15 Hände

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Hände. Heiß wie Feuer, gefärbt wie cremiger Karamell und neugierig wie junge Katzen glitten schmeichelnd über meine erhitzte Haut, über die Stellen die sich nackter und verwundbarer denn je anfühlten. Erbarmungslos teasten sie am Saum des feinen Seidengewandes in nachtblauen Tönen und lockten gierig nach der aufkeimenden Lust in mir. 
Meine Haut - Mein gesamter Körper war Freiwild unter diesen Berührungen, die nicht ein einziges Mal eine Stelle berührten, die für Befriedigung gesorgt hätte. Und doch waren es Hände und Fingerspitzen und Fingernägel, welche unsichtbare Furchen in meine Haut rissen, wodurch ungreifbares Begehren in zähen Strömen in meine Adern fließen konnte. Noch immer spürte ich seinen Atem auf meinem Schlüsselbein, spürte diesen goldenen Blick auf meinen Brüsten, die sich schwer hoben und senkten, sich ihm entgegenreckten. Berühre mich! Brüllte mein entflammter Geist hungrig wegen der wochenlangen Vernachlässigung an körperlicher Nähe. Nimm mich! Schrie meine heisere Seele in die Dunkelheit, einem fremden Ort entgegen, der möglicherweise ein Ziel einer langen Reise hätte sein können. Begehre mich! sang mein Herz und lag unter den schemenhaften Blicken brach, als heiße Finger sich einen Weg bahnten. Über meinen nackten Bauch zu meiner schmalen Taille, um eine Kurve über meine Hüfte zu schlagen, welche sich enger ihm entgegendrängte. Träge zog ein rauer Daumen eine feste Linie über den klimpernde Schmuck, der als Gürtel funktionierte. Wie das Knie zuvor fanden seine Finger schnell den eingearbeiteten hüfthohen Schlitz des Kleides und suchten sich sogleich einen Weg zu der empfindlichen Innenseite meines Oberschenkels, dort wo die Haut dünn und weich und Berührungen gegenüber so unendlich empfänglich war. 
Erneut drängte sich mein Körper gegen seinen, während ich meine Arme um breite Schultern legte, die so viel höher lagen als meine eigenen. Ein amüsiertes Lächeln tanzte über seine Lippen, während Finger ihren zielstrebigen Weg nach oben fortsetzten. In meiner Bauchgegend kribbelte bereits alles und am liebsten hätte ich ihn angeschrien, dass er es doch bitte endlich tun sollte. Bitte!  Hungriges Erwachen lag in den schlitzartigen Pupillen der Bestie vor mir, jedoch war jede Angst aus meinem Verstand verschwunden und nur das Verlangen war einsam zurück geblieben, als der raue Daumen scharf durch meine Lippen drang und nichts anderes als tropfende Nässe und ein beinahe schmerzhaft pochendes Verlangen vorfand. Erlösung.

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Ein wimmernder Laut riss mich aus dem tiefen Schlaf, der mich in den frischen Laken meines Bettes am frühen Morgen nach unserer Rückkehr übermannt hatte. Aus einem Reflex heraus hatte ich im Halbschlaf meine bleischweren Lider einen Spalt weit aufgemacht, um zu sehen wer denn dort wimmern würde, jedoch befand sich niemand in dem kleinen Raum, welcher nur durch das Licht der dämmernden Sonne beleuchtet wurde. 
Hatte ich etwa?
Ich sah an mir hinunter. Sah die zerwühlten Decken, das Kissen welches ich mir unter meinen Bauch gelegt hatte und meine Hand, die sich in meiner feuchtwarmen Unterhose vergruben hatte, die warmen Finger an Stellen wo ich mich nie auf diese Weise zuvor berührt hatte.
Heilige Götter.
Schneller als es mein Kreislauf hätte zulassen wollen hockte ich mit meinen Knien bereits auf der Matratze und wischte mir eilig meine Hand an dem Kissen ab, was von meiner erhitzten Körpertemperatur noch ganz warm war. Unmittelbar neben dem Kissen war, wie ich es bereits vermutet hatte, tatsächlich eine kleine feuchte Stelle, die auf meinen Traum zurückzuführen war. Vage versuchte ich mich an den Morgen zu erinnern und da dämmerte es mir, dass Hayen mich nach diesem Kuss von sich gedrückt hatte und mit rauer Stimme gesagt hatte: "Eine Frau sollte ihren ersten Kuss mit einem Mann nicht im betrunkenen Zustand haben, verzeih mir."  Jeglichen Protest meinerseits hatte er mit einem zaghaften Kuss auf meine Wange unterbunden und mir ein beschwichtigendes Lächeln geschenkt, welches sein begehrenswertes, annähernd symmetrisches Gesicht noch schöner hatte wirken lassen. Daraufhin hatte er mich zu meinem Zimmer gebracht, hatte sichergestellt dass ich zugedeckt war und sich mit leisen Worten, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte, selbst zurückgezogen. 
Und nun saß ich hier, war verschwitzt, atemlos und fragte mich, ob das alles nur dem Alkohol zu verschulden war. 
Als feste, zielstrebige Schritte sich meiner Zimmertür näherten, verkrampfte ich unwillkürlich und sah mich nach der verschlossenen Holztür um. Wie im Wahn starrte ich das dunkle Holz solange nieder, bis sich die Schritte ohne Umschweife weiterbewegten. Hayen. Bei dem Gedanken an seinen Namen musste ich schlucken und schwankte zwischen dem Wunsch ihn zu sehen und mich zur selben Zeit von ihm fernzuhalten. Meine Anspannung wollte sich auch erst lösen, als ich hörte wie die beiden Flügeltüren wieder in ihr Schloss fielen und sich Stille im Vorraum ausbreitete. Ob ich wohl auch heute wieder arbeiten musste? Ein Blick aus dem schmalen Fenster verriet, dass es bereits bald wieder dunkel werden würde und sich das Arbeiten definitiv nicht mehr lohnen würde. Also müsste ich am nächsten Tag umso mehr zu erledigen haben, konnte mich allerdings für den Moment wieder auf die federnde Matratze fallen lassen und mein Gesicht in dem Kopfkissen vergraben.
Noch immer spürte ich ein leichtes Ziehen in meinem Unterbauch und war mir meiner eigenen Erregung nur allzu bewusst. So bewusst, dass ich mich schämte und mir der Gedanke an eine weitere Begegnung mit diesem Mann Angst einjagte. Nur wusste ich um ehrlich zu sein nicht, ob es Angst oder schiere Nervosität war. Ein goldener Sonnenstrahl fiel durch mein Fenster direkt auf meine Handfläche und wärmte diese zaghaft wie zu einer beruhigenden Geste, die ich dringend nötig hatte. Es würde bald kalt werden, der Herbst nahte und bestimmt würden die Blätter der hohen Bäume nahe des Gebirges der Festungsanlage schon bald die schönsten Herbstfarben annehmen. 

A Dragon's MistressUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum