Ein Wiedersehen mit alten Alpträumen

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EMMA

Ein Schwall heißer Luft kam ihr entgegen, als Emma den Ofen öffnete. Die Brötchen hatten eine wunderschöne goldbraune Kruste und duften herrlich. Die junge Frau zog sich die Ofenhandschuhe an und holte das Blech aus dem Backofen heraus. „Riecht gut!" Emma hob den Blick und sah zu Sarah. Ihre Freundin lehnte mit verschränkten Armen an der Tür. Die rothaarige Omega strich sich eine lange Locke aus den Augen. „Ich dachte, Mia wird sich über ein schönes Frühstück freuen. Und dazu gehören natürlich auch Brötchen." Sarah nickte nachdenklich. Dann stieß sie sich von der Tür ab und kam auf Emma zu. „Kleine, wir sollten reden. Meine Mutter und ich sind der Meinung, dass es für Mia besser wäre, wenn sie mit zu den Blackfords kommt. Über kurz oder lang werde ich zu meinem Rudel zurückkehren und Mama wird mit mir kommen. Wir denken, dass noch mehr räumlicher Abstand zum Hamburger Rudel Mia gut tun wird und darüber hinaus ist Christopher Schilling der Rudelarzt der Blackford auch noch Psychologe. Er wird Mia mit Sicherheit helfen können..."

Nachdenklich wischte sich Emma die Hände an einem feuchten Tuch ab. „Hast du schon mit ihr darüber gesprochen?" Sarah nickte langsam. „Emma, es ist nicht so als würde ich dich außen vor lassen wollen, ich hoffe das weißt du.. Es war keine Absicht, dass ich mit ihr ohne dich darüber gesprochen habe, es hat sich einfach aus dem Gespräch heraus entwickelt." Emma seufzte leise. Dann sagte sie: „Ich versteh das schon. Ich meine, der mentaler Zustand von mir ist ja auch nicht der allerstabilste. Und wenn Mia damit einverstanden ist und du sagst dieser Christopher Schilling als Psychologe ihr helfen kann, wie sollte ich dann dagegen sein. Außerdem ist das Blackford Rudel ja nicht am Arsch der Welt. Das heißt, innerhalb von paar Stunden könnte ich bei euch sein um euch zu besuchen. Zudem, auch wenn ich es vor ihm wahrscheinlich nicht zugeben werde, wäre Jax vermutlich sehr dafür, wenn ich auch mal mit einem Psychologen reden würde." Emma verdrehte die Augen, während Sarah breit grinste. „Oh meine Süße, da ist er ja nicht der einzige! Ich bin mir sicher, dass auch Aaron und Olli der gleichen Meinung sind und Sophie ...und Clara... und Larissa.." „Und du...!" Nun lachte Sarah schallend. „Du kennst mich gut. Jetzt aber mal Spaß beiseite. Es würde dir tatsächlich gut tun mit Christopher darüber zu reden." Emma atmete tief ein und sah auf ihre Hände herunter. „Ich weiß, das würde es wahrscheinlich. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich schon soweit bin."

Sarah sah sie ernst an. „Ich will dich auf gar keinen Fall so etwas drängen, Emms... das weißt du. Versprich mir nur, dass du dich nicht wieder abkapselt ist. Wenn etwas ist, schnapp dir deinen Alpha, zerre ihn in den Wald und laber ihm die Ohren ab! Glaub mir, der hält das aus!" Emma lachte und warf das Küchentuch nach ihrer Freundin. „Jetzt hör auf! Hilf mir lieber das Frühstück für Mia fertig zu machen!"
Grinsend bereiten die beiden jungen Frauen das Frühstückstablett vor und gingen dann zu Mia. Die schwarzhaarige Omega hatte sich in eine Zimmerecke zurückgezogen. Halb versteckt unter einer Decke kauerte sie dort, Alia saß vor ihr und sprach mit leiser ruhiger Stimme. Die schwangere junge Frau erzählte der traumatisierten Omega von ihren eigenen schlechten Erfahrungen mit männlichen Alphas. Sie erzählt ihr was Clayton Manning, der Alpha des Eifel Rudels ihr getan hatte. Konstantin saß etwas entfernt mit dem Rücken an der Wand und vermittelte gekonnt den Eindruck, als würde er vor sich hin dösen, obwohl er bereit war beim kleinsten Abzeichen von Gefahr loszuspringen. Das war auch ganz gut so, denn Mias Blick flackerte immer wieder ängstlich in seine Richtung. Die ganze Zeit über vibrierte das leise sanfte Schnurren des Alphas durch den Raum.

„Guten Morgen!" zwitscherte Emma und nährte sich den beiden am Boden sitzen Omegas. „Ich wusste nicht, was du magst, deswegen hab ich einfach alles gemacht!" Mia musterte das Tablett entgeistert. Dann sah sie auf und sagte leise: „Soll das etwa alles für mich sein?" Emma lachte leise. „Mach dir keine Gedanken...was du nicht essen kannst, wird Konstantin schon vernichten! Da bin ich mir ganz sicher!" Die vier Frauen sahen zu dem großen schwarzhaarigen Alpha hinüber, dessen Mundwinkel sich in einem leichten Lächeln kräuselten. Alia kicherte leise. „Da kannst du Gift drauf nehmen!" gluckste sie. Konstantin lachte und sagte: „Stellst du mich etwa gerade als verfressen dar, mein Liebling? Muss ich dich echt daran erinnern wie viel du so in letzter Zeit verspachtelst?" Alia schnaubte nur und erwiderte: „Ja! Aber ich esse auch für drei! Welche Entschuldigung hast du?" Der Alpha schmunzelte und sah seine kleine Gefährtin liebevoll an. „Lass mich mal sehen... ich bin doppelt so groß wie du, habe etwa vier mal so viel Muskelmasse. Soll ich weitermachen?" Alias Blick wurde glühend heiß und sie leckte sich über die Lippen.
Und Sarah sprang dazwischen. Sie wusste ganz genau, wenn sie jetzt nicht schleunigst unterbrach... nun ja, würde das was dann folgte nicht wirklich jugendfrei sein!
„Ooooookay!!!! Konstantin ... in der Küche sind noch mehr Brötchen, also wenn du Hunger hast... Abflug!"
Grinsend erhob sich der schwarzhaarige Alpha, zwinkerte Alia noch einmal kurz zu und schlenderte dann in Seelenruhe aus dem Zimmer. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, konnte sich Mia nicht mehr zurückhalten und ein leises Kichern kam über ihre Lippen.
Dann sah sie die weißhaarige Omega neugierig an. „Wie ist es so, schwanger zu sein?" Alia drehte den Kopf und dachte kurz nach. „Es ist manchmal ein wenig kompliziert," sagte sie. „Aber es ist auch schön und dann ist es wieder kompliziert! Ich bin im Prinzip dauergeil und immer hungrig und diese Mutterinstinkte bringen mich irgendwann noch um...!" Sarah grinste und meinte: „Ja und vermutlich alle anderen auch!" „Hey!" schnaubte Alia. Emma lachte und sagte: „So ganz unbegründet ist Sarahs Einwand ja nicht. Du hast eine Küche abgefackelt!" Lia schmollte: „Das war ein Versehen!" Mia grinste zunächst, doch dann wurde sie schnell wieder ernst. „Das muss schön sein, jemanden zu haben der dich so sehr liebt wie dein Gefährte es tut...."

Die Stimmung schlug spürbar um. Alia sah Mia mit einem traurigen Blick an. Und dann sagte sie: „Das ist es. Glaub mir keiner von uns hier hat einen leichten Weg hinter sich. Meinen kennst du ja jetzt, den von Emma, nun das ist an Emma es zu erzählen Und Sarah als Mensch in einem ein Wandler Rudel, welches Menschen als wertlos erachtet, hatte es mit Sicherheit auch nicht leicht. Und jede von uns hat auch schon einmal ans aufgeben gedacht, manche von uns sogar mehr als einmal. Aber im Leben gibt es nicht nur Schatten. Und ich glaube ganz fest daran, dass es auch für dich Licht geben wird!" Mia senkte den Kopf. „Ich weiß gar nicht, ob ich das will. Oder besser gesagt, ob ich das überhaupt ertragen könnte. Nach so vielen Jahren, nach so viel Schmerz und Angst...ich fürchte mich vor dem Licht glaube ich."

Emma räusperte sich. „Ich hab die Butter vergessen," sagte sie hastig und sprang auf. Rasch lief sie nach draußen und lehnte sich schweratmend dort an die Wand. Sie wusste, dass sie Mia am ehesten helfen konnte. Sie verstand, wie sich die schwarzhaarige Omega fühlte. Noch vor zwei Wochen hatte sie selbst über einen Freitod nachgedacht. Seufzend stieß sich Emma von der Wand ab und ging langsam nach unten zur Küche... Es war einfach noch zu frisch um mit Mia darüber zu reden, zu schmerzhaft und zu beschämend und Emma verfluchte sich selbst dafür, dass sie gerade noch nicht über ihren Schatten springen konnte, um der Mit-Omega zu helfen. Als sie sich der Küche nährte, hörte sie Stimmen. Sie erkannte Jax' und lächelte sie. Göttin, was liebte sie diesen Mann! Kurz entschlossen änderte sie die Richtung um zu ihm in sein Büro zu gehen. Sie öffnete die Tür ... und erstarrte in blanken Entsetzen. Jax führte ein Video Telefonat... und zwar mit Henning Canton!!!
Als sie die schnarrende Stimme des Hamburger Jung Alphas hörte, winselte Emma. Jax' Blick ruckte nach oben und traf auf ihre riesigen, in Panik aufgerissenen Augen. Dann sagte er mit leiser kalter Stimme: „Wenn das dann alles wäre Alpha Canton? Ich werde mich nicht wiederholen! Emma gehört zu mir und du wirst sie nie wieder in deine kleinen dreckigen Finger bekommen! Das Rhein Rudel wird sie mit aller Kraft beschützen, mit allem was wir haben werden wir sie verteidigen und wenn du Krieg willst, nun sei versichert : wir sind bereit!"

EmmaWhere stories live. Discover now