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Ich ziehe meine Nase kraus und versuche mit einer Hand das abzuwehren, was sich auch immer vor mir und an meiner Nase befindet. Allerdings spüre ich nichts, doch das Gefühl oder besser gesagt, die Berührung ist weg. 

Langsam versuche ich mich wieder zu entspannen und noch ein paar Minuten Schlaf zu bekommen. Dieses Vorhaben wird leider je unterbrochen, da ich schon wieder etwas an meiner Nase spüre. 

Wieder versuche ich, was auch immer dort ist, wegzuscheuchen. Wieder nichts. Entweder bilde ich mir das alles nur ein oder ich träume. Die zweite Option erscheint mir wahrscheinlicher, weshalb ich die Decke noch ein wenig enger um meinen Körper ziehe und dann versuche wieder einzuschlafen. 

Als ich ein drittes Mal diese Berührung oder was es auch ist an meiner Nase spüre, verliere ich langsam die Beherrschung. Auch wenn ich es bisher vermeiden wollte meine Augen zu öffnen, mache ich es nun doch. Allein schon aus dem Grund, dass an Schlaf jetzt sowieso nicht mehr zu denken ist. 

Das Erste, was ich sehe, als ich meine Augen öffne, ist ein weiteres Paar Augen. Doch nicht die eines Menschen. Patches.

Mein Zorn ist sofort verflogen. Ich kann einfach nicht böse auf sie sein. Besonders nicht, wenn sie mich mit so großen und süßen Augen anschaut. 

"Guten Morgen Schönheit."

Ich strecke meinen Arm aus und kraule ihr den Kopf. Sofort drückt sie mit ihrem Kopf gegen meine Hand und fängt an zu schnurren. Wie kann man nur so verdammt süß sein?

"Das Gleiche kann ich auch sagen."

Fast erschrecke ich zu Tode, als ich diese rauchige und tiefe Stimme hinter mir höre. Auch Patches scheint aufzuhorchen, denn sie hebt ihren Kopf und stolziert - Ja, ich meine STOLZIERT, denn unsere Königin kann nur elegant laufen - über meinen Oberkörper und verschwindet aus meinem Sichtfeld. 

"Guten Morgen Patchy."

Nachdem ich den Verlust meiner Fell-Freundin überwunden habe, drehe ich mich langsam um. Clay liegt auf der Seite, den Kopf auf einem Arm aufgestützt und mir zugewandt. Patches hat sich zwischen uns platziert und lässt sich genüsslich von Clay kraulen. 

Eine Weile beobachte ich die beiden einfach nur mit einem Lächeln im Gesicht. Clays Blick ist auf Patches gerichtet, doch hin und wieder hebt er sein Gesicht und schaut zu mir. 

Nachdem ich seinen Blick nicht länger standhalten kann, schaue ich an ihm vorbei. Jetzt wird mir auch erst bewusst, wo wir uns befinden.

Letzte Nacht haben wir im Wohnzimmer einen Film gesehen und Clay ist irgendwann neben mir auf der Couch eingeschlafen. Kurz darauf muss ich dann auch eingeschlafen sein. Doch ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich ins Bett gegangen bin. Vor allem nicht mit Clay zusammen. 

"Fragst du dich, was du hier im Bett machst, wenn du doch auf der Couch eingeschlafen bist?"

Mein Kopf schnellt wieder zu Clay und ich schaue ihn etwas erschrocken und verwirrt an. Also manchmal macht es mir schon echt ein wenig Angst, wie gut er mich einfach lesen kann. Das war schon all die Jahre so und kann sich dadurch das wir uns jetzt auch in RL sehen nur noch verstärken. 

Ich erinnere mich wieder an die Frage, die er mir gestellt hat und nicke einfach nur. Er lächelt mich erneut an und schaut dann wieder runter auf Patches, die sich mittlerweile zu einem kleinen Ball zusammengerollt hat und leise vor sich hin schnurrt.

"Ich bin irgendwann die Nacht aufgewacht. Ich lag immer noch auf deinen Schoß, deine Hand war immer noch in meinen Haaren vergraben und du hast in einer wirklichen komischen Position da gesessen. Ich wollte nicht, dass du am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen aufwachen musst, also habe ich dich kurzerhand ins Schlafzimmer getragen."

Ich nicke. Ok, das klingt logisch. Erleichtert, dass ich nun diese Lücke in meinem Gedächtnis füllen kann, lasse ich mich wieder ins Kissen fallen. Auch meine Hand vergräbt sich jetzt in Patches Fell. Sie scheint es nicht zu stören, dass wir sie beide nun kraulen.

Moment mal. Wir beide? Wie zum Teufel kommt es aber dazu, dass wir beide zusammen in meinem Bett liegen? Ist er einfach hier geblieben, auch wenn er ein eigenes Gästezimmer hat?

"Warum bist du aber hier?"

"Du meinst, warum ich in deinem Bett bin?"

Ich nicke nur und warte gespannt auf seine Antwort. 

"Nachdem ich dich in dein Bett gelegt habe, hast du dich an meinem Arm festgekrallt und wolltest einfach nicht mehr loslassen. Da ich nicht die ganze Nacht neben dir sitzen wollte, habe ich mich ausgezogen und eben bei dir geschlafen. Ich denke mal nicht, dass du ein Problem damit hast, oder?"

Erst jetzt fällt mir seine nackte Brust auf. In binnen von wenigen Sekunden muss mein Gesicht bestimmt die Farbe einer Tomate angenommen haben. Ich ziehe mir die Decke über mein Gesicht und schreie einmal stumm in den Stoff. Clay neben mir lacht leise.

"Schön, dass es dich so amüsiert."

Diesmal lacht er laut. Ich empfand sein Lachen schon immer als schön, doch gerade jetzt hier in diesem Moment, würde ich ihn gern den Mund zunähen. 

Während Clay also lacht, entscheide ich für mich, heute einfach hier unter der Decke zu bleiben. Doch leider wird dieser wunderbare Plan gleich darauf wieder zerstört.

Plötzlich wird mir die Decke weggerissen und ich spüre etwas Schweres auf mir. Als ich meine Augen wieder öffne, erblicke ich wie vor ein paar Minuten in ein paar Augen. Doch diesmal sind es nicht die Augen von Patches, sondern die von Clay. 

Er hat sich halb auch mich gerollt und hält mich nun mithilfe seines Körpergewichtes hier gefangen. Also habe ich gar keine andere Möglichkeit, als ihn anzuschauen. Seine Augen sind viel fesselnder als die von Patches, weshalb ich mich recht schnell in ihnen verliere. 

Aus diesem Grund merke ich auch nicht wie Clays Gesicht den meinen immer näher und näher kommt. Erst als seine Lippen sich langsam auf meine legen, erwache ich aus meiner Starre. Für einen kurzen Moment bin ich überfordert, doch schließe dann meine Augen. Ich genieße einfach nur diesen Kuss, auch wenn ich keine Ahnung habe, was er zu bedeuten hat. 

-

"Miau."

Ich schrecke hoch und sehe mich schwer atmend um. Im ganzen Zimmer ist es dunkel, nur die kleine Lampe auf dem Beistelltisch gibt ein gelbes Licht ab. Auf dem großen Bildschirm vor mir läuft gerade der Abspann von dem Film, den wir uns angesehen haben. 

Meine Augen suchen das ganze Wohnzimmer ab und bleiben schlussendlich auf Clay hängen, der immer noch unverändert auf der Couch liegt, mit seinem Kopf in meinem Schoß. Meine Hand ist auch immer noch in seinen Haaren vergraben. 

Das einzige, was sich verändert hat, ist Patches, die jetzt neben mir auf der Couch sitzt und mich mit ihren großen Augen anstarrt. Meine Atmung beruhigt sich wieder und ich stecke alle Puzzleteile endlich zusammen.

"Ich bin eingeschlafen. Das war alles nur ein Traum."

Patches legt den Kopf ein wenig schief und mauzt mich noch einmal an. 

"Ja Patchy, da hast du recht. So etwas würde nie passieren."

Ich schaue wieder auf Clay herab und beginne erneut seine Kopfhaut in kleinen kreisförmigen Bewegungen zu massieren. Es ist auch gut so, dass es nur ein Traum war. Niemals würde Clay solche Gefühle für mich haben oder mich küssen. 

Dennoch muss ich lächeln. Wenigstens in meinen Träumen kann ich mit Clay zusammen sein. 

"Miau"

"Natürlich kann ich auch mit dir zusammen sein, meine Schönheit."

Mein Blick huscht zu Patches. Ich hebe meine andere Hand und kraule sie am Kopf. Sie drückt ihren Kopf an meine Hand und fängt leise an zu schnurren. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.

"Das Gleiche kann ich auch sagen."

Das Blut in meinen Adern gefriert, die Hand in seinen Haaren stoppt in ihrer Bewegung und ich starre Patches mit weit aufgerissenen Augen an. 

Warte was?


Ende

DreamnotfoundWhere stories live. Discover now