9. Kapitel •

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Amara

Nachdem das atemberaubende Schauspiel zum Ende gekommen ist, wendet der imposante Alpha sich an seine Lakaien.

Von meiner Stelle aus, kann ich leider nicht sehen, mit welchem Ausdruck er sie bedenkt. Doch dieser sorgt auf jeden Fall dafür, dass sich alle Anwesenden schnurstracks wieder ihren ursprünglichen Aufgaben widmen und mich dabei keines Blickes mehr würdigen. Erleichtert atme ich aus und schaue dann erwartungsvoll zu Mason rüber, der inzwischen auf mich zuläuft. Kurz bevor er bei mir ankommt, streckt er mir schon seine Hand entgegen. Ich hebe eine Augenbraue und weiß nicht so recht, was er denn jetzt von mir erwartet.

Mein Zögern bemerkend, meint er locker:
"Du musst Hunger haben. Lass uns etwas essen gehen."

Ich will ihm zunächst widersprechen, da bringt ein hörbares Magenknurren mich jedoch dazu, dass ich seiner Einladung mit erhitzten Wangen stumm nickend Folge leiste. Dennoch weigere ich mich, meine Hand in seine zu legen und laufe stattdessen einfach eilig an ihm vorbei, sodass er mir widerwillig hinterher hechten muss.

Fast muss ich lächeln, weil ich hier wohl die Einzige zu sein scheine, die ihm nicht blindlings gehorcht. In meinem Nacken spüre ich ein Prickeln und kann mir nur zu gut vorstellen, wie er mich gerade mit wütenden Blicken erdolcht.

Das macht den großen Alpha-Wolf bestimmt schon ganz verrückt, amüsiere ich mich.

"Du läufst in die falsche Richtung, kleine Wölfin", holt er mich jäh aus meinem kurzweiligen Erfolgserlebnis auf den Boden der Tatsachen zurück.

Entnervt sehe ich zu ihm hoch und würde ihn den selbstzufriedenen Gesichtsausdruck am liebsten ausschlagen. Oder weg küssen...

Hör sofort auf, so etwas auch nur zu denken! Du bist verrückt, eindeutig verrückt!

Ja, das ist die einzig einleuchtende Erklärung für meine wirren Gedanken. Diese ganze Verwandlungsgeschichte muss mich völlig gaga gemacht haben. Oder vielleicht war ich das vorher schon. Kein normaler Mensch würde die zwei wichtigsten Personen in seinem Leben umbringen.

"Kommst du?"

Ich bemerke, dass ich, in meinen düsteren Gedanken versunken, einfach stehen geblieben bin, während Mason bereits eine andere Richtung eingeschlagen hat, ohne darauf zu warten, dass ich ihm folge. Zügig schließe ich zu ihm auf.

"Wohin gehen wir eigentlich?", frage ich jetzt ehrlich interessiert.

Ob es hier ganz normale Restaurants gibt?

"Ins Mausoleum", erklärt er mir ganz sachlich und verzieht dabei keine Miene.

Meine Kinnlade klappt herunter. "Ins Mausoleum?", wiederhole ich ungläubig.

Als er einfach nur gruselig zu lächeln beginnt, ohne dabei Anstalten zu machen, mir eine bessere Erklärung zu liefern, muss ich weiter nachhaken:
"Hast du nicht gesagt, wir gehen irgendwo etwas essen?"

"Das tun wir auch."

Abrupt bleibt er vor einer Hütte stehen, die sich nur wegen ihrer mächtigeren Größe von den anderen an diesem Ort unterscheidet. Ein rotes Schildchen ist an der Vorderseite befestigt. Darauf lese ich tatsächlich: Mausoleum

"Und hier gibt's wirklich etwas zu essen?" Irgendwie kann ich mir das nämlich gar nicht vorstellen.

"Das Mausoleum ist sozusagen unser Treffpunkt", erläutert Mason nur schulterzuckend.

"Euer Rudelhaus ist ein Mausoleum?"

"Wir sind kein Rudel", erinnert er mich und ich verdrehe die Augen, was er mit einem Schnauben kommentiert. "Wir haben es deshalb so genannt, weil wir hier nach Kämpfen immer unseren Gefallenen die letzte Ehre erweisen."

So ergreifend ich diese Tradition auch einerseits finde, hinterlassen seine Worte andererseits einen faden Beigeschmack auf meiner Zunge.

Und kein Wunder, dass fast alle hier so mies drauf sind, wenn sie den ganzen Sachen solche deprimierende Titel verleihen.

Ich nehme mir fest vor, den Anführer irgendwann von einer Namensänderung zu überzeugen, falls ich dafür noch lange genug hier bin.
Und wenn er mich nicht schon vorher umbringt.

Just in diesem Moment wird der Einlass aufgerissen und ein schlaksiger, langer Blondschopf hält dem Alpha natürlich - wie könnte es auch anders sein - ehrfürchtig die Tür auf. Damit unterbricht er unser Gespräch über diesen mysteriösen Trauerort fürs Erste und ich muss Mason deshalb mit einem mulmigen Gefühl ins Innere Folgen.

Dann wollen wir mal hoffen, dass das Essen hier schmackhafter ist, als dieser grausige Name es vermuten lässt.___________________________________

Was haltet ihr bis jetzt vom Mausoleum? 🤔

Könnt ihr nachvollziehen, warum die Bewohner des Tals es so genannt haben?

Und würdet ihr dort essen gehen? 😜

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWhere stories live. Discover now