16. Kapitel

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Amara

Ein lautes Heulen ertönt und ich lausche angestrengt darauf, um sicherzustellen, dass es sich dabei nicht um Mason handelt. Nur für eine winzige Sekunde wende ich den Blick von dem Jäger ab, der lediglich wenige Meter vor mir immernoch regungslos verharrt.

Doch als ich meinen Blick dann wieder auf die Stelle richte, an der er gerade noch stand, ist er urplötzlich verschwunden.

Was zu Hölle?!, frage ich mich und schaue panisch in alle Richtungen. Aber ich kann ihn einfach nirgendswo mehr sehen.

Er kann doch nicht einfach verschwunden sein...

Ich versuche seine Fährte zu wittern, rieche allerdings nur den Duft von etwas Verbrannten, der mittlerweile bleischwer in der Luft um mich herum liegt. Beinahe schon so stark, dass mir davon übel wird.

Als dann ein weiteres Heulen ertönt, kann ich mich nicht mehr halten. Ich muss unbedingt zurücklaufen.

Mason war auf dem Weg zu mir. Vielleicht braucht er meine Hilfe, schleicht es sich in meinen Kopf.

Diesen Gedanken kann ich einfach nicht mehr abschütteln, sodass ich mich deshalb plötzlich bereits in Windeseile auf den Rückweg mache, bevor ich überhaupt bewusst die Entscheidung dazu getroffen habe. Hoffentlich kann ich irgendwo auf dem Pfad zurück zur Hütte den Alpha entdecken.

Er wird bestimmt sauer sein, dass ich nicht weiter gelaufen bin.

Aber das ist mir in diesem Moment egal.

Irgendetwas zwingt mich dazu immer schneller in die Richtung zu sprinten, in welcher ich ihn vermute. Es ist, als wären plötzlich alle meine Sinne nur noch darauf gepolt, zu ihm zu kommen. Das glorreiche Versprechen von Sicherheit bringt mich dazu, unbedingt in seiner Nähe sein zu wollen.

Ich weiß, dass er mich beschützen wird. Und auch wenn ich meine Kämpfe normalerweise lieber alleine ausfechte, kann ich dieses Mal einfach nicht anders als mich nach der Person zu sehnen, in dessen Armen ich mich erst Minuten zuvor noch so geborgen gefühlt habe. Außerdem besteht immernoch die Möglichkeit, dass er meine Hilfe genauso gut gebrauchen kann, wie ich seine.

Wenn ich mir sein Vertrauen wirklich verdienen will, gibt es sowieso keinen besseren Moment dafür als genau jetzt.

Zwar denke ich seit dem Vorfall mit dem Einbrecher nicht mehr, dass Mason vorhat mich zu töten. Dafür kam er mir vorhin viel zu ehrlich besorgt um mein Wohlergehen vor. Dennoch kann es nie schaden, im Vertrauen eines mächtigen Mannes zu stehen.

Nach ein paar Minuten kann ich ihn endlich sehen. Er steht gemeinsam mit einem anderen Wolf auf dem Feld. Als meine Augen die hell-grauen des riesigen schwarzen Wolfes finden, bleibt mir der Atem im Hals stecken. Langsam gehe ich auf ihn zu und achte dabei aufmerksam auf meine Umgebung.

Es sieht so aus als hätten sie die Wölfe, vor denen Mason mich gewarnt hatte, besiegt. Sobald ich näher trete, bestätigt der metallische Geruch von Blut meine Vermutungen und ich bin einerseits heilfroh. Andererseits brennt sich der Anblick der drei grausam zerfleischten Wölfe auf direktem Wege in mein Gedächtnis ein. Ich weiß jetzt schon, dass sie mich noch in meinen Träumen verfolgen werden.

Ich bin so sehr auf das schreckliche Bild von den leblosen Gestalten, deren Blut inzwischen einen großen Teil der Wiese tränkt, fixiert, dass es mir nicht mal auffällt als Mason sich zurückverwandelt.

Erst, als er genau vor mir steht und mich mit denselben stechenden Iriden wie zuvor in Wolfsform ansieht, bemerke ich, dass ich fast in die Blutlache zu meinen Füßen getappt wäre. Im letzten Augenblick schaffe ich es stehen zu bleiben. Hauptsächlich Dank Mason, der mich nun an beiden Oberarmen festhält. Dabei lässt er mich nicht eine Sekunde aus den Augen.

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWhere stories live. Discover now