Neun

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24.09.2016 4:09 PM

Ich hatte mal 'nen Freund namens Brad. Eigentlich sind wir immer noch befreundet, aber manchmal geht er mir halt auf den Sack. Aber ich denke nicht, dass es an ihm liegt. Irgendwie scheint mir jeder nach einer gewissen Zeit auf den Sack zu gehen.

Jedenfalls hat Brad mir Dinge erzählt, die mich zum Nachdenken gebracht hatten.

Er hat mit 13 Jahren seine ältere Schwester verloren.

Und er hat mir erzählt, wie es sich angefühlt hat. Nicht besonders detailreich, aber eins wusste ich nach unserem zugegeben emotionalen Gespräch: Er kommt immer noch nicht damit klar. Es ist gerade mal 4 Jahre her. Verständlich.

Ich mag Brad. Er spricht einfach. Aber nur wenn er dir vertraut. Und die Tatsache, dass er mir vertraut, macht mich offen gesagt schon glücklich.

Eine Beschreibung, die sein Leben, seinen Schmerz und seinen Zustand erklären sollte, ist mir ganz genau im Sinn geblieben.

"Ich habe mich wie in einem Traum oder in einer Blase gefühlt. Alles kam nur gedämpft bei mir an, es kam mir so vor, als würde ich jeden Moment aufwachen. Ich konnte nichts wahrnehmen, nur der Schmerz war da. Aber auch der verschwand manchmal. Ich habe dann einfach nichts gefühlt. Wie eine leere Hülle. Und das hat mich zerstört."

Ich weiß nicht, ob er sich als glückliche Person schätzen kann, weil er meistens nichts fühlen oder wahrnehmen konnte, denn bei mir ist es genau andersrum. Ich spüre alles, die Verzweiflung, den Schmerz, die Enttäuschung. Ich komme mir nicht so vor als befände ich mich in einem Vakuum. Alles ist klar, durchdringend, und ich komme genau damit nicht klar.

Wir leiden beide anders und sind verdammt noch mal am Arsch. Schmerz kann einfach nicht schonend gespürt werden. Er will unseren gesamten Körper, unsere Gedanken, alles einnehmen, um uns letztendlich zu zerstören.

Nur will ich nicht zerstört werden. Und ihm soll's auch gut gehen.

BorderlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt