CHAPTER 9

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Mr. O'Malley lehnte sich wieder ein Stück in seinem aus braunem, abgenutztem Leder bestehenden Bürosessel zurück und blickte mich aus seinen hellen Augen aufmerksam an.

„Also Nate... Was wirst du nun tun?"

Ich schnaubte kurz auf und taxierte den schrulligen High Society Psychotherapeuten, dessen Praxis in Soho gefühlt eher wie ein Geschichtsmuseum über den amerikanischen Bürgerkrieg als eine gewöhnliche therapeutische Einrichtung wirkte.
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und meinte zu meinem Therapeuten: „Sagen sie's mir doch, Doc...Immerhin bin ich doch dafür hier..."

Mr. O'Malley, welcher an diesem langweiligen Dienstag sogar mit einem extravaganten grauen Cowboy Hut bekleidet war, beugte sich wieder ein Stück vor und sagte sanft zu mir: „Nate, ich bin nicht hier, um dir belehrende Ratschläge zu geben..."

„Diese Stelle ist ja schon von meinem Dad besetzt, Mr. O'Malley", entgegnete ich diesem und hielt mir meinen brummenden Schädel. Gestern Abend war ich nämlich noch spontan noch feiern gegangen und hatte mich nach einer anderen Schlafmöglichkeit umsehen wollen, ohne nicht schon frühmorgens mit Elises mahnenden und nervigen Ratschlägen betitelt zu werden.

Und obwohl ich im DIAMONDS äußerst schnell eine Abendunterhaltung gefunden und mich einer feierwütigen Gruppe von jungen Anwälten von Clifford & Chance angeschlossen hatte, war ich schlussendlich doch schon um drei Uhr morgens mit einem Taxi nachhause gefahren...Und zwar allein...

Obwohl mir einer der jungen Männer der Gruppe immer wieder leicht zugezwinkert hatte und er nach seinen anzüglichen Blicken nach einer schnellen Nummer sicher nicht abgeneigt gewesen wäre, war ich auf dessen plumpen Anmachversuch nicht eingegangen.

Zu vieles war mir von den Ereignissen der letzten Wochen noch im Kopf herumgespukt und so hatte ich mich irgendwann klamm heimlich von der partywütigen Menge an Anwälten verabschiedet.

Diese Mitarbeiter von der Wirtschaftskanzlei Clifford & Chance hatten nach meinem Abflug mit Sicherheit noch weitergefeiert und ich hatte mich insgeheim im Laufe des Abends gefragt, ob sie unbedingt das schwer verdiente Geld, welches das Resultat des Schuftens einer 60 Stunden Woche darstellte, in einem einzigen Abend auf den Kopf hauen hatten wollen.

Und in einem dementsprechenden Gefühlszustand befand sich nun mein brummender Schädel nun. Wie ein Teenie Star, welcher sich vor einer Horde Papparazzi versteckte, war ich bekleidet mit einer Mütze sowie einer verdunkelten Sonnenbrille war ich kleinlaut in das Hochhaus in Soho angekommen, in dessen obersten Stockwerk sich Mr. O'Malleys Praxis befand.

„Was ich eigentlich sagen wollte, Nate...", setzte der Psychotherapeut unbeirrt von der Unterbrechung seinen Satz fort: „Ich bin hier, um dir zu helfen, Nate...Ich möchte dir nichts Böses und ich möchte dich auch nicht dazu zwingen, mit mir über deine möglichen Probleme zu reden..."

Ich grinste und zuckte mit den Schultern. Schnell stand ich von meinem Stuhl auf und meinte zu Mr. O'Malley: „Na also? Dann kann ich ja dann gehen, oder nicht Doc?"

Wenn diese nervige Sitzung bei meinem Seelenklempner, welche ich ohnehin nur aufgrund der strikten Anweisung meines Dads wahrnehmen musste, endlich beendet sein würde, wäre ich mehr als erleichtert. Denn ich wollte nichts lieber, als mich so schnell wie möglich wieder in meinem weichen Bett verkriechen und die Bettdecke über den Kopf ziehen...


„Halt, stopp!", pfiff mich Mr. O'Malley dann doch zurück und bevor ich auch nur die Tür seines Bürozimmers erreichen konnte, hatte sich der schrullige Therapeut aus seinem bequemen Sessel erhoben.

„Setz dich bitte wieder, Nate...", ermahnte mein Psychologe mich und seufzend nahm ich wieder vor Mr. O'Malley dunklen Eichenschreibtisch Platz.

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