D r e i u n d s e c h z i g

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> Noah <

Am nächsten Morgen stand ich wie schon jeden Samstag gewohnt früh auf und machte mich für die Arbeit fertig. Griesgrämig sperrte ich die Tür zu Jonas und meinem Zimmer auf und spähte hinein. Empört stellte ich fest, dass Jonas meine Matratze neben seine auf den Boden gelegt hatte, um damit sein Bett zu vergrößern. Er und Sam schliefen noch immer, sodass ich die Tür aufgesperrt nur hinter mir schloss. Timmy wanderte schlaftrunken durch das Haus und suchte etwas, was er selbst nicht wusste. Nachdem ich ihn zu einer Kinderserie auf dem Sofa verfrachtet habe, ging ich müde zur Arbeit. Während ich das Haus verließ, zündete ich mir eine Zigarette an und trabbte die Stufen hinab.

Die Arbeit war so langweilig wie eh und je, doch ich kann das Geld gebrauchen für die Autorate, ein neues Bett und jetzt definitiv auch eine neue Matratze.

Irgendwann im Laufe des Tages tauchten Linn und ihre Mutter auf und legten stumm ihre Einkäufe auf das Band ab. Ich griff zu meinem offenen Energiedrink. Die beiden werden es mir kaum schlecht nehmen, wenn ich kurz einen Schluck nahm.
"Hey.", begrüßte Linn mich mit einem schüchternen Lächeln.
"Hallo.", meinte ihre Mutter etwas ernster und musterte sie skeptisch. Wütend knurrte diese auf. "Schau mich nicht so an!", zischte Linn vorwurfsvoll und räumte ihre Einkäufe entnervt ein.
"Linn-", fing ihre Mutter erschöpft an.
"Nein. Lass mich einfach in Ruhe. Lasst mich einfach alle in Ruhe."
So müde und genervt wie ihre Mutter dreinblickte, verkniff ich es mir zu fragen, ob alles in Ordung war. Denn anscheinend war es nicht so.

Am Abend brauchte ich unbedingt eine zweite Zigarette, als ich nach Hause ging. Dankbarerweise hatte Mama mir diesmal den Korb vorbereitet, den ich mir nahm und zu meinem Treffpunkt mit meiner Mate zu wandern. Als ich ankam bereitete ich alles vor und ließ mich - verwandelt - auf die Alumatte fallen.

So müde wie ich die letzten Tage schon war, schlief ich auch schnell ein und wurde erst kurz vor Mitternacht geweckt, als sich etwas sehr warmes an mich anschmiegte. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah meine Mate neben mir. Grinsend stupste ich sie an, während sie sich hin und herrüttelte, um eine angenehme Position zu finden.
"Hey.", sprach ich sie schlaftrunken an und gähnte auf.
"Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe."
"Kein Problem. Ich war nur müde und bin wahrscheinlich irgendwie eingeschlafen." Doch nun war ich wieder hellwach und drehte mich auf den Rücken, sodass ich problemlos zu ihr schauen konnte. Und ihr Blick verfing sich auch bei mir, aber etwas lag darin, was ich nicht deuten konnte. Nachdenklich legte ich die Stirn in Falten. Warum wirkte sie so bedrückt?

"Tut mir leid. Auch weil ich zu spät bin."
"Ist alles in Ordnung bei dir?", skeptisch musterte ich sie.
"Ich habe gerade nur sehr viel Stress."
"Du hast Stress? Ich hoffe dich nicht wegen der Aussage. Dafür schulde ich dir mehr als nur ein Danke. Ich und meine Freunde stehen tief in deiner Schuld."
"Es ist gerade kompliziert bei uns Zuhause. Es ist nicht wirklich wegen der Aussage - Die habe ich gerne getan. Wie ist es überhaupt ausgegangen? Ich bin ja früher gegangen."
"Wir wurden freigesprochen, dank dir.", strahlte ich ihr breit zu. Ihre Augen leuchteten weich auf und sie lehnte sich weiter zu mir hinüber. "Dean und der andere Zeuge, dieser Andy, haben eine Strafe gekriegt." Sanft stupste ich sie wieder mit der Schnauze an. "Wir schulden dir wirklich viel."
"Das ist kein Problem."
"Du wirkst so traurig.", platze es endlich etwas dümmlich aus mir heraus.

Ihre orangenen Augen brannten sich tief in meine Seele, wie sie den Tränen nahe schienen - fast schon gebrochen. Mein Wolf tobte in mir danach sie zu trösten und ich auch. Es weckte wieder Bilder in mir, wenn ich auch nur daran dachte jemanden der mir nahe stand, traurig zu sehen. Genauso wie es damals geschah als ich Amy verweint in den dreckigen Griffen von Dean sah. Beinahe wäre mir ein unheimliches Lachen entflohen. Der Idiot kann froh sein, dass er mit allen Körperteilen am Leib lebendig entkommen ist. Wenn der Vorfall zum jetzigen Zeitpunkt - in dem unsicheren Stand meiner Kältephase - geschehen wäre, dann hätte man ihn nicht mehr gefunden. Und seinen kleinen Freund auch nicht.

ᴡᴇʀ ᴠᴏɴ ᴜɴꜱ ʜᴀᴛ ᴀɴɢꜱᴛ ᴠᴏʀ ᴅᴇᴍ ʙᴏ̈ꜱᴇɴ ᴡᴏʟғ? ✔️Where stories live. Discover now