~six~

25 1 0
                                    

Harrys Sicht:

22. Dezember 2019

Gestern Abend hatte ich noch ziemlich lange mit James telefoniert. Nachdem ich aufgelegt hatte, war ich noch kurz ins Bad gegangen und hatte dort eine neue Zahnbürste sowie Handtücher, Zahnpasta und eine Notiz gefunden.

Hey,
hier sind ein paar Dinge, die du vielleicht gebrauchen könntest. Die Dusche ist im Bad oben. Einfach die Treppe hoch und hinterste Tür links. Ich habe dir da auch Klamotten hingelegt, die dir vielleicht passen könnten.
Schlaf gut,
Joey ;)
PS: Dein Spitzname gefällt mir!

Grinsend war ich duschen gegangen. Die Tür zu Joeys Schlafzimmer stand etwas offen und ich konnte mir einen kurzen Blick nicht verkneifen. Sie lag auf dem Bauch, alle Viere von sich gestreckt und in die dicke Decke eingewickelt. Ihre langen, feuerroten Locken lagen wild verteilt um sie herum.

Es war ein Anblick zum dahinschmelzen. Sie sah einfach bezaubernd aus. Als ich dann mit allem fertig war, lieh ich mir noch ein Zopfgummi von Joey und band meine Locken zu einem unordentlichen Dutt hoch.

Das Sofa im Wohnzimmer war ausgezogen und eine Decke und ein Kissen lagen dort bereit. Joeys Klamotten waren zwar ein wenig eng und kurz, gerade die Jogginghose, aber definitiv besser, als in meinen verschwitzten Sportklamotten zu schlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem Scheppern geweckt. Verwirrt blickte ich mich um. Ich war eindeutig nicht zu Hause. Und auch nicht bei Liam. Es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder an die gestrigen Geschehnisse erinnerte. Ich war bei Joey. Dem freundlichen Mädchen, das mich vor dem sicheren Kältetod gerettet hat.

Ich schlug die Decke zur Seite und stand auf, um dem Geräusch auf die Spur zu gehen. Aus dem Flur sah ich Joey in der Küche stehen und Rührei machen. Im Hintergrund lief leise Musik und sie tanzte im Stehen dazu.

   ,,Guten Morgen“, sagte ich, woraufhin sie so stark zusammenzuckte, dass sie fast die Pfanne fallen ließ.

   ,,Oh mein Gott! Harry!“, stieß sie atemlos aus, fasste sich ans Herz und sah mich vorwurfsvoll an.

Ich hob abwehrend die Hände und ging grinsend zu ihr. ,,Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid. Ehrlich!“

   ,,Na, wenn du es sagst“, murrte sie und schaute beleidigt aus dem Fenster.

Ich umrundete die Kücheninsel und schlang aus einem Impuls heraus meine Arme von hinten um sie.

   ,,Ehrlich“, beteuerte ich und legte meinen Kinn auf ihrer Schulter ab.

   ,,Ja, ja. Ist ja schon gut“, sagte sie und es kam mir fast so vor, als würde ihr die Umarmung gefallen. Klar tat sie das. Wem würde meine Umarmung denn auch nicht gefallen?

Ihr Duft stieg mir in die Nase und vernebelte meine Gedanken. Sie roch nach Erdbeeren und Sommer und etwas, das ich einfach als Joey identifizierte. Ich atmete tief ein und aus.

   ,,K-kannst du vielleicht den Tisch decken? Frühstück ist gleich fertig.“

Ich riss mich von ihr los. Mühsam, weil ihre Nähe so angenehm war. Aus dem Küchenschrank holte ich Brettchen und Tassen, aus einer Schublade Messer und Löffel und aus dem Kühlschrank den Rest.

Joey stellte die Pfanne auf den Tisch und holte die Brötchen aus dem Ofen. Dann setzte sie sich zu mir.

   ,,Was machst du eigentlich so in deiner Freizeit?“, fragte sie, nachdem wir eine Weile schweigend gegessen hatten.

   ,,Ich habe nicht sonderlich viel Freizeit. Meistens bin ich unterwegs oder so“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

Ich wusste nicht, ob ich ihr erzählen sollte, wer ich wirklich war. Wie würde ihre Reaktion sein? Würde sie ausflippen wie die meisten anderen, oder es ganz gelassen aufnehmen? Und wie zum Teufel sollte ich das denn bitte sagen? ,,Oh, übrigens, Joey. Ich bin Harry Styles. Ja, genau der.“ Das hörte sich doch total bescheuert an, oder?

   ,,Oh, das tut mir leid.“ Sie biss von ihrem Brötchen ab.

   ,,Und du? Hobbys, Freunde, ein Freund vielleicht?“ Meine Güte, war ich neugierig.
   ,,Ich mache auch Musik, wenn ich Zeit habe. Meistens kommt meine beste Freundin dann vorbei. Und nein, ich habe keinen Freund“, lachte sie. ,,Obwohl meine Mom seit Jahren versucht, mich mit meinem Boss zu verkuppeln.“

   ,,Was macht sie?“ Verblüfft sah ich sie an.

   ,,Ja, ohne Scheiß! Mom arrangiert andauernd Essen mit diesem Typen! Also klar, ich mag ihn, wir sind ein gutes Team, aber er ist überhaupt nicht mein Beuteschema“, erklärte sie.

Wie sah der Kerl denn aus? Warum wollte ich das denn überhaupt wissen? Vielleicht sah er mir ja ähnlich. Dann gehörte ich auch nicht zu ihrem Typ. Aber vielleicht sah er ja auch ganz anders aus! Hoffnung keimte in mir auf. War ich noch ganz bei Sinnen?

   ,,Und du? Freundin?“ Abwartend sah sie mich an.

Ich schüttelte den Kopf. ,,Nö. Momentan nicht.“

If I Could Fly ~A H.S. Lovestory~Where stories live. Discover now