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"Babe, kommst du endlich?"

"Einen Moment noch. Ich komme gleich runter."

Warum muss er auch immer so einen Stress machen? Er weiß doch genau, dass ich meine Zeit brauche und wir trotzdem immer noch pünktlich da sein werden. 

Ich suche noch schnell meine restlichen Sachen zusammen, sehe mich noch einmal im Raum um bevor ich die Tür schließe und mache mich auf den Weg Richtung Küche.

Dort erwartet mich allerdings ein sehr mies gelaunter Clay. Allerdings sieht er echt cute aus, wenn er versucht wütend auf mich zu sein. Doch das werde ich ihn natürlich nicht sagen. Am Ende ist er wirklich noch schlecht gelaunt.

"Ich bin da, wir können."

"Wurde doch auch langsam Zeit. Ich möchte nicht zu spät kommen, wenn wir schon bei deiner Familie zum Essen eingeladen sind."

"Keine Panik, wir werden ohnehin zu früh dran sein, so wie immer."

Ich schnappe mir die Schlüssel von der Anrichte und gebe Clay im Vorbeigehen noch einen Kuss auf die Wange. Nun kann er ein Lächeln nicht mehr unterdrücken. Er folgt mir aus der Tür hinaus in den Schnee und ins Auto.

Wir leben nun schon seit ungefähr zwei Jahren hier zusammen in einem großen Haus in England. Nachdem wir zusammengekommen sind, hat es nicht lang gedauert, dass er mich gefragt hat, ob ich mit ihm zusammen ziehen möchte. 

Bis dahin haben wir eine Fernbeziehung geführt. Er in Florida ich in England. Natürlich war meine erste Frage: WO wir zusammen ziehen? Soll ich in die USA fliegen oder kommt er hier her nach England?

Diese Entscheidung war jedoch relativ schnell erledigt. Nach meiner kurzen Panikattacke und tausenden Fragen, die ich ihm an den Kopf geschmissen habe, hat er mir verkündet, dass er bereits alles geregelt hat und zu mir fliegt. 

Ich war total baff. Ich meine, ich freue mich, keine Frage. Dennoch möchte ich ihn nicht von seiner Familie losreißen. Er hat mir allerdings erklärt, dass das wahrscheinlich nicht für immer die Lösung sein wird. Irgendwann könnten wir beide für ein paar Jahre in sein Haus in Florida ziehen.

Mir gefiel die Idee und so stand er drei Tage später mit seinen ganzen Sachen bei mir im Flur. Ich liebe es ihn hier bei mir zu haben. Außerdem versteht er sich wunderbar mit meiner Familie, zu der wir gerade fahren wollen.

Meine Mom hatte uns vor ein paar Tagen zum Essen eingeladen. Clay war natürlich sehr begeistert von dieser Einladung und hat es sich nicht nehmen lassen noch einen Kuchen zum Nachttisch zu backen. 

Dieser steht nun auf der Rückbank zusammen mit einer kleinen Reisetasche. Da meine Eltern einige Kilometer von uns entfernt wohnen, haben wir ein paar Sachen zusammen gepackt und wollen die Nacht bei ihnen übernachten. 

Natürlich kann kein Tag ohne eine Diskussion vergehen. Unsere heutige besteht darin, wer fahren darf und wer sich mit dem Beifahrersitz begnügen darf. Dreimal dürft ihr raten, wer diese Diskussion gewonnen hat. 

Also mache ich es mir auf den Beifahrersitz bequem. Natürlich nicht ohne eine beleidigte Miene zu ziehen. Doch ich bin ihm nicht wirklich böse. Um ehrlich zu sein, finde ich es auch viel schöner, wenn Clay fährt. So kann ich mich nämlich zu einem Ball zusammenrollen und eine bequeme Position einnehmen.

Clay weiß das auch, weshalb er nur lächelt und seine "freie" Hand auf meinen Oberschenkel platziert. Das ist auch eine Angewohnheit, die er über die Jahre entwickelt hat. Ich habe nichts dagegen.

Am Anfang war es allerdings etwas schwierig für Clay, im Winter mit Schnee auf den Straßen Auto zu fahren. Doch erstaunlicherweise hat er sich rasch daran gewöhnt. Er kann sogar besser fahren als ich. 

Heute ist es allerdings besonders stürmisch. Den ganzen Tag hat es schon geschneit, die Straßen sind aber noch relativ frei, weshalb ich mir nicht allzu große Sorgen machen sollte. Zumindest rede ich mir das ein.

"Was ist los?"

"Mhm. Was meinst du?"

"Du machst dir wegen irgendetwas Gedanken, deine Stirn liegt in Falten. Was ist los? Was bedrückt dich?"

"Ach, nichts wirklich. Ich mache mir nur ein wenig Gedanken, da es so viel geschneit hat. Ich hoffe nur wir kommen gut durch bis zu meinen Eltern."

"Mach dir keine Sorgen, Babe."

Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu, lächelt und malt kleine Kreise auf meinen Oberschenkel. Langsam fange ich mich an zu beruhigen und schaue eine Weile aus dem Fenster. Noch ist es relativ hell draußen, doch das wird sich in den nächsten Minuten ändern. 

Wir fahren langsam aus der Stadt heraus, die Straßenverhältnisse werden immer schlechter. Der Schnee nimmt auch immer mehr zu. So langsam schleicht sich das ungute Gefühl wieder in meinen Kopf. 

"Ach, Shit."

Mein Blick richtet sich auf Clay, der unser Auto gerade so noch an den Straßenrand befördert. Danach bleiben wir stehen. Immer noch schaue ich zu Clay, um eine Antwort für seinen Ausbruch zu bekommen.

"Ich glaube, wir müssen hier übernachten. Die Straßen sind nicht frei und wir kommen mit dem Auto nicht mehr weiter. Der Motor macht auch nicht mehr mit."

"Was?"

Er muss wohl die Angst in meiner Stimme gehört haben, denn er dreht sich schnell zu mir um. 

"Hey, alles gut. Keine Angst. Stell es dir als eine Art Camping vor. Wir rufen aber besser deine Eltern an, um ihnen Bescheid zu sagen, dass wir wahrscheinlich erst morgen kommen."

Ich kann nur nicken als ich mein Handy aus der Hosentasche ziehe und die Nummer meiner Mom wähle. Ein paar mal klingelt es bevor sie rangeht. 

"Hi Georgie."

"Mom, du sollst mich doch nicht so nennen!"

"Ja, schon gut. Wann genau kommen Clay und du hier an?"

"Genau deswegen rufe ich an Mom. Das Auto ist wegen des Schnees liegen geblieben. Wenn sich das Wetter nicht bessert, werden wir hier nicht mehr wegkommen."

"Oh, aber euch beiden geht es gut?"

"Ja, Mom. Uns geht es gut."

Clay nimmt mir mein Handy aus der Hand und redete eine Weile mit meiner Mom. Ich bekomme nicht so richtig mit, worüber die beiden da reden. Doch Clay lacht. Das werte ich als gute Zeichen.

Nachdem er aufgelegt hat, gibt er mir mein Handy zurück und dreht sich in seinen Sitz zu mir um.

"Deine Mom bereitet uns morgen früh ein großes Frühstück vor, wenn das Auto morgen anspringen sollte. Bis dahin, müssen wir einfach das Beste aus der Situation machen."

"Und wie machen wir das?"

"Wir haben Kuchen."

Also verbringen wir die halbe Nacht mit schlechter Radio-Musik, eiskalten Kuchen und schwachen Licht. Wir lachen, reden, schweigen. Schauen dem weißen Treiben außerhalb des Autos zu. 

Irgendwann spät in der Nacht, klappen wir unsere Sitze nach hinten und versuchen es uns ein wenig kuschelig zu machen. Allerdings wird mir schnell kalt, weshalb ich mich näher an Clay kuschle, der einen Arm um mich schlingt und auf sich zieht. 

In den Armen des anderen schlafen wir ein. Der Schnee bedeckt das Auto mit einer weißen Decke.


Ende

DreamnotfoundWhere stories live. Discover now