ᴡᴇʀ ᴠᴏɴ ᴜɴꜱ ʜᴀᴛ ᴀɴɢꜱᴛ ᴠᴏʀ ᴅᴇᴍ ʙᴏ̈ꜱᴇɴ ᴡᴏʟғ? ✔️

D r e i u n d f ü n f z i g

> Noah <

Ich konnte es nicht glauben. War das ihr Ernst?
"Linn, warum ziehst du so etwas ab?", fragte ich sie eine Spur zu laut und stinksauer. Eine Wutwelle schien von meinem Beinen aufzusteigen und sich in meinem Körper zu verbreiten. Ein unangenehmes Kribbeln folgte und ich bekam eine Vorahnung. So schnell ich konnte wandte ich mich von ihr ab.
Es passierte schon wieder.

Immer wenn ich wütend wurde, schien sich meine Wut zu vervielfachen und meine roten Augen erschienen wie von selbst. Kira und Amy kannten mein Problem schon, aber Linn wusste ja nicht einmal, dass es so etwas wie Werwölfe gab. Wie sollte ich ihr ansonsten rote Augen erklären? Kontaktlinsen?
"Ruhig Blut, an alle!", rief Kira und nahm einen dramatisch tiefen Atemzug. "Linn, eine Antwort wäre sehr nett.", sprach sie diplomatisch.

Mein Atem rauschte so sehr hatte mich die Wut übernommen. Amy legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. 
"Mach kurz die Augen auf.", flüsterte sie mir zu. Aus Angst, dass Linn mich so sehen könnte, hatte ich meine Augen so fest geschlossen, dass es schon wehtat. Langsam öffnete ich sie und blinzelte einige Male.
"Scheiße.", murmelte Amy. Also doch. Meine Augen waren wieder rot. 

"Für ihn ist das alles doch nur ein Spiel.", erklang Linns süßliche Stimme nach einem erschöpften Seufzen. "Mike behandelt mich wie eine Spielfigur hier. Durch mich versucht er - keine Ahnung warum - an euch ranzukommen. Hätte ich euch gleich am Anfang gesagt, dass er mir gedroht hatte, wärt ihr auf ihn losgegangen und er hätte das bestimmt gegen euch verwendet."
So wie Dean, ergänzte ich innerlich. Denn Mike war kein Stückchen besser als sein beste Kumpel, wenn dann war er meiner Meinung nach sogar schlechter. Das Einzige, das mich immer davon abhielt ihn zusammenzuschlagen, war die Erinnerug daran, dass ich ihm sechs Jahre in Folge den Regionalmeistertitel weggeschnappt habe. Jedes Mal hat er sich haushoch blamiert.

Und so ungern ich es wollte, Linn hatte recht. Mike löste eben in mir Aggressionen aus. Da noch zu denken, dass er Linn bedroht hat - mit so einer dämlichen Aussage noch dazu - hatte mir einfach den Rest gegeben. Wären meine Augen jetzt nicht rot, dann wäre ich ihm jetzt noch nachgestürmt und hätte ihm mitten auf der Straße die Nase gebrochen. Verdammt. Müde fuhr ich mir über das Gesicht, während meine Hände zitterten. Ich wurde wieder zu aggressiv.

"Mike ist ein Idiot. Er verdient nicht die Aufmerksamkeit, die ihr ihm geben würdet.", meinte Linn hinter mir abschließend. 
"Du hast ja recht.", seufzte Amy unwillig auf. "Aber er regt mich einfach auf. Vor allem wegen Dean."
"Mike behauptet mit Dean zerstritten zu sein. Wegen der Sache von damals.", fügte Linn leise hinzu. Amy gab einen abfälligen Laut von sich. 
"Das glaubst du doch nicht wirklich?"
"Natürlich nicht. Mike will sich nur bei euch einschleimen." 

Ich bräuchte bald wieder eine Kältephase, dachte ich mir, als ich innerlich schon sah wie ich Mike den Hals umdrehte.
Tief atmete ich ein und aus und sah vorsichtig zu Amy. Sie lächelte mir aufmunternd zu und signalisierte mir, dass die roten Augen weg waren. Unbesorgt drehte ich mich zu ihnen zurück und sah Linn, tief in ihrer Jacke eingekuschelt. Kira Blick lag besorgt auf mir.
Ich erklärte die Diskussion für beendet.

Anschließend brachte ich jede von ihnen noch nach Hause und ging selbst schlafen. 
Mikes Verhalten heute machte mich stutzig. Ich hatte befürchtet, dass er etwas wegen der Verhandlung sagen wollte oder etwas wegen unseren Rudeln - beides wäre nicht sehr vorteilhaft vor Linn gewesen - aber er hat es in keinersterweise angedeutet.

Innerlich ging ich noch einmal die Punkte durch, die Linn zu einer Werwölfin machen könnten, aber es fühlte sich nicht ungewohnt an. Außerdem fing mein Kopf hunter meinen Augen zu schmerzen an. Wie würde sie überhaupt als Wölfin aussehen? Ihre karamellfarbenen Augen faszinierten mich und ich fragte mich, was mit ihnen passieren würde, wenn sie eine Wölfin wäre. Mein Kopf tat mir immer stärker weh und ich beschloss mich auf mein Sofa zu werfen. Mit dem Gedanken schlief ich ein.