Vertrauen ist schwierig

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EMMA

Selig schmiegte sich Emma in die Arme des großen Mannes. Ihre Wölfin summte vor Zufriedenheit und ließ sich Schwanz wedelnd tief im Innern ihrer Seele nieder.
Sarah schüttelte den Kopf: „Also wirklich, war das denn so schwierig?"
Ace lachte und zog seine Gefährten auf seinem Schoß. „ Hast du ihm jetzt endlich verziehen, dass er einfach so für ein, zwei Tage verschwunden ist? Ich meine, alles was er wollte war dasselbe was du getan hast."
Sarah grummelte sauer. So ganz hatte sie Jax noch nicht verziehen. Zu groß war die Angst um Emmas Leben gewesen. Ihr Gefährte kicherte leise und auch die beiden Betas schmunzeln belustigt. Klara erhob sich und sagte: „Ich werde jetzt erst mal eine Geruchsprobe nehmen und dann entscheide ich, ob ich mein Haus abreißen muss oder ob es noch zu retten ist."
Sarah sah zerknirscht auf. „Klara, es tut mir so leid. Ich werde meine Mutter fragen ob es ein Kräutergegenmittel gegen Gestank des Kastanienmüffel-Stink-Dings gibt. Ich meine, ich wusste ja dass dieser Pilz wirklich übel riecht, aber das ist so furchtbar ist... damit habe ich nicht gerechnet!"

„Eimer?" fragte Oliver fürsorglich und hob diesen in Klaras Richtung. Aaron lachte und verdrehte die Augen. „Echt jetzt? Wird das deine Standard Frage?" „Was denn? Ich finde das ist durchaus berechtit bei dem Gestank also: Eimer?" Clara schüttelte lachend den Kopf: „Vielen Dank Beta! Aber ich denke ich versuche es erst mal so. Außerdem habe ich seit heute Morgen nichts gegessen was rauskommen könnte."
Jax kraulte zärtlich Emmas Nacken und flüsterte leise: „Wie sieht es aus, mein Liebling? Ich denke, wir beide müssen einiges besprechen." Die kleine Omega rutschte unbehaglich hin und her. Aus großen grünen Augen sah sie den Alpha an: „Besprechen? Was möchtest du denn besprechen?" Jax hob einfach nur eine Augenbraue und sah sie an: „Was denkst du denn, was ich besprechen möchte.... Vielleicht, dass du den Wunsch geäußert hast, zur Göttin zu gehen?"
Die Kleine senkte beschämt den Kopf. „Es tut mir leid, Wirklich... Ich konnte einfach nicht mehr. Egal, was ich mache.. Ich habe das Gefühl, dass es niemals enden wird. Dass diese dunklen Erinnerungen niemals aufhören werden, der Schmerz die Angst niemals endet. Und ich HABE entsetzliche Angst vor dem Moment wenn das Hamburger Rudel auftaucht um Mia zurückzuholen und um mich zurückzuholen." Zum Schluss wurde Emmas Stimme immer leiser. Sarah hob den Kopf: „Emmi, du hast jetzt zwei Rudel hinter dir, zwei Rudel die dich beschützen, dich bis zum Tod verteidigen werden.." „Das ist es ja! Das ist das, was mir so entsetzliche Angst bereitet! Ich möchte nicht, dass irgend jemand für mich stirbt! Und ich bin mir sicher: Mia will das auch nicht!!"

Jax begann zu schnurren. Tief in seinem Innern bleckte sein Wolf die Zähne und knurrte wütend. Niemand! Wirklich niemand würde ihm sein Weibchen noch einmal wegnehmen! Oh, er würde um sie kämpfen! Und Kehlen herausreißen.. So viele wie nötig. Aber niemand würde seiner süßen kleinen Gefährtin jemals wieder etwas zu Leide tun. Emma seufzte und rutschte von Jax' Schoß herunter. „Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll..." Jax erhob sich und sagte leise: „Komm mit, Kleines. Wir beide müssen uns jetzt unterhalten." Der Alpha war Sarah einen scharfen Blick zu: „Allein!" Die schwarzhaarige junge Frau presste wütend die Lippen zusammen. Ace spürte, wie sich seine Gefährten anspannte. Sanft tippte der Beta seine Geliebte mit dem Finger gegen die Nasenspitze und sagte: „Halt dich zurück, mein Schatz! Das ist jetzt etwas, was die beiden unter sich klären müssen. Und bedenke: du wirst nicht immer hier sein! Irgendwann kommt der Moment an dem wir beide in unser Rudel zurückkehren müssen. Und Emma wird hierbleiben bei Jax. Deshalb wirst du die beiden das jetzt untereinander klären lassen... alleine... und wir beide versuchen Klara dabei zu helfen den Gestank aus diesem Haus zu bekommen!" Dann warf er einen Blick auf die beiden Männer die sich möglichst weit vom stinkenden Häuschen entfernt aufhielten und brüllte: „Das gilt übrigens auch für euch, ihr beiden Schlafmützen! Los, angetrabt!" Oliver seufzte resigniert und sagte: „Geh vor! Ich werde noch einen zusätzlichen Eimer holen!"

Jax hat derweil Emma hochgehoben und trug sie vom Grundstück in den Wald hinein. Emma wies ihn nicht erneut darauf hin, dass sie auch alleine gehen konnte, sondern genoss einfach die Zuwendung des Mannes in den sie sich verliebt hatte. Sie legte ihren Kopf in seiner Halskuhle und sog genüsslich seinen Duft ein. Der Alpha lächelte zufrieden und nur kurze Zeit später kam sie zu dem kleinen niedlichen See, an dem sie ihr erstes Date gehabt hatten. Jax setzte sie am Seeufer ab und ging vor ihr in die Hocke. Lange sahen seine leuchtend blauen Augen tief in ihre dunkelgrünen. „So meine Kleine, da sind wir wieder. Heute allerdings ohne Kerzen..." Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen als er sich an den wundervollen Abend mit ihr erinnerte. Auch Emma dachte mit einem wehmütige Seufzer an diesen schönen Abend zurück, an dem sie sich so unglaublich sicher und geliebt gefühlt hatte. Der Alpha setzte sich neben sie und dann zog er sie wieder auf seinen Schoß. Sanft fuhren seine Hände durch die roten Locken während er seine Stirn an ihre Halsseite schmiegte. „Warum? Warum willst du mich verlassen. Liebling... Ich weiß doch, wie sehr du leidest. Wie sehr dir diese Erinnerung zusetzen, deine Vergangenheit dir zusetzt. Lass mich dir helfen, mein kleiner Schatz. Lass mich dir helfen, diese Last zu tragen. Bitte... ich werde alles tun damit du mich nicht verlässt..."

Emma zögerte. Sie wollte nicht, dass dieser sanfte, sensible und feinfühlige Mann von ihrer Dunkelheit erfuhr. Ja, Sarah hatte schon einiges erzählt aber sie wusste auch, dass diese längst nicht alles mitbekommen hatte Adam Canton ihr angetan, was Henning ihr angetan hatte oder was die beiden Betas Cole und Lazlo. Sarah wusste zwar von dem Missbrauch, aber sie wusste nicht wie weit die drei Männer tatsächlich gegangen waren. Nein, Emma wollte wirklich nicht dass Jax das erfuhr, dass er erfuhr wie zerbrochen sie tatsächlich war. Denn Emma war sich durchaus im Klaren darüber, dass es alles verändern würde, wenn sie Jax die ganze Wahrheit erzählte.
Der Alpha schwieg und wartete - er drängte sie nicht. Ihm war klar, dass sie diesen Schritt von alleine gehen musste. Sie musste ihm vertrauen. Vor allem musste sie darauf vertrauen, dass er tatsächlich anders war als ihre Peiniger. Also wartete er, wartete und streichelte derweil zärtlich über ihren Rücken. Sein Wolf war angespannt... die Ohren gespitzt und das Fell gesträubt, saß das Seelentier tief in seinem Innern und vibrierte vor Anspannung.

Schließlich unterbrach eine leise fast und hörbar Stimme die Stille des kleinen Sees. „Ich habe Angst Jax," flüsterte Emma. „Ich habe Angst dass das, was ich dir erzählen werde verändern wird, was wir beide haben... Ich befürchte, dass du mich danach mit anderen Augen ansehen wirst. Die Dinge die mir angetan wurden, die ich mit mir habe machen lassen.. Ich schäme mich so dafür. Ich schäme mich so sehr." Zum Schluss wurde ihre Stimme noch leiser und Tränen schwangen darin. Jax griff behutsam mit einer Hand unter ihr Kinn und hob dieses an, so dass er ihr in die Augen sehen konnte. „Emma, meine kleine Emma. Ich gebe dir mein Ehrenwort als Alpha und als dein zukünftiger Gefährte das nichts was du mir heute erzählen wirst meine Meinung über dich ändern wird. Bitte vertrau mir, bitte lass mich einen Teil deiner Last mittragen."
Lange Zeit sah Emma ihm einfach nur in die Augen. So tief, dass sie sogar vermeinte sein Seelentier zu sehen. In diesem blauen Augen sah sie nichts außer Liebe und Zuneigung. Konnte es wirklich so sein? Bislang war sie alleine gewesen, da sie Sarah ist nicht hatte zumuten wollen ein Teil dieser Dunkelheit zu sein. Aber konnte sie jetzt tatsächlich loslassen? Konnte sie einen Teil dessen was sie zu zerstören drohte auf stärkere Schultern abladen?
„Okay..." sagte sie schließlich leise. „Dann werde ich es dir erzählen. Aber eine Sache solltest du vorher wissen: .... ich habe mich in dich verliebt Jax. .... Ich habe fürchterliche Angst davor und gleich erzähle ich dir auch warum das so ist und ich hoffe dann wirst du verstehen..."

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt