D r e i ß i g

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> Noah <

(Noahs Rückblick 2/2)

"Nein, ich... ich verstehe." In ihrem Blick lag dennoch ein Funken Schmerz, aber ich musst ihr einfach die Wahrheit sagen - falls es die Wahrheit sei. Sie war nichz meine Mate, also war sie logischerweise nicht für mich.

Ich musste weg. Leicht nickte ich ihr zu und ging dann aufschnaufend weiter. In mir machten sich Hoffnung, Erleichterung und Gewissensbisse breit. Einerseits hoffte ich, dass meine Wölfin das mitbekommen hat und sich dann auf den Weg zu mir macht, andererseits wünschte ich mir, dass ich es mir mit Linn nicht verspielt habe. Selbst wenn ich meine Mate kennenlerne, wäre es schon schön noch mit ihr befreundet zu sein. Ein allzuschlechter Mensch war sie nicht.

Schlecht gelaunt stürmte ich nach Hause und traf prompt auf Jonas, der in der Küche mit Mama einen Kaffee trank. 
"Ich hab es gemacht. Bist du jetzt zufrieden?", rief ich ihm entnervt zu. Jedoch wartete ich nicht auf seine Antwort, sondern wollte ins Wohnzimmer. Dort stieß ich mit Papa zusammen und warf mich einfach müde auf ein Sofa.
"Was hast du gemacht?", fragte Mama hinter mir.
"Womit soll ich zufrieden sein?", fragte Papa und warf die Zeitung aus seiner Hand weg. 
"Wie hat sie reagiert?" Jonas stand im Türrahmen und hatte die Arme interessiert verschränkt. 
"Ich will auch etwas fragen!", rief Timmy hocherfreut während er die Stufen hinunter sauste.

Alle sahen mich nun abwartend an. Ich stöhnte genervt auf. Wenn ich das jetzt vor Timmy bespreche, dann läuft er erst recht zu Linn, um sie für sich zu erklären. Sein Pseudo-Matetrip war schlimmer als mein echter.
"Fragt doch Jonas.", gab ich zuerst von mir. Da sich aber dann keiner regte, stand ich ergebend auf. "Das sollten wir lieber in der Küche besprechen. Timmy, warum gehst du nicht etwas fernschauen?" Wartend musterte ich ihn kurz und verließ dann das Wohnzimmer.

Mama, Papa und Jonas folgten mir in die Küche.
"Soll ich mich wiederholen, oder weißt du noch, was wir gefragt haben?" Mama klang überhaupt nicht erfreut, was mir eine ungewollte Gänsehaut verschaffte.
"Ich hab Linn sozusagen und vielleicht wirklich das Herz gebrochen.", gab ich zu und setzt mich hin. Dann erschien ein stechender Schmerz auf meinem Hinterkopf. "Au." Verwirrt drehte ich mich um, um Mama mit einem Schneebesen in der Hand zu sehen.
"Was hast du gemacht?", rief sie schrill.
"Jonas hat es mir gesagt.", versuchte ich mich zu verteidigen.
Mein Vater schlug Jonas - um einiges  sanfter als Mama mir - gegen den Hinterkopf. Beleidigt blies ich die Backen auf.
"Er musste es tun.", meinte Jonas verteidigend und behielt starr den Blick auf Mamas Waffe.
"Was habt ihr dem lieben Mädchen angetan?" Gefährlich deutete Mama mit dem Schneebesen von mir zu Jonas. Ich wich vorsichtshalber nach hinten aus.
"Ich hab ihr gesagt, dass ich nicht in sie verliebt bin und mich auch sonst nicht zu ihr hingezogen fühle.", entgegnete ich eingeschüchtert.
Ein zweites Mal traf ich mit dem Schneebesen zusammen. Mein Vater zog laut die Luft ein und schüttelte dann zungeschnalzend den Kopf. Jonas sah uns alle mit großen Augen an - vor allem als Papa sich in Mamas Nähe platzierte.
"Warum?" Mama klang wirklich nicht erfreut. Heute war ein schlechter Tag um ihr das alles zu erzählen.
"Frag Jonas. Er hat mich dazu angestiftet."
"Angestiftet?", stieß Jonas aufgebracht auf und wich Mamas Schneebesen aus.
"Du hast mir gesagt, dass ich Linn klar machen soll, dass es zwischen uns nie eine Chance geben wird.", entgegnete ich genervt.
"Ich hoffe du warst nicht zu grob.", sagte Papa und fing an meine Schultern etwas brutal zu kneten.
"Warum macht ihr eigentlich so einen Aufstand?" Verwirrt drückte Jonas die Augenbrauen zusammen und fing an wild zu gestikulieren. "Er musste es tun. Er hat eine Seelenverwandte, die sollte er suchen und nicht anderen Mädchen hinterherjagen und Hoffnugen machen." Mamas Schneebesen landete plötzlich in einer Küchenecke, während sie die Arme in die Luft warf.
"Aber das kann man doch anders machen! Das Mädchen ist doch total überfordert mit ihrer Situation hier, da bracht sie noch als Teenager kein Liebesdrama!", entgegnete Mama dramatisch. "Noah hat eine Seelenverwandte, ja. Das heißt aber nicht, dass er jetzt zu jedem Mädchen in seinem Umkreis geht und seinen Namen aus ihrem Gedächtnis löscht."
"Außerdem wissen wir noch nichts sicheres über die Nachbarn. Es könnte sein, dass sie auch Wölfe sind.", vervollständigte Papa.
Jonas lachte ungläubig auf. "Und du glaubst jetzt, dass Linn seine Mate ist?"
"Ich will mir nicht vorstellen, was das Mädchen von Noah und uns jetzt halten soll.", stöhnte Mama genervt auf und versank kurzzeitig den Kopf in den Händen. "Und wir haben ihren Eltern versprochen auf sie aufzupassen."

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