Kapitel 30

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,,Hallo George, setz dich doch'' kam es mit einem ruhigen Ton von July.
Ich konnte nicht einschätzen, ob es etwas Gutes oder Schlechtes zu bedeuten hatte.

Still setzte ich mich auf den Stuhl, der neben Clay stand.
Für mehrere Minuten herrschte es stille und diese Stille war verdammt unangenehm.

,,Clay hat uns erzählt, was sich zwischen euch seit etwas Längerem nun schon abspielt'' kam es als erstes von Amber. Mein Herz rutschte mir in die Hose, wieso hatte er ihnen das erzählt?

Meine Kehle fühlte sich ruckartig wie ausgetrocknet an.
Ich wusste nicht, was ich dazu hätte sagen sollen, aber es fühlte sich so an, als warteten sie alle nur darauf, dass ich mich dazu äußern würde.

,,Und was wollt ihr jetzt von mir hören?'' haute ich es heraus.
Ich versuchte, mich nicht unterkriegen zu lassen.
Auch wenn selbst die Luft plötzlich ziemlich stickig wurde und es das Atmen erschwerte.

,,Wir vollen weder dich noch Clay für irgendetwas verurteilen, falls du dieses Gefühl hast'' versuchte mir July zu versichern.
,,Wir fragen uns nur, wie das zustande gekommen ist und wie ihr damit umgehen wollt'' fügte sie hinzu.

,,Wie wir damit umgehen wollen oder ihr?'' fragte ich sie, doch richtete es viel mehr an meinen Vater, der bisher nicht ein einziges Wort von sich gegeben hatte.
Er schaute mich ja nicht einmal richtig an.

Ich schaute zu Clay.
,,Wieso konntest du nicht ein einziges Mal deine Klappe halten? Du wusstest ganz genau, dass ich nicht wollte, dass irgendjemand davon weiß!''

,,Ich wollte dir damit die Angst nehmen...'' antwortete er mit leiser Stimme.
Er hatte wohl mit einer anderen Reaktion von mir gerechnet.

,,Was dachtest du denn bewirkt es das ihnen zu erzählen?''
,,Schau sie dir doch mal an'' Ich deutete mit meinem Kopf in deren Richtungen.
,,Deine Mutter wirkt unentschlossen, July versucht das beste daraus zu machen, hat aber keine Ahnung wie sie damit umgehen soll und mein Dad? Der kann mir ja nicht einmal in die Augen schauen'' fuhr ich fort.

Alle waren still.
,,So ist das nicht, George'' fing July nun an.
,,Es kam nur sehr überraschend für uns, schließlich wart ihr zwei vor noch nicht ganz so langer Zeit nicht einmal gut aufeinander zu sprechen'' fuhr sie fort.

,,Ja und ich wünschte, dass es so geblieben wäre!'' rief ich ihnen zu, während ich aufstand und nach oben lief. Was hatte Clay bitte erwartet? Dachte er wirklich, sie würden das auf die leichte Schulter nehmen?

Ich hatte ihm vertraut.
Ich hatte darauf vertraut, er würde wenigstens einmal in seinem Leben die Klappe halten, doch wieder musste er dermaßen rein scheißen.

Ich war bereit, mit ihm zu sprechen.
Meine Mutter konnte mich überzeugen, doch nun war ich mir wieder nicht sicher.

Ich saß auf meinem Bett und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Mein Vater hielt mich bestimmt für eine erbärmliche Schwuchtel.

Ich hörte, wie jemand die Treppen hinauf und in mein Zimmer kam.
Ich machte mir gar nicht erst die Mühe nachzuschauen, wer es war, es konnte nur Clay gewesen sein.

Ich spürte, wie sich jemand neben mich setzte.
Die Stimme, die ertönte, war jedoch nicht die von Clay, sondern von meinem Vater.
,,Er meinte es nur gut'' kam es von ihm.
Ruckartig richtete ich mich auf und starrte ihn verwundert an.
Bildete ich mir das ein oder saß er gerade wirklich hier? Neben mir?

,,Als er uns alle in die Küche geholt hat, war er selbst ziemlich nervös und unsicher, ob er uns das sagen sollte'' fing er an zu erzählen.
,,Er hat uns erzählt, dass du Angst vor unseren Reaktionen hast. Angst davor, dass ich dich verstoßen könnte'' Er senkte seinen Blick, schaute mich jedoch wieder an.

,,Ist es das, was du von mir denkst?'' fragte er mich.
,,Dass ich meinen eigenen Sohn verstoßen würde, weil er einen Jungen liebt?'' Er klang enttäuscht.

,,Ich weiß, dass wir beide nicht das beste Verhältnis haben und das tut mir leid'' Er seufzte.
,,Weißt du, als du noch ganz klein warst, waren wir zwei unzertrennlich. Bist du hingefallen, bist du zu mir, statt zu deiner Mutter weinend gerannt. Wurdest du geärgert, warst traurig oder wolltest einfach nur jemanden bei dir haben, bist du zu mir, statt zu deiner Mutter gegangen'' erzählte er und trug ein sanftes ehrliches Lächeln im Gesicht. Noch nie hatte ich meinen Vater so lächeln sehen.

,,Nach der Trennung von deiner Mutter hatte sich das angefangen zu ändern. Du hast eine Art Hass gegen mich entwickelt und nur noch deine Mutter vor Augen gehabt'' fuhr er fort.
,,Es ist meine Schuld, dass sich unser Verhältnis so entwickelt hat. Ich hätte mehr auf dich zugehen sollen. Es tut mir leid, George.''

Alles, was er mir gerade sagte, fühlte sich so unecht an.
Es fühlte sich wie ein verdammt intimes Gespräch an, welches ich nie für möglich gehalten hätte.

Er legte seine Hand auf meine Schulter und schaute mich mit einem zuversichtlichen Blick an.
,,Wenn du ihn liebst, dann liebe ihn. Niemand von uns wird sich da einmischen. Natürlich wäre es etwas anderes, wenn ihr blutsverwandt wärt, aber das seid ihr nicht, daher respektieren wir auch das, was sich zwischen euch entwickelt hat'' sagte er.

Meine Augen fingen an, sich mit Tränen zu füllen.
Ich wusste nicht, wieso, es passierte einfach.
Vermutlich, weil ich das Gefühl hatte, das erste Mal im Leben meinem Vater wieder nah zu sein.
Ich konnte nicht anders, als ihn zu umarmen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Clay hereinkam.
,,Störe ich?'' fragte er unsicher.
Mein Vater lächelte mir zu und stand auf.
,,Nein, nur zu'' entgegnete er Clay, während er nun seine Hand auf seine Schulter für einen kurzen Moment gelegt hatte und ein zuversichtlichen Blick widmete, als er an ihm vorbeiging.


Och man, jetzt muss ich doch noch ein weiteres Kapitel schreiben, weil dieses sonst zu lang werden würde... Egal, kriege ich hin, an die Arbeit! 😂


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