8 Majestät

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Einige Tage waren seitdem vergangen und jeden einzelnen davon verbrachte ich damit, meinen Aufgaben nachzugehen. Ich putzte und wischte und sorgte für saubere Wäsche. Beinahe täglich bezog ich alle Polster mit neuen Bezügen, damit der König auch ganz sicher nichts hatte, worüber er sich hätte beschweren können. 

"Erzähl es mir nochmal." Neyla schob sich schnaufend eine ihrer Strähnen hinter das Ohr, wodurch sie etwas Wasser in ihr verteilte. "Du wolltest einfach nur in dein Zimmer und diese Frau hat dir das da verpasst?!" Mit dem Stück Seife in ihrer Hand fuchtelte sie wild vor meiner Wange herum, auf der sich nun die noch immer gerötete Wunde befand. Immerhin sah sie wesentlich besser aus, als noch in den Tagen zuvor. 
An jenem Abend hatte mir der König angeboten ein weiteres Mal die Heilsalbe zur Verfügung zu stellen, allerdings wollte ich den nächsten Tag nicht wie meinen ersten auch verschlafen. Also hatte ich mich dazu entschiedenen einen Verband mit einer klebrigen Substanz zu bestreichen, um die Wunde damit notdürftig zu verdecken und somit vor Verschmutzungen zu beschützen. Als ich jedoch am frühen Nachmittag des heutigen Tages mit einer Fuhre von Schmutzwäsche in die Waschgrotte gegangen war, entdeckten Liara und Neyla, die dort ebenfalls am Waschen waren, natürlich sofort den Wunderverband und belagerten mich seitdem zu beiden Seiten. Ich hatte mich riesig gefreut die beiden Frauen wiederzusehen, denn die letzten Tage war ich keinem Menschen mehr begegnet und hatte sie unterbewusst doch sehr vermisst.
Zeit mit ihnen zu verbringen, auch wenn sie gefüllt mit schmutziger Wäsche war, hatte etwas normaler und reales, was nichts mit den Bestien über unseren Köpfen zu tun hatte. 

"Ja, das war so." bestätigte ich ein weiteres mal und seufzte schwer, als ich einen krustigen Schlammfleck auf der Hose entdeckte, die ich gerade waschen wollte. Der König war jeden Tag unterwegs und oft musste ich ihm beim Zurren des Waffengurtes unter die Arme greifen. Dadurch hatte ich mich zwar an seine Gegenwart weitgehend gewöhnen können, was sie allerdings nicht weniger erdrückend erscheinen ließ. An den meisten Tagen kehrte er kurz bevor die Sonne verschwunden war zurück. War dabei zwar unverletzt aber alles andere als sauber. An manchen Tagen fragte ich mich sogar, ob er sich mit Absicht in eine Schlammpfütze warf, nur damit ich etwas zu tun hatte. "Ich hab die Frau vorher weder gesehen, noch gehört. Sie hat sofort zugeschlagen. Aber seitdem ist sie mir zum Glück auch nicht nochmal über den Weg gelaufen." 

Liara hatte sich hingehockt und ihre schlanken Beine an ihre Brust gezogen, während sie die Stelle an meiner Wange mit ihren Blicken fixiert hielt. "Einfach so?" fragte sie ein weiteres Mal und kniff die Augen zusammen, was ich bloß mit einem Nicken beantwortete. Ich war wirklich froh, dass wir heute die Einzigen in der Grotte waren und ich dadurch nicht die Aufmerksamkeit der anderen Frauen auf mich ziehen würde. Immerhin war es schon schlimm genug, dass ich nicht wie die anderen in den scheinbar engen Tunneln im Untergrund des Berges hauste. Neyla und Liara hatten zuvor erzählt, dass ihre Zimmer mehr kleinere Höhlenabschnitte als richtige Räume waren, mit Türen aus alten Teppichen. Zumindest hatten sie es dort unten warm und überraschenderweise auch trocken. Zudem teilten sie sich immer zu zweit eine Höhle, in denen sie auf dicken Matratzen am Boden schliefen. Es fehlte ihnen zwar an nichts lebensnotwendigen und wir alle konnten uns augenscheinlich frei bewegen, nichtsdestotrotz ginge es sicherlich auch schöner. Mit dem kleinen kargen Zimmer in dem ich schlief, hatte ich also großes Glück gehabt. 

"Aber etwas gutes hat es doch gebracht." Fing ich an. "Der König hat dem Einäugigen gesagt, dass er enttäuscht davon sei welche Personen bei ihm mitfliegen würden. Das bedeutet doch, dass es auch weibliche Drachen gibt und diese Frau eine von ihnen ist." erzählte ich und drückte dabei den schweren Stoff der Hose ins Wasser, damit der Schmutz einweichen konnte. 

"Da hast du recht, das ist eine möglicherweise wichtige Information." bestätigte Liara. Gedankenverloren und ihr Blick schweifte zum Wasser. "Naja, ob es wichtig ist, ist vielleicht doch fraglich. Denn das würde nur bedeuten, dass es auch Frauen gibt, die uns töten könnten."

A Dragon's MistressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt