Nächster Morgen

467 15 0
                                    

Sein Hirsch preschte aus dem Tor hinein in den Wald, sodass Thranduil nur das Rauschen des Windes und seine Umgebung wahrnahm. Er musste sie finden. Wo war sie? Was hatte sie getan? Ist sie in Gefahr oder schlimmer noch Tod?

Sie konnte nicht Kämpfen oder sich Verteidigen. Kannte sich hier nicht aus, so wie die Gefahren hier in seinem Reich... Die Dunkelheit die seinen Wald verpestete.

Er kam jedoch bald zum Halten, als er einen seiner Soldaten Tod am Boden liegen sah. Ungewöhnlich... sonst schleppten sie immer ihre Beute mit zu ihrem Nest.

Er stieg ab und sah sich um. Nichts. So erkundete er die Gegend rund um die Leiche. Er würde später seine Soldaten ausschicken, um den Gefallenen abzuholen.

Dort ein paar Hundert Meter weiter entdeckte er eine Schleifspur auf dem Waldboden. Er folgte dieser leise und zückte sein Schwert. Doch nun endete diese. Wo ist sie hin? Die Spinnen waren weg und die Schleifspur endete hier. Was wenn...? Nein, sie würden sie nicht hier gefressen haben, dass taten die Spinnen nicht sofort. Aber wenn doch?

Er ging weiter und trat um eine riesige Baumwurzel, die in den Abgrund reichte, als er unten etwas sah. So schnell er konnte, lief er hinunter und sein Innerstes zog sich schmerzhaft zusammen.

Dort lag sie. Blutend auf dem Gesteinsbrocken mit dem Gesicht nach unten. Ihre Beine eingewickelt und halb aufgerissen von Spinnweben.  Er steckte sein Schwert zurück in die Scheide und ging neben ihr auf die Knie. Konnte sie...? War sie...? Mit zitternden Händen drehte er Arien zu sich um und sah in ihr blasses, aufgeschürftes Gesicht.

Erleichtert stellte er fest, dass sie noch lebte. Doch ihre Wunden bluteten und ihr Atem ging flach und rasselnd. Thranduil durfte keine Zeit verlieren. Schnell hievte er sie auf seine Arme und trug sie zurück zu seinem Hirsch, der bereits auf ihn wartete.

Schnell ritt er zurück zu seinem Schloss. Selbst noch, als sein Reittier so schnell galoppierte, war es ihm noch immer nicht schnell genug. Sie durfte nicht sterben. Konnte nicht sterben. Er hatte keine Zeit mehr.

Im Schloss angekommen, eilten sofort zwei Heiler herbei. Sie wurden bereits durch die an der Mauer stechenden Wachen informiert, dass ihr König jemand verletzten mitbringen würde. Die Heiler nahmen sie vorsichtig aus seinenArmen und trugen sie schnell in Richtung der Heilräume.

Er wollte ihnen folgen, doch er empfand es als Zumutung der Heiler, wenn er ihnen auf die Finger gucken würde. Zudem wollte er Arien nicht zu nahe treten. Was wenn sie es nicht wollte, dass er dabei zu sah?

Ein Heiler hatte ihn bereits in seinem Thronsaal besucht, wo er auf seinem Thron saß und in die Luft starrte, als dieser ihm versicherte, dass Arien nicht lebensgefährlich verletzte sei. Aber auch, dass sie nun Ruhe bräuchte und sie ihr ein Schlafmittel gegeben hatten, wie, dass er der erste sei, der es erfährt, wenn sich etwas an ihrem Zustand ändern sollte.

So verging nun Stunde um Stunde, bis es schließlich Nacht wurde. Der König jedoch hatte sich nicht von seinem Thron erhoben. Eine Leere verzerrte sein Herz und er erinnerte sich an ihr zerschundenes Gesicht, als er sie ansah.

Er ertrug es jedoch nicht länger und entschloss nach ihr zu sehen. Auf dem Weg zum Krankenzimmer begegnete ihm niemand. Es schliefen bereits fast alle Elben. An der Tür angekommen, die zu den Heilerräumen führte, zögerte er. Doch dann stieß er letztlich doch die  Tür auf.

Sein Blick viel direkt auf seine schlafende Arien. Vorsichtig ging er auf ihr Bett zu und betrachtete sie. Sie hatte wieder Farbe bekommen und ihre Kratzer im Gesicht waren fast verheilt, doch an manchen Stellen, wo nicht die schwere Bettdecke sie bedeckte, entdeckte er noch einige Verbände. Sie war wahrlich wunderschön, wie der Mondschein von draußen, auf sie nieder schien und er versprach sich sie nie wieder gehen zu lassen. Er wollte sie, dass wurde ihm spätestens jetzt klar, jedoch wollte er sie nicht verschrecken. Es redeten schon zu viele schlecht über ihn.

So setzte er sich auf den Stuhl an ihrem Bett, nahm ihre Hand in seine Eigene und betrachtete sie einfach. Doch nach gewisser Zeit wurden seine Lider schwer und bemerkte kaum, wie er den Tag verabschiedete.

——

Helligkeit blendete mich durch meine noch geschlossenen Augenlider, sodass ich sie aufschlug, um dann wieder sofort zu schließen. Es war definitiv viel zu hell. Zögernd öffnete ich sie dann doch, um festzustellen, dass es doch ein Fehler war, da mein Kopf schmerzte. Jedoch auch sämtliche andere Gliedmaßen, besonders mein unterer Bauch, auf der rechten Körperhälfte.

Ich wollte gerade mit meiner rechten Hand dort hin greifen, um die Stelle zu betasten, als ich bemerkte, dass diese festgehalten wurde. So entdeckte ich den schlafenden Thranduil zu meiner Rechten, mit dem Kopf auf dem Bett. Was machte er hier? Ich richtete mich auf und sah ihn an.

Nun jedoch regte er sich etwas, nachdem er vermutlich die Bewegungen im Bett wahrgenommen hatte. Er starrte mich nur an und ich zurück. Ich wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, doch er schnitt mir scharf das Wort ab. >> Was habt Ihr euch nur dabei gedacht? Was fällt Euch ein, einfach das Schloss zu verlassen? << Ich schluckte schwer nach seinem scharfen Tonfall und antwortete leise. >> Ich wollte nur etwas ausreiten gehen. Ich wusste nicht, dass solche Spinnen in dem Wald leben. << >> Ausreiten?! Nicht etwa sich leise davonstehlen?! << fuhr er mich an und packte meine Hand fester, fast so, als hätte er Angst, ich würde wieder verschwinden. Leicht beschämt antworte ich ihm wieder. >> Ja, nur Ausreiten. << Doch er sah mich nur streng an, sodass ich dann doch gestand. >> Gut. Natürlich hatte ich darüber nachgedacht, aber es erschien mir falsch die Soldaten zurückzulassen, sodass Sie sie bestrafen und töten lassen. <<

Mit großen Augen sah er mich an. Es herrschte Stille für einen kurzen Moment, in der er mich musterte und bei meinen Ohren stehen blieb, bevor er dann Hals über Kopf aus dem Zimmer verschwand. Noch beim Verlassen rief er mir noch zu. >> Ihr mögt nur das Ausreiten im Sinn gehabt haben, jedoch auch mit dem Gedanken gespielt zu haben, dass Ihr versuchen wolltet die Flucht zu ergreifen. Doch das wird nicht noch einmal geschehen, dass versichere ich euch. Versucht nicht noch einmal mich zu hintergehen. Zu eurer Information, die beiden Soldaten sind tot. << und dann war er weg.

Erschöpft ließ ich mich wieder in die Kissen fallen und dachte nach. Es war ihre Schuld. Alles ihre Schuld, dass sie nun Tod waren... Sie waren wirklich nett, sodass ich es bereute sie gedrängt zu haben, mich zu begleiten. Warum musste ich auch unbedingt ausreiten wollen? Sie hatten sicher Familie und Freunde...

Doch meine Gedanken schweiften ab zu meinem Hauptproblem... Jetzt hatte ich sicher keine Chance mehr hier weg und nach Hause zu kommen. Dafür würde Thranduil sicher sorgen.

Thranduil FF || DIE BESTIMMUNG - Mond und SterneWhere stories live. Discover now