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POV George:

Acht Tage sind seitdem vergangen. In diesen acht Tagen bin ich unser Gespräch immer wieder durchgegangen. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr verstehe ich ihn. 


Flashback

Clay zuckt ein wenig und schreckt dann plötzlich aus seinem Schlaf. Damit hat er auch mich erschreckt, doch ich habe gar keine Zeit zu reagieren, da ich immer noch mit seiner Aussage kämpfe. Was meint er damit, er muss mich verlassen?

Liebt er mich nicht mehr? Will er die Beziehung beenden und weiß nur nicht wie?

Vielleicht hat er auch gemerkt das ich doch nicht das bin, was er wollte und nun will er so schnell wie möglich wieder zurück nach Amerika. Was soll ich jetzt tun? Mit ihm darüber reden, ihn zu Rede stellen? 

Ich bin gerade so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekomme wie sich Clay  wieder gefangen hat. Eine Weile saß er einfach bewegungslos am Fußende des Bettes, mit seinen Armen um die Knie geschlungen, den Kopf dazwischen vergraben. 

Langsam lässt er sich nach hinten aufs Kissen fallen, ein Arm immer noch über seinem Gesicht. Dann schreckt er noch einmal hoch und schaut sich um. Er muss festgestellt haben, dass ich nicht mehr auf ihn liege. 

Als er mich sieht, werden seine Gesichtszüge wieder weich. Erneut lässt er sich wieder nach hinten fallen und will mich diesmal mitziehen. Doch ich ziehe nur meinen Arm weg und wende mich von ihm ab. 

Da ich ihn nun nicht mehr sehe, kann ich die Tränen nicht länger zurückhalten. Meine Hände legen sich wie selbstverständlich über mein Gesicht. Ein leises erstickendes seufzen verlässt meinen Mund. 

Kurz darauf spüre ich seine Hand, die sich auf meine Schulter legt. Erschrocken zucke ich zusammen. So schnell ich kann, befreie ich mich aus den Decken und renne aus unserem Schlafzimmer. 

"George!"

Blind vor Tränen, weiß ich gar nicht, wo ich überhaupt hin stolpere, doch wenig später schließe ich die Tür zum Badezimmer hinter mir zu. Langsam lasse ich mich an den kalten Fliesen hinuntergleiten. 

Wie vermutet höre ich wenig später ein Klopfen an der Tür. Immer und immer wieder bittet er mich ihn hineinzulassen. Doch ich will ihn gerade nicht sehen. Ich bin zu verwirrt, zu emotional, zu müde um irgendetwas gerade zu verstehen. 

Irgendwann höre ich nur ein leises hohles klopfen, weshalb ich vermute das Clay sich vor die Tür auf den Boden gesetzt hat, mit dem Kopf an der Tür. War doch klar, dass er mich jetzt nicht einfach mal allein lassen kann. 

Stille. Ich weiß nicht wie lange ich schon hier sitze, doch irgendwann sind die Tränen versiegt und ich habe mich wieder so weit beruhigt, dass ich mir zumindest einmal mein Gesicht waschen kann. Clay muss das Wasser rauschen gehört haben, denn nun höre ich seine Stimme wieder. 

"George..."

Ich möchte nicht die restliche Nacht hier im Badezimmer verbringen, doch ich möchte Clay auch noch nicht sehen. Ständig habe ich sein Gesicht vor Augen. Leidend, Angsteinflößend. 

Doch so langsam wird mir ziemlich kalt hier, was auch damit zusammenhängt, da ich auch nur ein T-Shirt von Clay anhabe. Ich habe wohl keine Wahl.

Also tapse ich vorsichtig zur Tür und drehe den Schlüssel herum. Sobald ich die Tür aufziehe, werde ich auch schon von zwei starken Armen umfangen. Alles, was ich machen kann, ist steif dazustehen und es über mich ergehen zu lassen. 

Allerdings muss ich doch an mich halten, einerseits nicht wieder in Tränen auszubrechen, aber andererseits, nicht einfach nachzugeben und mich in seine Arme fallen zu lassen. 

"Was ist passiert George?"

Ist das jetzt sein Ernst? Weiß er denn nicht, was er vorhin noch gesagt hat?

"George bitte rede mit mir."

"Du musst mich verlassen, das ist passiert."

Langsam sinken seine Arme meinen Körper herab und er sucht meine Augen. Schock steht ihm über sein  ganzes Gesicht geschrieben. Aber noch etwas anderes kann ich da entdecken. Schuld.

Es ist also wahr.

Jetzt diese Bestätigung zu haben tut weh. So extrem weh. 

"Lass es mich erklären George."

Seine Stimme hat einen monotonen Ton angenommen. Mir gefällt das gar nicht. Tränen steigen in meinen Augen wieder auf und ich möchte mich von ihm abwenden. Doch er hält mich mit seinen großen warmen Händen fest. 

"Bitte, hör mir zu."

Zu bewegen, traue ich mich nicht mehr, weshalb ich einfach nur stehen bleibe und den Boden anstarre. Wenn er mich jetzt loslässt, garantiere ich dafür, ich würde einfach nur auf dem Boden zusammenbrechen. 

"Ja, es stimmt. Ich muss dich verlassen. Aber nicht so wie du jetzt vielleicht denkst. Es ist gar nicht so wie es aussieht. Bitte George, ich liebe dich."

Noch immer starre ich den Boden an und versuche seine Worte irgendeine Bedeutung zu geben. Dass ich schweige, nimmt er wohl an Anlass weiterzusprechen.

"Mein VISA macht Probleme. Ich wollte dich nicht damit belasten oder abschrecken, weshalb ich nichts gesagt habe. Doch ich muss in drei Tagen wieder zurück nach Florida. Ich weiß noch nicht, für wie lang."

"Was?"

"Es tut mir leid, George. So sehr. Ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte. Gerade da wir in zwei Tagen unser Coming-out geplant haben."

Nun hebe ich doch langsam meinen Kopf etwas und suche seine Augen. Sie sind rot. Er weint. Ich hasse es ihn weinen zu sehen. 

Zögernd hebe ich meine Hand und führe sich zu seinem Gesicht. Dabei halte ich seinen Blick stand. Sein Gesicht nimmt bei meiner Aktion einen weicheren Ausdruck an. Ein paar vereinzelnde Tränen fließen immer noch meine Wangen hinunter. Dann hat meine Hand endlich seine Wange erreicht.

*K L A T S C H*


Flashback Ende

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DreamnotfoundWhere stories live. Discover now