Kapitel 22

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Ich betrat das Zimmer und sah George, wie er seine Sachen von seinem Bett in seinen Schrank räumte. Er schien mich bemerkt zu haben, doch auch zu ignorieren.

,,Komm schon George'' sagte ich.
,,Willst du mir jetzt echt deshalb die kalte Schulter wieder zeigen?''
Plötzlich drehte er sich um und was ich sah, hätte ich niemals mit gerechnet - er weinte.

,,Findest du das irgendwie witzig oder so?'' kam es von ihm.
,,Ich hab und hätte dich für vieles gehalten, aber nicht für so ein Arschloch'' er wirkte sehr verletzt.

Ich war verwirrt.
Hatte George das alles etwa zu ernst genommen?
Ich hatte gedacht, dass er wüsste, dass ich es mit Absicht tun würde.

,,Mir war bewusst, dass du das alles extra getan hast, aber du hast eine Grenze überschritten und es ist dir scheiß egal!'' kam es nun von ihm, als hätte er meine Gedanken lesen können.
Wie versteinert starrte ich ihn an.

,,Was hat es dir gebracht? Sag's mir?'' fing er an, als er auf mich zukam.
,,Wobei ging es dir bei dem ganzen Scheiß wirklich?'' fuhr er fort und schaute mir fest in die Augen. Eine Antwort konnte ich ihm nicht geben.

,,Unsere Freundschaft ist vorbei - halt dich fern von mir'' sagte er mit einem kalten Unterton, bevor er in seine Schuhe schlüpfte und ging.
Wohin? Keine Ahnung.

Wie angewurzelt stand ich dort.
Ich hatte wohl wirklich Mist gebaut und dabei unsere Freundschaft, die tatsächlich länger ging, als ich es anfangs für angenommen hatte, aufs Spiel gesetzt.

Natürlich wollte ich recht haben, weil ich wusste, dass ich recht hatte, aber darum ging es mir auch überhaupt nicht mehr.

Spätestens nach dem Kuss wurde mir klar, dass auch ich etwas angefangen hatte für ihn zu empfinden - wie auch immer das nun zustande kam.

Diesen einen Satz konnte ich mir warum auch immer dennoch danach nicht verkneifen.
Wenn ich gewusst hätte, dass er es so falsch aufnehmen oder ihn verletzen würde, hätte ich es niemals gesagt.

Vermutlich würde er mir aber nun kein einziges Wort glauben.
Er fühlte sich benutzt, was ich verstehen konnte.
Nicht nur er hatte recht, dass ich ein Arschloch war, sondern Nick auch.
Auch wenn Nick es damals vermutlich eher sarkastisch meinte, meinte George es ernst.

Zu wissen, dass ich es zwischen uns vergeigt hatte, tat weh.
Es war jedoch auch meine eigene Schuld, was hatte ich denn auch bitte erwartet?
Ich handelte viel zu oft einfach zu unüberlegt.

Als es bereits kurz vor 20 Uhr und George noch immer nicht zurück war, wurde ich langsam unsicher. Ich vermutete, dass er bei Nathalie drüben war, doch mein Gefühl wollte einfach sicher gehen, dass es ihm gut ging, also beschloss ich nach schauen zu gehen.

Als ich vor ihrer Haustüre stand und gerade anklopfen wollte, fragte ich mich, ob ich das nun wirklich tun sollte. Einen Moment zögerte ich und wollte wieder umdrehen, doch ich tat es - ich klopfte an.

Es dauerte ein paar Minuten bis mir jemand die Türe geöffnet hatte, es war Nathalie.
Verwundert starrte sie mich an.
,,Ja?'' kam es von ihr.

,,Hey uhm...ich wollte nur fragen, ob George bei dir ist'' entfuhr es mir, während ich mit meiner Hand am Nacken verweilte.
,,Nein, wieso?'' antwortete sie.

Als sie nein sagte, fühlte es sich so an, als hätte man Beton auf mich gekippt.
,,War er vorhin da?'' hackte ich nach.
,,Nein. Ich habe ihn zuletzt beim Essen gesehen'' antwortete sie irritiert.

,,Ist etwas passiert?'' fragte sie mich nun, während sie mich musterte.
,,Sein Vater sucht nur nach ihm und er meinte, er würde zu dir gehen'' log ich sie an.
,,Trotzdem danke'' fügte ich hinzu, woraufhin sie nun selbst etwas verunsichert nickte und die Türe wieder schloss.

George war seit etwas über drei Stunden weg, wo war er hingegangen?
Nun machte ich mir wirklich Sorgen.
Was, wenn ihm etwas zugestoßen war und das nur meinetwegen?


Was denkt ihr, wo sich George befinden könnte?
(Darauf werdet ihr niemals kommen🧐)

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