwungen worden, in ihrer Wolfsform zu verweilen. Das war vor 6 Jahren... seitdem hatte Emma nichts mehr von Mia gehört.


„Steh auf, du Nichtsnutz!" schrie die Luna und hämmerte an Emmas Tür. „Ich mach das schon, Mutter," schnurrte Henning und betrat die Schlafkammer der kleinen rothaarigen Omega. Beim ersten Schlag an die Tür durch die Luna war Emma bereits aus dem Bett gesprungen, wusste sie doch, was geschehen würde. Blitzartig fuhr sie in Hose und T-Shirt, als sie die Stimme ihres Peinigers vernahm. Das Mädchen erstarrte vor Angst, ihre Wölfin duckte sich, die Rute zwischen die Beine geklemmt und jaulte furchtsam vor sich hin. Der junge Alpha betrat ihr Zimmer und schlenderte in einer widerlichen Seelenruhe auf Emma zu, ein hinterhältiges Lächeln auf den Lippen... „Ach, meine süße kleine Emma... hast du dich etwa angezogen ohne dich zu waschen?" Die kleine Omega duckte sich und flüsterte: „Ich habe gestern Abend geduscht..."

„Reicht nicht!" zischte Henning, packte das Mädchen und zerrte sie ins Badezimmer. Dort riß er ihr das Shirt und die Hose vom Körper und stieß sie in die große ebenerdige Duschkabine. Der Alpha gierte auf die kleinen Brüste, dann nahm er die Brause und begann Emma mit kaltem Wasser abzuduschen. Henning ignorierte ihr Wimmern und Schluchzen, als er den Schwamm ergriff und damit Seife auf ihrem Körper zu verteilen. Besonders intensiv widmete er sich den Brüsten und ihrem Intimbereich, strich immer wieder genüsslich zwischen ihren Schenkeln und den Schamlippen hindurch. Dann spülte er sie wieder mit kaltem Wasser ab. Als er fertig war, warf Henning dem weinenden Mädchen ein Handtuch hin und verließ den Raum. „Beeil dich! Mutter will, dass du in der Küche hilfst!"


Klara stürmte in das Zimmer ihres Schützlings, als sie das verängstigte Schluchzen hörte. Sie rüttelte Emma an der Schulter in dem verzweifelten Versuch die Omega zu wecken, während der Rotschopf immer wieder wimmerte: „Nein, bitte lass mich doch... biiiitte. Hör auf!!!" Schreiend fuhr Emma aus den Alpträumen und brach weinend in Klaras Armen zusammen. So ging das die ganze Nacht. Als die Dämmerung aufzog erhob sich die ältere Delta und sagte leise: „Ich sag Larissa Bescheid. Du brauchst heute einen Tag Ruhe... geh zum Fluss, Versuch etwas inneren Frieden wiederzufinden..." Emma nickte nur müde, erhob sich und schlurfe ins Bad. Sie schauderte beim Anblick der Dusche, dann putzte sie sich rasch die Zähne und mied dabei den Blick in den Spiegel. Auf den Anblick ihrer Augenringe nach dieser bescheidenen Nacht konnte sie gut verzichten!

Klara sah ihr entgegen und sagte: „Viele Grüße von Larissa... du sollst dir keine Gedanken machen und dich auskurieren..." Emma nickte wortlos, schenkte ihrer neuen Ziehmutter ein trauriges Lächeln und ging mit hängenden Schultern langsam in Richtung Rhein davon. Sie setzte sich an das Flussufer und sah dem schnell dahin strömenden Wasser zu. Auf einmal bemerkte sie, dass sie sich wünschte dass sie vor einigen Wochen den Kampf gegen den Fluss nicht gewonnen hätte, sondern einfach ertrunken wäre. Und als ihr das klar wurde, schlug Emma die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.

Als die Tränen schlussendlich versiegten, stemmte sich die junge Frau hoch und wandelte sich in ihre Wölfin. Das Seelentier war genauso depressiv wie Emma selbst und schlich mit hängendem Kopf in den Wald. Nach einer Weile bemerkte sie, dass sie nicht mehr alleine war. Der riesige goldene Alpha von letztem Tag trottete still an ihrer Seite. Die Wölfin blieb stehen und duckte sich leicht, die Öhrchen angelegt, die Rute zwischen die Hinterbeine geklemmt. Jax drehte sich zu ihr um, senkte seinen Kopf und rieb die Schnauze an ihrer Wange. Der Mensch Emma hatte sich tief in ihr Inneres zurückgezogen und dem Seelentier die Kontrolle überlassen, zu erschöpft, um im Moment weiterzumachen, begnügte sie sich mit dem Beifahrersitz. Die Wölfin streckte jetzt zögernd den Kopf vor und schnupperte an der Schnauze des Männchens. Dieses wedelte nur langsam mit der Rute und hielt still, während das Weibchen sich auf die Hinterbeine stellte, die Vorderpfötchen an seine massige Schulter gestemmt und schnüffelte sich so seinen gesamten Körper entlang. Und ja... den GESAMTEN Körper entlang!

‚Gut,' dachte Jax, ‚gleiches Recht für alle!' und ließ seinen Wolf los. Nach der Schnupperstunde tollten die beiden Wölfe gemeinsam durch den Wald, haschten nach einander, preschten los und kugelten in sich verknäult über den Boden. Schließlich ließ sich die Wölfin hechelnd zu Boden sinken und legte totmüde den Kopf auf die Pfoten. Der Alpha trabte zu ihr zurück und schob das Maul unter ihren Körper um sie zum Aufstehen zu bewegen, doch die kleine rote Wölfin war fix und fertig und schlief bereits tief und fest. Jax wandelte sich, beugte sich nieder und hob die Omega hoch. Dann ging er mit langen Schritten in Richtung des Rudelhauses los, den kleinen Kopf gegen seine Halsgrube gelehnt, eine Hand stützte den Körper, die andere streichelte zärtlich über das seidige Fell.

Oli saß auf den Treppenstufen und schnitzte an der Springerfigur eines Schachspiels. Erstaunt sah er auf, als sein nackter Alpha mit dem winzigen Wolf im Arm aus dem Wald gestiefelt kam. „Oooooookay?! Will ich es überhaupt wissen?" fragte er leicht resigniert. Jax seufzte und ruckte mit dem Kinn in Richtung des Hauses. „Ich hatte so ein Gefühl... Ich wollte mich für den ganzen Mist gestern bei Emma entschuldigen... aber sie war nicht da. Mein Wolf hat mich dann in den Wald gedrängt und da war diese Kleine hier... so niedergeschlagen, dass sie mich zunächst gar nicht bemerkte. Und dann... Oli... irgendwas ist da passiert. Ihre Wölfin hat vollkommen die Kontrolle übernommen. Als würde der Mensch dahinter verschwinden... das was ich von ihr fühlen konnte, war Angst, Schmerz und ein überwältigendes Gefühl von Einsamkeit..."

Sophie Boldren kam ihnen mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck entgegen. „Göttin, es ist also doch wahr... eine Omega?!" Jax drückte den kleinen Körper enger an sich und antwortete traurig: „Yeah... und eine traumatisierte, wie es aussieht. Irgendwer hat diesem wundervollen Geschöpf etwas grausames angetan."
Sophies Miene wurde finster: „Das wird demjenigen leid tun! Die Göttin hat die Omegas gesegnet... wer könnte nur so fehlgeleitet sein?" Kummervolle Tränen standen der Frau in den Augen. Olivers Stimme war hart, als er sagte: „Keine Sorge, Luna. Wir werden herausfinden, wer verantwortlich ist und dann werden wir sicherstellen, dass er es bereut!"

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt