Kapitel 103

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Ich war fest entschlossen Andrej im Gefängnis zu Besuchen, ich wollte antworten, ich wollte wissen wo Nadja Iwanow war oder ob sie überhaupt noch lebte und ich wollte wissen, warum Andrej einfach so gestanden hat.
"Wo ist Andrej jetzt?" fragte ich Dean neugierig.
"Im nächsten Hochsicherheitsgefängnis. Das ist 2 1/2 Stunden von hier entfernt" antwortete er und ich hörte den genervten Unterton in seiner Stimme genau, ich wusste das er es nicht guthieß, das ich Andrej besuchen wollte, aber was blieb mir anderes übrig?

Dean saß angespannt neben mir.
"Und was wirst du jetzt machen? Es ist Freitag, heute wirst du da niemanden erreichen" kam es von Dean.
"Das werden wir ja sehen" forderte ich ihn heraus und drückte ihm meinen Hund auf den Schoß, dann stand ich auf und verschwand mit meinem Handy im Schlafzimmer. Eine halbe Ewigkeit telefonierte ich mich durch das Gefängnis, es schien aussichtslos noch jemanden zu erreichen, der mir einen Termin geben konnte, aber ich wollte auch nicht das Dean recht behielt, also Telefonierte ich weiter, bis ich schließlich doch jemanden ans Telefon bekam der mir einen Termin geben konnte. Mit einem Siegessicheren grinsen kam ich aus dem Schlafzimmer. Dean saß noch immer auf dem Sofa und streichelte den Hund.
"Das hat aber lange gedauert" stellte er grinsend fest.
"Na und, ich habe am Montag einen Besuchstermin bekommen. Ich hab gewonnen" er lachte.
"Ich bin beeindruckt" gab er zu, und dann hieß es nur noch abwarten.

Das Wochenende war ereignislos, außer das mir Dean bei den Schafen half, passierte nicht viel, aber ich merkte das Dean immer nervöser wurde, je näher der Montag auf uns zukam.
"Ich will nicht das du da alleine hingehst" sagte er als wir am Abend an meinem Esstisch saßen.
"Mit ihm zu reden wird schwer und er wird sicher nicht reden wenn du daneben sitzt. Außerdem will ich nicht das du mit mir zwei Stunden da hinfährst und dann im Auto warten musst" erklärte ich und sah in seinen Augen das er wusste das ich recht hatte, aber auch das er das nicht einsehen wollte. Letztendlich ließ er mich dann doch fahren.

Gleich nachdem ich die Schafe am Morgen versorgt hatte fuhr ich los. Morgen kamen Leo und Abby wieder und ich hoffte das ich alles Richtig gemacht hatte. Da ich nicht wusste wie lange mein Beuch bei Andrej dauern wird, bat ich Dean am Abend nach den Schafen zu sehen, falls ich noch nicht zurück sein sollte. Widerwillig stimmte er dem zu. Die fahrt dauerte Ewig und ein Stau auf der Autobahn machte die ganze Sache noch schlimmer. Genervt kam ich am Gefängnis an und ließ erstmal die gründliche Personenkontrolle über mich ergehen. Außer der Kleidung an meinem Körper durfte ich nichts mit hinein nehmen.

Fast drei Stunden Autofahrt und eine Stunde Personenkontrolle brauchte es, bis ich endlich in der Kabine mit dem Hörer saß. Es war ein Komisches Gefühl jetzt auf der Besucherseite zu sitzen, aber es fühlte sich auch um einiges Sicherer an. Wieder dauerte es eine Weile bis die Tür aufging und Andrej in Ketten gelegt den Raum betrat. Vor mir blieb er stehen und sah mich Skeptisch an, dann setzte er sich und griff nach dem Hörer, was durch die Schweren Ketten an seinen Händen nicht so einfach war.
"Was machst du hier?" maulte er gleich.
"Ich habe fragen an dich"
"Ich sitze doch schon hier drin. Was willst du noch von mir?" Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber es war seltsam das er mir nicht in die Augen sehen konnte.
"Genau das wollte ich erfahren. Warum hast du gestanden? Du wolltest doch das ich Sterbe... wenn du zugelassen hättest das ich ins Gefängnis komme, dann hättest du dein Ziel doch erreicht. Also... was hat sich geändert?" fragte ich und lehnte mich näher zur Plexiglasscheibe. Andrej schwieg.
"Ich habe Zeit. Die fahrt war lang und ich gehe nicht ohne Antworten zu bekommen" drohte ich ihm, was ihn endlich dazu brachte mich anzusehen.
"Na schön... wenn ich dich anders nicht los werde" murmelte er genervt und lehnte sich mir ebenfalls entgegen.
"Ich habe schlimme Dinge getan... Dinge die du dir nicht mal im Traum ausdenken kannst... Dinge von denen auch deine kleinen Polizeifreunde nichts wissen. Ich habe viele Menschen getötet und gefoltert, aber ich hatte einen Kodex..." er verstummte.
"Und der wäre?" hakte ich nach, dann blickte er mir direkt in die Augen.
"... Ich habe niemals ein Kind getötet" fügte er hinzu und ich wusste worauf er hinaus wollte. Er hat gegen seinen Kodex verstoßen als er bei mir die Fehlgeburt auslöste und das machte mich Sprachlos.
"Ich tue Buße für das Tote Kind, ein Kind das, dass Blut unserer Familie in sich trug ob wir das nun akzeptieren wollen oder nicht. Also bilde dir nicht soviel darauf ein, das ich dich mit meinem Geständnis gerettet habe. Das hat rein gar nichts mit dir zu tun. Du warst nur der Preis den ich bezahlen musste" erklärte er ernst, doch ich musste lächeln.
"Danke" sagte ich dann ehrlich, was Andrej stutzig werden ließ.
"Warum bedankst du dich? Ich sagte doch, das dass nichts mit dir zu tun hatte"
"Ich bin einfach nur dankbar dafür, das in dir wohl doch noch ein funken Menschlichkeit existiert"
"Halt die Klappe" fuhr er mich an aber ich glaubte zu sehen wie sein Mundwinkel ganz kurz nach oben ging.

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