SIEBEN UND ZWANZIG

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Ich lief noch immer durch die eng aneinander stehenden Bäume und der Wald schien kein Ende zu haben. Das Geräusch einer Uhr begleitete mich auf Schritt und tritt. Panik durchströmte meine Zellen und die Dunkelheit hüllte mich immer und immer weiter ein. Ich dachte ich hätte sie abgeschüttelt. Dieses Mal war sie dunkler denn je. Doch es war ein winzig kleines Licht, welches mich aufatmen ließ. Mit meinen letzten Kräften rannte ich los. Der Wind flog durch meine Haare während ich mich unter Ästen hindurch duckte und über umgestürzte Bäume kletterte. Irgendetwas an diesem Licht ließ mein Herz schneller schlagen, aber ich konnte mir nicht erklären was es genau war. Ich stolperte über einen, von Laub bedeckten, Stein und kam auf weichem Grass auf. Ächzend rieb ich mir den Kopf und wollte mich gerade aufrichten als ich ein paar schwarzer Boots vor mir stehen sah.

„Wie war die Landung?"

Eine vertraute Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich kniff meine Augen zusammen und wollte im Boden versinken. Niemals würde ich meine Augen öffnen, nur um dann mit der Enttäuschung leben zu müssen, dass er nicht dort stehen würde. Das alles nur eine Einbildung war.

„Willst du auch aufstehen oder weiter dort herum liegen?"
„Billy..."

Ich flüsterte seinen Namen und alles was darauf folgte war ein so schrecklich geliebtes Kichern.

„Du kannst ja doch noch reden und ich dachte der Aufprall hätte dir die Sprache verschlagen."

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und blickte auf. Billy stand vor mir und streckte mir seine Hand entgegen. Das Blut in meinen Adern gefror und mein Herz setzte aus bevor es gefährlich schnell zu rasen begann. Wie in Zeitlupe ergriff ich nach seiner Hand, mit der Angst er würde in meiner Berührung verschwinden. Doch seine warme Hand umfasste meine, zog mich auf meine Füße und in eine unglaubwürdige Realität.

„Was ist los, Prinzessin?"

Er legte seine Hand an meine Wange und strich liebevoll über meine Haut. Eine einzelne Träne lief aus meinem Augenwinkel und seine Züge wurden besorgter.

„Hey... es ist alles gut. Ich bin hier."

Er nahm mich in seinen schützenden Arm.

„Du bist hier."

Meine Stimme verlor sich im Stoff seines Hemdes. Sein Duft vernebelte mir die Sinne und seine Berührungen setzten meinen Körper in Brand. Es schien unwirklich, ihn wieder zu haben. Nach allem was ich erlebt hatte und durchstehen musste, war ich nun endlich wieder hier. In den Armen der Person, zu der ich gehörte. Langsam nahm er mein Gesicht in seine Hände und zog mich in einen liebevollen Kuss. Mein Körper prickelte als würde jede meiner Zelle zu neuem Leben erwachen und mein Herz endlich wieder im Einklang mit seinem schlagen. Er löste sich von mir und nahm mich wieder beschützend in seinen Arm.

„Ich liebe dich, Nova."
„Und ich liebe dich, Billy."

Ich sah sein Gesicht vor mir, sein verschmitztes Lächeln. Ein Lächeln, welches ich mehr liebte als mich selbst und das Existieren dieser Welt, mitsamt all ihrer Realitäten.

„Wenn du mich liebst, wieso hast du es dann zugelassen?"
„Was meinst du?"

Verwundert wollte ich mich von ihm lösen doch sein Griff wurde stärker.

„Billy, was meinst du damit?"
„Wieso hast du es zugelassen?"

Seine Stimme wurde lauter und sein Griff aggressiver. Meine Haut begann zu brennen als sich seine Fingernägel in meine Arme bohrten. Warmes Blut lief meine Arme hinab. Panik überkam mich als ich ihn gewaltsam von mir stieß. Mit gesenktem Blick stand er vor mir, während sich die Welt in einen schrecklichen roten Schleier hüllte.

„Warum hast du zugelassen, dass ich für dich sterbe!"

Er sah ruckartig auf und tief rotes Blut tropfte aus seinem Mund und seinen Augen. Blitzschnell rannte er auf mich zu und stieß mich gegen einen Baum. Er stütze seine Hand direkt neben meinem Kopf ab.

„Wieso hast du mich nicht gerettet? Warum musste ich sterben? Warum hast du mich getötet? Warum!"

Das Blut aus seinem Mund spritzte mir entgegen als ich mich schreiend gegen ihn wehrte.

„Es ist deine Schuld! Alles deine Schuld! Du hättest sterben müssen.

Immer wieder rief ich seinen Namen. Doch die Liebe war verschwunden. Alles was übrig blieb war ein mit Hass gefüllter Billy. Ich sah wie sein Körper langsam zerfiel. Seine Haut schälte sich von seinem Körper und das Fleisch fiel zu Boden. Bis nur noch Knochen übrig blieben. Mein Herz hielt inne als ich ihm beim Verwesen zusehen musste. Panisch kniff ich meine Augen zusammen als eine leise Stimme zu mir durchdrang. Jemand rief meinen Namen. Immer wieder und immer lauter. Die Dunkelheit wurde weniger und der Schein heller, bis ich ruckartig gegen ein helles Licht blickte. Ich blinzelte gegen die Helligkeit an, als ich ein bekanntes Gesicht vor mir wahrnahm. Ein Gesicht welches mir so viel Sicherheit gab. Eddie.

„Es ist alles gut."

Ich bemerkte wie ich mich gegen seinen Griff wehrte, doch wurde ich langsam ruhiger als ich ihn vor mir sah. Seine Stimme hörte. Seine Berührung spürte. Er war hier. Lebendig. Kein Billy, der mich blutend und verwesend anschrie. Langsam löste Eddie seinen Griff von meinen Armen und sah mich besorgt an.

„Du hast geschrien."

Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seine Hände um meine Wangen.

„Du hast seinen Namen geschrien."

Tränen liefen meine Wangen hinab als ich an die Bilder dachte, die sich wohl für immer in meinen Kopf gebrannt hatten. Eddie schnaufte bevor er mich in seinen Arm zog. Seine Wärme legte sich auf meinen zitternden Körper und seine langsam auf und ab hebende Brust beruhigte mich sachte.

„Ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht."

Er streichelte mir über den Kopf als ein müder Steve und eine noch müdere Robin ins Zimmer geschossen kamen. Doch als sie mich in Eddies Armen erblickten nickten sie zufrieden und schlossen die Tür hinter sich. Ich drückte mich enger an Eddie und spürte wie er mich beschützend in seinem Griff hielt.

HELLFIRE || Eddie Munson FanfiktionOnde histórias criam vida. Descubra agora