Kapitel 1

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Georges Pov.

Zusammengesunken stand ich in Totos Büro in der Mercedes Motorhome. Nach dem ich von den Medien zurück in meinen Fahrerraum gekommen war, hatte Toto mir eine Nachricht zukommen lassen, dass er mich in seinem Büro sehen wollte. Schon zu diesem Zeitpunkt war mir klar geworden, dass ich heute ziemlichen Mist gebaut hatte und ich bereute meine Worte und Taten schon nachdem es gesagt und getan wurde. Doch in dem Moment konnte ich einfach nicht klar denken, die Angst ließ meinen Verstand regelrecht aussetzen, sodass ich einfach, meinen verrückten Emotionen folgend, handelte. Ich wusste, dass ich mich, vor allem bei Valtteri, für mein Verhalten entschuldigen musste. Und das wollte ich auch tun, deshalb machte ich mich nachdem das Rennen beendet war, ohne mir die Mühe zu machen mich umzuziehen, auf den Weg zum Mercedes Motorhome. Doch dort wurde mir relativ schnell klar, dass mein Plan so nicht aufgehen würde. Toto ließ mir keinerlei Gelegenheit mich zu erklären oder gar zu entschuldigen. Im Gegenteil. Er hatte sich wohl bereits seine eigene Sicht der Dinge gedacht und vertrat diese nun kompromisslos. ,,So ein Verhalten ist absolut inakzeptabel. Vor Allem für einen unserer eigenen Fahrer. Sowas hätte ich von Verstappen erwartet, aber nicht von dir. Ich dachte, ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt, dass ich so ein Verhalten intern nicht dulde.", fuhr er mich erneut an, was mich zusammenzucken ließ. ,,Es…" Es tut mir leid, wollte ich eigentlich sagen, doch wieder wurde mir das Wort abgeschnitten. ,,Ich möchte nichts darüber hören. Geh jetzt. Ich werde mir bis dahin überlegen, wie wir diesen Vorfall ahnden werden." Bei seinen eiskalten Worten, zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Es tat mir weh zu spüren, dass ich den Mann enttäuscht hatte, den ich als einen Vater ansah. Hilfesuchend sah ich zu Lewis, der jedoch nur den Kopf schüttelte und sich abwandte. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr mein Herz. Eilig drehte ich mich um und verließ den Raum, um Totos Anweisung zu folgen, bevor sie die Tränen in meinen Augen sehen konnten. Mit gesenktem Kopf lief ich so schnell wie möglich aus dem Motorhome, meine Hand legte sich wie automatisch auf meinen Bauch, als ich spürte, wie die Übelkeit in mir aufstieg. Mein eigener Freund, sowie Toto schienen absolut keine Erklärung von mir hören zu wollen, diese Erkenntnis schmerzte mehr als alles andere. So in meine Gedanken vertieft merkte ich gar nicht, wo ich hin lief, bis ich plötzlich gegen jemanden prallte und das Gleichgewicht verlor. Zwei Hände packten mich an den Oberarmen und hielten mich fest, ehe ich zu Boden gehen konnte. ,,George? Geht es dir gut?", fragte mich mein Gegenüber. Bei der bekannten Stimme hob ich meinen Kopf und blickte direkt in das Gesicht von Bono. Der Renningenieur meines Freundes sah mich besorgt an. ,,George?" ,,Ja…Ja, alles gut.", versuchte ich ihn schnell abzuwimmeln, mit wenig Erfolg. Denn im selben Moment selben Moment spürte ich, wie eine stärkere Welle der Welle der Übelkeit über mich hinweg fuhr. Leise aufkeuchend beugte ich mich etwas vor, meine Hand noch immer auf meinem, inzwischen leicht schmerzenden, Bauch. ,,George? Was hast du? Du bist ja ganz blass." ,,Nur…bisschen übel." ,,Willst du dich hinsetzen? Ich hol dir was zu trinken. " Langsam schüttelte ich den Kopf. Auf keinen Fall wollte ich im Moment länger als notwendig hier sein. Noch weniger wollte ich gerade jemanden sehen. Am Ende würden sie noch denken, ich würde ein kleines Unwohlsein nach dem Unfall vortäuschen, um mich den Konsequenzen zu entziehen. ,,Nein, danke. Es geht schon wieder. Ich…werde rüber gehen." ,,Bist du sicher? Soll ich nicht lieber Lewis oder Toto holen?" ,,Nein. Es geht schon." Nicht wirklich überzeugt sah er mich an, bevor er mich schließlich doch passieren ließ.

Im Williams Motorhome herrschte wie immer, nach dem Rennen, beschäftigte Stimmung. Die Mechaniker machten sich langsam an das Zusammenpacken, während die Ingenieure sich die Daten ansahen, um zu sehen, was im nächsten Rennen noch besser gemacht werden konnte. Zwischen all dem Gewusel quetschte ich mich so unauffällig wie möglich an Allen vorbei in mein Fahrerzimmer. Kaum das ich die Tür hinter mir schloss, spürte ich eine unsichtbare Last von meinen Schultern abfiel. Erschöpft schleppte ich mich zu meinem Sofa, welches an der Seite meines Zimmers lag, und ließ mich darauf sinken. Müde schloss ich meine Augen und versuchte gleichzeitig, die immer stärker werdende Übelkeit zu bekämpfen, während die Schmerzen in meinem Bauch ebenfalls immer heftiger wurden. Ängstlich streichelte ich meinen Bauch. Ist dem Kleinen, das ich unter meinem Herzen trug, bei dem Unfall doch etwas passiert? ,,George? Bist du da drin?" Ohne Ankündigung öffnete sich die Tür meines Fahrerraumes und mein Trainer stand im Türrahmen. ,,George?!" Schneller als ich schauen konnte, stand Aleix neben mir. ,,Was hast du?" Bevor ich ihm antworten konnte, gewann die Übelkeit Oberhand. Ich presste mir die Hand vor den Mund und versuchte mich aufzuraffen, was leider nicht wirklich gelang. Zum Glück schien Aleix die Reaktion zu erfassen. Er griff geistesgegenwärtig nach dem Mülleimer in der Ecke und hielt ihn mir hin, ehe ich mich übergeben musste. Keuchend versuchte ich Luft zu holen, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Aleix strich mir beruhigen über den Rücken, bis ich mich wieder zurück lehnen konnte. Schluchzend umklammerte ich meinen Bauch. ,,George? Was hast du?", fragte Aleix erneut, versuchte offenbar die Nerven zu behalten. ,,Mein Bauch tut so weh." Ich konnte sehen, wie Aleix kurzzeitig sämtliche Gesichtszüge entglitten, bevor er sich wieder fing. ,,Wie lange hast du die Schmerzen schon? George?" Während er sprach, begann meine Sicht sich langsam zu verschleiern, ich driftete immer weiter weg. ,,George?!" Ein etwas unsanftes Rütteln an meiner Schulter. ,,Hilfe! Ich brauche hier Hilfe!" Dann wurde ich von der Dunkelheit eingeholt.

Accident with consequencesWhere stories live. Discover now