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POV Nick:

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass die nächsten Tage leicht waren. Für niemanden von uns war die ganze Sache leicht. Oder auch nur in irgendeiner Art verständlich oder angenehm.

George hat es von uns am meisten getroffen. Die erste Begegnung sollte nach all den Jahren der Höhepunkt unserer Freundschaft werden. All die Planung, die Organisation, die in dieses Treffen hineingeflossen ist. So haben wir uns das nicht vorgestellt.

Vor allem sollte das ein großes Ereignis für Clay und ihn werden. Nach vier Jahren Freundschaft sollte das der erste Tag werden, an dem sie sich sehen. Das ist zwar passiert, doch die Umstände sind alles andere als gut.

Aber auch für uns beide war es nicht die beste erste Begegnung in RL. George weinend in meinen Armen zu halten, hat mir fast das Herz zerrissen. Er hat so verletzlich und gebrochen an mir gehangen. Nur mit Mühe habe ich mich zusammengerissen.

Irgendjemand musste ja der Starke sein und alles zusammenhalten.

So auch jetzt. Die Stille im Krankenzimmer war so unangenehm und stickig. Ich glaube nicht, dass ich der einzige war, der die Luft angehalten hat. Genau wusste ich nicht, auf was ich gewartet habe, doch irgendetwas musste doch passieren.

Es hat sich angefühlt, als wäre die gesamte Welt stehen geblieben. Niemand atmet, niemand bewegt sich, niemand spricht. Alle warten nur ab.

Das musste doch ein Scherz sein. Anders konnte es doch nicht sein.

Dass Clay ein Scherzkeks ist, ist ja nicht unbekannt. Doch dieser Scherz geht eindeutig zu weit.

Als nach ein paar Minuten immer noch nichts passiert ist, keine Kamera-Crew, die zur Tür hereinstürmt oder Clay, der in sein bekanntes Lachen ausbricht. Nichts.

Die ganze Zeit über habe ich George nicht aus den Augen gelassen. Noch immer stand er neben dem Krankenhausbett, seine Hände um Clays geklammert. Langsam haben sich seine Augen mit Tränen gefüllt, doch die Erste ist erst dann an seiner Wange nach unten gerollt, als Clay seine Hand an sich gerissen hat.

Danach konnte er sich nicht mehr halten. Die Tränen flossen ungehindert und hinterließen eine feuchte Spur auf seinen Wangen. Bevor er noch das Gleichgewicht verliert und stürzt, habe ich mich am Arzt vorbeigedrängt und habe meinen Arm unter seine Schultern geklemmt.

Clay hat uns während der gesamten Zeit komisch gemustert, aber nichts gesagt. Auch der Arzt schien etwas überfordert mit der Situation. Ich habe mich hilflos gefühlt und wusste nicht recht, was ich machen sollte.

Während George erneut in meinen Armen zusammengebrochen ist, habe ich ihn aus dem Zimmer geschafft. Wenig später kam auch der Arzt aus dem Zimmer.

Da ich George das nicht zumuten will, habe ich mich allein mit ihm unterhalten. Natürlich erst, als ich ihn sicher zu einer Bank geführt habe, auf der er sich niederlassen kann. Er konnte mir nicht versichern, ob das nur eine vorübergehende Amnesie von dem Unfall ist oder eine andauernde Amnesie.

Letzteres hat er mit einem gequälten Blick gesagt. Auch er schien es nicht genau zu wissen. All meine Hoffnungen haben sich in diesem Moment in Luft aufgelöst.

Der weitere Plan bestand darin, dass ich seine Familie benachrichtigt habe. Ich dachte ja mein Herz sei gebrochen, als ich George so gesehen habe, doch Clays Mutter am Telefon weinen zu hören, hat das noch übertroffen.

Sie würden so schnell sie nur können ins Krankenhaus kommen. George konnte ich allerdings nicht hier lassen. Auch wenn es mir im Herzen weh tat, ihn von Clay loszureißen, habe ich ihn an mich gezogen und zusammen sind wir zu meinem Auto gelaufen.

DreamnotfoundWhere stories live. Discover now