43. Perfekte Momente

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Circa zwei Stunden später klingelte endlich mein Handy. Elaine rief an, doch da ich gerade am Fenster stand, sah ich, wie sie den Straßenweg entlang auf unser Haus zusteuerte. Die normale Klingel zu benutzen scheint für sie anscheinend keine Option zu sein.

Ich ließ mein Handy singen und machte mich träge auf den Weg zur Haustür. Erstaunlicherweise war sie schneller als ich und klopfte sogar wild an, sodass ich mich beeilte und die Tür aufriss, nur um in ihr genervtes Gesicht zu blicken.

„Hey, Kitty."

Sie stürmte an mir vorbei und pustete sich dabei erschöpft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ja, ich stinke wie die Sau. Musste laufen. Blöde Familie."

„Hi, El...", grüßte ich zurück und schloss die Haustür wieder verdutzt. „Wegen Louis?"

„Ja, wegen dem", brummte sie nur und eilte die Treppen hoch. Ich folgte ihr in mein Zimmer und sah ihr kurz dabei zu, wie sie nur achtlos ihre Jacke auf den Boden warf. Seufzend setzte sie sich auf mein Bett und betrachtete mich aus ihren großen, grünen-braunen Augen. „Wo ist das Tagebuch?"

Ich schluckte schwer und schnappte es von meiner Nachtkommode. „Hier. Da steht sogar was über dich und mich."

Elaine hob skeptisch eine Augenbraue und nahm es entgegen. Schweigend blätterte sie das Büchlein durch und las in Rekordzeit, was da drin stand. „Hmm", machte sie zwischendurch und spitzte die Lippen.

Mit schief gelegtem Kopf beugte sie sich vor und schwieg noch eine weitere Minute, bevor sie kurz die Augen rollte und es wieder zuklappte. „Komm her, Carter", El klopfte neben sich und lächelte leicht. „Zeit für eine Geschichte."

Ich setzte mich leicht zögerlich neben sie und beschloss, einen Witz zu reißen, weil ich plötzlich spürte, wie Nervosität in mir hochkam. „Willst du erstmal mein Deo benutzen?"

„Klappe", sie lachte plötzlich auf und schüttelte leicht den Kopf. „Mein Schweiß duftet nach Blumen."

Sie stank halt wirklich nicht. Lächelnd lehnte ich mich zurück und warf einen Blick aufs Tagebuch, bevor ich wieder hochsah und ihr Profil betrachtete. Sie spürte das und unterdrückte ein Schmunzeln.

„Ich weiß jetzt nicht genau, wer das ist, aber ich habe so eine Ahnung", sie zuckte die Achseln. „Natürlich werde ich sie zur Rede stellen und falls es stimmt, sage ich dir Bescheid, fall sie es erlaubt und du dich überhaupt dafür interessierst."

Elaine sprach so ruhig, dass es mich überraschte. „Äh... Okay."

Nickend drehte sie sich seitlich in meine Richtung und verengte die Augen. „Manon und du..."

Weiter sprach sie nicht. Ich runzelte verwirrt die Stirn und fragte mich innerlich, was das jetzt sollte. Das sprach ich aber nicht laut aus und schüttelte daher nur den Kopf. „Manon und ich?"

El kam direkt zum Punkt und schnalzte mit der Zunge. „Bumst ihr noch?"

Eigentlich sollte es mich weder überraschen noch empören, wie sie halt drauf war, denn so ist nunmal das Äffchen; Direkt und schamlos, aber irgendwo auch ein schüchternes kleines Mädchen.

„Ne", meinte ich neutral. „Hat sich herausgestellt, dass ich das andere Wilson-Kind mehr mag als sie."

Elaine kicherte plötzlich und nickte zustimmend. „Jap, Amor mag ich auch mehr." Sie sah mich mit großen Augen an und wechselte sofort wieder das Thema. Keine Ahnung, wie man so viele Gedanken auf einmal haben konnte. „Susi sind wir jetzt übrigens wieder los. Bitte mach das nie wieder... Drogen sind manchmal nett, aber oft sind sie gemein und du hättest jemanden schwängern können."

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