Borderline

1. Vegane Äpfel

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Hihi enjoy 💖💖💖

„Vielen Dank, Carter. Such dir ruhig einen freien Platz aus", lächelte mich meine neue Mathelehrerin an. Ich hingegen unterdrückte ein Seufzen und ließ meinen Blick über die Köpfe meiner Mitschüler gleiten. Sie wirkten alle gelangweilt – die, die es nicht taten, waren unter ihren Tischen mit ihren Handys beschäftigt. Der Traumkurs jeder Lehrerin.

Ich entdeckte einen freien Tisch, wenn auch in der vordersten Reihe, und setzte mich hin. In meinem Rucksack befand sich nichts, abgesehen von einem Kugelschreiber und Collegeblock, also holte ich beides heraus und lehnte mich zurück. Sie würde erstmal wahrscheinlich davon ausgehen, dass ich schüchtern war und mich nicht traute, mitzuarbeiten. Aber abgesehen davon würden meine Noten am Ende des Jahres sowieso nicht im Bereich der Erwartungen liegen, also warum sollte ich mich anstrengen? Wozu, wenn ich ab heute an dieselbe Schule wie meine wundervolle Schwester ging?

Meine Schwester, die eine Spitzennote nach dem anderen kassierte und ihren Bruder ganz doll lieb hatte.

Carter und Julie, das ultimative Geschwisterduo, endlich wieder vereint.

Der Gedanke versetzte mich offen gesagt in Panik. Dieses Mal konnte ich den Seufzer aber nicht unterdrücken. Er klang verzweifelt.

* * *

Nachdem ich oft genug vor Ekel die Nase gerümpft hatte, biss ich in meinen Burger und kaute lustlos auf dem Stück Fleisch rum. Mir war klar gewesen, dass das Mensaessen grottenschlecht sein würde, deswegen hatte ich heute Morgen noch kurz bei McDonalds vorbeigeschaut. Das war auch der Grund für meine Verspätung gewesen. Behauptet hatte ich jedoch, dass ich noch mein Zeug vom Sekretariat abholen musste, was Julie aber bereits letzten Freitag für mich erledigt hatte.

Naja, jetzt war der Burger aber kalt und schmeckte genauso eklig wie der Fraß, den alle anderen um mich herum gerade verschlangen. Welcher Idiot kam auch auf die Idee um 9 Uhr morgens in ein Fast Food Restaurant zu gehen und sich für den Mittag was zu essen zu kaufen? Sechs Stunden lang musste der Burger in meiner Tasche gammeln. Und schmeckte auch danach.

Ich spürte die ganzen Blicke auf mir und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis irgendjemand mein Date mit mir selbst unterbrechen würde. Und dieses Mal behielt ich sogar recht: Kaum eine Minute später nahm ich im Augenwinkel einen Schatten wahr und sah auf. Ein langer, schlanker Kerl mit blondem Haar und einer fetten Brille auf der Nase setzte sich zu mir. Waren das Pickel oder Sommersprossen, die sein Gesicht wie einen Streuselkuchen aussehen ließen?

„Du bist doch Carter, oder?", fragte mich mein Gegenüber lächelnd. „Also, der Neue?"

Oh man. Wie oft musste ich diese Frage noch beantworten? Lag es daran, dass nicht viele einen Monat nach Schulbeginn die Schule wechselten oder eher an meinem hübschen Gesicht? Wahrscheinlich letzteres. Obwohl – bei dem hier wünsch' ich mir dann doch lieber ersteres.

Ich nickte, etwas spät und sah mich wieder um. Die Mädels schienen im Großen und Ganzen nett zu sein, allerdings waren die meisten mit Begleitung unterwegs. Männlicher Begleitung. Und so viel Aufwand waren sie dann auch nicht wert.

„Wie war dein erster Schultag bisher so?", versuchte er nun ein Gespräch anzufangen. Vielleicht sollte ich mich einfach drauf einlassen. Aber irgendwie konnte ich ihn jetzt schon nicht leiden.

Gib' den Menschen doch mal eine Chance!, würde Julie jetzt kreischen. Nur gut, dass sie heute einen Termin beim Arzt hatte.