N e u n u n d z w a n z i g

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< Noah >
(Kursiv = Rückblick)

Wenn es doch nur ein gebrochener Arm und eine Anzeige wären...

Heute früh wurde ich von Hämmern an meine Tür im Packhaus geweckt, als ich öffnete stürmten Papa und Jonas mein schönes, ruhiges Paradies. Beide wollten von mir wissen, was genau gestern Abend passiert ist. Mit den Nerven am Ende habe ich es ihnen dann auch erzählt und wischte mir endlich Dean Blut weg.
"Noah. Ist das wirklich alles so passiert?", fragte Papa streng nach und ich wäre am liebsten ausgerastet.
Kann man mich nicht einmal in Ruhe lassen?  Muss ich in eine Kältephase abtauchen um alleine zu sein? "Ja, zumindestens ab dem Moment wo ich gekommen bin. Keine Ahnung was davor war." Müde öffnete ich die Kommode mit der Kleidung und suchte ein anderes T-Shirt. Auf dem hier waren zu viele Tränen und schwarze Schminkflecken von Linn und Amy und Blut von diesem Idioten. Dem T-Shirt konnte nicht mal eine Krematierung helfen.
"Noah. Bist du dir ganz sicher?", fragte Jonas zum wiederholten Male.
"Ja.", gröllte ich entnervt auf. Schließlich fand ich ein älteres T-Shirt von mir und zog es an. Es war zu eng, aber ich würde überleben.
"Noah, es gibt da nur ein Problem. Dean ist gestern Abend zum Alpha seines Rudels gegangen." Ich stoppte in der Bewegung. "Er hat erzählt, dass Jason und du ihn angefallen habt, weil er nur Amy nach Hause bringen wollte. Noah, der Alpha droht uns damit unseren Friedensvetrag mit ihnen aufzulösen. Hast du eine Ahnung, was das bedeuted?"
"Was?" Geschockt sah ich beide an. "Das kann er doch gar nicht. Dean hat doch gar keine Beweise für die Anschuldigungen. Amy, Jason und ich können doch diese Aussage widerlegen.", widersprach ich aufgebracht.
"Sie werden glauben, dass ihr euch abgesprochen habt.", brachte Jonas kleinlaut ein. Dass ich nicht lache.
"Und der Junge, der Dean gestern weggebracht hat? Der kann doch bezeugen, wie es ablief.", fiel mir ein.
"Dean meint, dass er alleine da war."
"Ja, klar. Dann ist er auch mit dem Arm ins Auto gestiegen und seelenruhig nach Hause gefahren.", meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und ich schlug den Weg zum Mini-Kühlschrank ein. Papa und Jonas wichen mir aus. Man kannte mein Temperament schon.

"Es gibt da noch eine andere Sache.", rief Papa mir hinterher. Er versuchte mich einzuholen und sprach die nächsten Wörter leiser aus. "Solange die Sache nicht geklärt ist und die nächste Friedensverhandlung noch ansteht, kannst du nicht der neue Alpha werden."
Seelenruhig schmiss ich die Tür vom Kühlschrank zu, sodass das ganze Zimmer vibrierte. Etwas in mir regte sich, bevor ich ungläubig zu lachen anfing.
"Das kann nicht dein Ernst sein, Papa?"
"Es tut mir leid, Noah. So ist es nun einmal. Es stehen eure Aussagen gegen seine."
"Der Kerl hat Jason den Kopf mit einer Brechstange eingeschlagen und Amy belästigt. Er hat sie verdammt nocheinmal hin und hergezerrt und geküsst! Er hat sich zuerst als Wolf verwandelt und ist auf mich losgegangen.", wiederholte ich eindringlich.
"Er hat gesagt, dass er sich bedroht gefühlt hat. Von deinen roten Augen.", fügte Jonas hinzu und lehnte sich an die Wand. Ich fing dümmlich zu kichern an.
"Bedroht gefühlt?", lachte ich verbittert. "Der Typ ist eine Bedrohung für Amy gewesen. Er hätte doch wer weiß was gemacht!"
"Noah. Wir müssen jetzt erst einmal abwarten und einen kühlen Kopf bewahren.", ermahnte mich mein Vater ruhig. "Bis zur Verhandlung können wir nicht viel ausrichten."
Ich lachte ungläubig weiter. Das ist doch ein schlechter Film! "Ich will zu Jason. Ist er hier?"
"Nein. Anna kümmert sich Zuhause um ihn.", antwortete Jonas vorsichtig.
Ich verließ kommentarlos das Packhaus und biss in den Apfel, den ich aus der Küche noch mitgenommen habe.

▪︎

Vor Jasons Haus traf ich auf Linn. Mann, war sie verloren - und ich auch. In Gedanken versunken hätte ich fast meinen Apfel gegen die Klingel gehauen. Als ich aber dann gegen die Tür klopfte, öffnete mir Jasons Mutter.
"Hallo, Anna. Wie geht es ihm?"
"Ach." Verzweifelt nahm sie mich fest in den Arm und ich glaube, dass sie mich so schnell auch nicht wieder loslassen würde. "Er schläft noch. Seine Verletzungen heilen, aber ich mache mir einfach Sorgen um ihm. Um Amy und dich auch." Seufzend ließ sie mich los und stemmte die Hände gegen die Hüften. "Du bist nicht zur Kontrolluntersuchung gekommen, oder?"
"An apple a day keeps the docor away.", scherzte ich bitter und stellte den Apfel auf die Kommode neben mir ab.
"Noah.", stieß sie genervt hervor. Bevor sie weiterredete und mich in eine Untersuchung zwang, verließ ich das Haus und wollte mir den Kopf frei gehen. Warum standen Linn und Amy noch immer im Türrahmen?

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