Vereint

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Vorsichtig wagte ich die Augen zu kleinen Schlitzen zu öffnen und tastete vorsichtig nach meinem hämmernden Kopf. Ich fühlte etwas Warmes an meinem Haar, sodass ich die Hand schnell zurückzog und versuchte sie durch den Nebelschleier über meinen Augen zu inspizieren. Jedoch brauchte es seine Zeit, bis ich wieder klar sehen konnte und bemerkte das es rot war. Blut. Mein Blut.

Ich wagte mich kurz umzusehen und realisierte, dass ich noch immer in der verfluchten Festung war, wieder auf kaltem, scharfen Gestein lag, um mich herum zwei tote Körper. Orks, wie mir der bittere Gestank verriet, der von ihnen ausging. Jeweils ein Pfeil steckten in ihren Herzen, oder dort, wo sie hätten sein sollen, falls sie welche besaßen. Einen Moment später rappelte ich mich stöhnend auf, als ich den Totenberg auf dem Felsplateau bemerkte. Zahlreiche Tote lagen mit Pfeilen und anderen großen Verletzungen auf dem dunklen Gestein. Orks, aber auch ein paar Elben in schillernden Rüstungen, wie ich erkannte. War es doch kein Traum gewesen? Die Stimme die ich schwer vernommen hatte? Aber er war nicht zu sehen. Mein Herz wurde erdrückt... wenn Thranduil Tod war... Nein, ich wollte nicht so weit denken, es zu tun würde nur für Ablenkung sorgen. Ablenkung, die mich in die erbarmungslose Dunkelheit reißen würde. Ich musste ihn suchen. Ich war mir sicher, dass es keine Einbildung gewesen war.

So zog ich behände einige Pfeile aus den Leichen, darauf bedacht, dass die Spitzen nicht abbrachen und sammelte einen Bogen aus der Hand eines der Elben, die ihr Leben gelassen hatten.

Langsamer als zuvor, aber dafür doppelt so leise, versuchte ich mir einen Weg durch die Ruinen zu machen. Wieder starrten mir die hohen Statuen hinterher, die alt und grau wurden. Ich versuchte sie jedoch nicht zu beachten, wie die sich dahinter leise windenden Schatten.

Erschrocken fuhr ich aus der untröstlichen Stille auf, die nur von dem heulenden Wind unterbrochen wurde, als ich leises Klirren von Metall hörte. Aus Westen schien der leise Kampf zu kommen, sodass ich blindlings den nächst besten Gang entlang stürmte und eine Straße nach der anderen hinter mir ließ. Mich störte es nicht mehr, dass ich gesehen oder gehört werden konnte, als ich vermutlich so viel Krach machte, wie das Schlagen mit dem Hammer auf einen Amboss es tat.

Überraschend schnell sprang und lief ich dem stets lauter werdenden Geräusch entgegen, als ich schließlich schlitternd und außer Atem zum stehen kam. Vor mir lag ein Haufen von toten Orkkörpern und noch schlimmer riechenden, pelzigen Riesenhunden, wie einige der Elben mit dem weißblondem, langen Haar. Sofort blickte ich auf, als ich Thranduils Stimme vernahm, der seinen letzten Soldaten Befehle in der Sprache der Elben zurief. Ich wollte ihm helfen, doch ich konnte mich von seinem Anblick nicht lösen. Zu schnell drehte er sich, schlug zu und brachte dem nächsten Leben ein Ende, als er in seiner schillernden Rüstung und dem blutbesudelten Umgang gegen die letzte Gruppe der Orks mit ihren Hunden ankämpfte. Er war langsamer, als wenn er gewöhnlich kämpfte, sodass ich mich zusammenriss.

  Ich musste und ich wollte helfen, sodass ich mich schwermütig an ein noch halbwegs stehendes Dach hochzog und an den Rand des Kampfgeschehens robbte. Langsam und bedacht zog ich einen Pfeil aus meinem ramponierten Köcher und spannte ihm in den Bogen ein. Ich musste vorsichtig sein. Ich wollte nicht die letzten verbliebenen Elben töten, sodass ich langsam und bedacht mein Ziel anvisierte. Ruhig atmete ich aus, als ich den Pfeil losließ und er auf sein Ziel zuflog. Ein kurzer Aufschrei und der Orks ging neben dem kleinsten der Soldaten zu Boden. Irritiert sah er sich um, doch er konnte mich auf dem Stein über ihnen nicht entdecken. Grinsend legte ich den nächsten Pfeil ein und schoss ihn erneut ab. Wieder traf dieser sein Ziel und traf dem Ork ins Herz, als er Thranduil von hinten attackieren wollte. Dieser schien es nicht mal zu bemerken, sondern kämpfte unbeirrt weiter, wenn auch nur noch mit einem Schwert, anstelle von zwei. Pfeil um Pfeil schoss ich nun ab und brach langsam, aber sehr effizient die Ungeheuer zu Fall.

Als nun der letzte der Orks Thranduil blindlings in die Klinge gestolpert war und sofort aufgespießt wurde, sah dieser sich schnell um und schien seine übrigen Soldaten zu zählen. Sie redeten miteinander, wie ich erkennen konnte, sodass ich vorsichtig von dem Dach hinunterstieg. Staub bröselte an mir herab, als ich auf beiden Füßen landete und ächzend meine Hände auf meinen Knien abstützen musste, um mich zu sammeln. Die Gefahr war weg, vorüber, wie der schreckliche Wind. Erleichtert richtete ich mich wieder auf und musste lächeln, als ich die letzten Meter aus den Schatten der hohen Mauern heraustrat und blindlings mit jemanden zusammenstieß und einige Schritte zurücktaumelte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sich jemand so nahe befand, sodass ich nach einem Pfeil auf meinem Rücken griff und sofort den Bogen spannte. Ebenso hörte ich das scharfe Ziehen von Stahl. Zu sehr blendete mich die leichten Sonnenstrahlen, die durch das graue Wolkendach brachen, sodass ich die Augen zusammenkneifen musste.

Doch das klirrende Aufschlagen von Metall auf hartem Gestein und schließlich der Geruch nach Nadeln und Frühling, den Geruch, den ich erst nicht definieren konnte, stieg mich in die empfindliche Nase. Augenblicklich ließ ich die Waffen fallen und schluchzte leise, als ich bereits auf ihn zu lief und die Arme um ihn schlang. Es störte mich nicht, dass das Metall kalt und mit Blutspritzern versehen war, als ich meine Wange an den Brustpanzer drückte. Nach kurzem Zögern spürte ich auch endlich seine Arme, die sich um mich schlungen, wie an sich drückten. Zufrieden standen wir noch eine Weile so dar, ehe Thranduil mich leicht wegschob und kritisch musterte.
  >> Geht es dir gut? <<, fragte er.
  Ich nickte und unterdrückte das prickelnde Gefühl auf meiner Haut, als ich seine Stimme hörte.

  >> Nie wieder. << versprach ich ihm, meinem König, nicht wissend, was ich sagen sollte. Zu groß war das, was passiert war und zu viele Worte fegten durch meinen Kopf hindurch, als er mich erneut an sich drückte und leise in mein Ohr flüsterte. >> Nie wieder. <<

Thranduil FF || DIE BESTIMMUNG - Mond und SterneWhere stories live. Discover now