D r e i u n d z w a n z i g

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< Noah >

Neben dem Haus brachen aufeinmal Äste ab und wir wurden ruckartig aus dem magischen Moment gerissen. Mein Griff wurde lockerer und auch sie ließ schlaff meine Hand los. Verduzt ging sie ein paar Schritte zurück und zog sich schnell das Haargummi aus den Haaren. Wie ein Wasserfall, fielen ihre Haare aus dem Gefängnis des Haargummis und Linn fuhr sich nervös durch die Haare.
Ich kam langsam zu mir und realisierte noch langsamer was gerade fast passiert wäre. Planlos ging ich auf mein Auto zu und drehte mich noch einmal zum Haus. Linn strich sich schüchtern über den Arm und strebte mit gesenktem Blick die Beifahrertür an. Mein Blick wandte sich in eine andere Richtung. Denn dort sah ich ihn. Den Wolf neben Linns Haus, der auf die Äste getreten war.

Ich werde Jonas eigenhändig den Hals umdrehen, wenn ich nach Hause komme. Böse schenkte ich ihm einen schlechtgelaunten Blick und kneifte die Augen zusammen. Jonas sah mich unschuldig an und tappste kichernd wieder in den Wald hinein.

Auf dem Weg zur Siedlung redeten weder Linn noch ich. Sie hatte einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche geholt und sah sich die verschmierte Schminke unter ihren Augen an. Vorsichtig wischte mit einem Taschentuch drüber und steckte dann beides weg, während ich hoffe,  dass keiner glaube ich hätte sie geschlagen oder absichtlich zum Weinen gebracht.

Langsam fuhr ich durch die Siedlung und wünschte ich könnte Linn noch einmal irgendwohin fahren. Sie war eine angenehme Person, die zu ahnen schien, was sie reden soll und was sie besser leidet sein soll. Der bessere Wunsch meinerseits war aber eher, ob sie jemals wieder mit mir reden würde. Vor ihrem Haus kam ich zum Stillstand und ihre Hand betätigte flink den Türöffner, doch sie blieb noch sitzen und in mit keimte ein naiver Tropfen Hoffnung auf. Ich wusste nicht einmal weswegen, aber mein Wolf war ungewöhnlich ruhig dafür das ich mich in der Nähe eines Mädchens aufhielt.

"Danke, dass du mich gefahren hast und danke, dass du mich beschützt. Das von vorhin, tut mir auch echt leid.", flüstere sie gedankenverloren ins Auto und mied meinen Blick. Am Ende stieg sie in einer schnellen, flüssigen Bewegung aus und schloss die Tür. Ich setzte das Auto wieder in Bewegung, als sie in ihrem Haus verschwand und frage mich, ob ich bei Linn jetzt endgültig verhauen habe.

Vor unserem Haus parkte ich und im selben Moment gingen auch Jonas und Papa auf das Haus zu. Aufgebracht verließ ich den Wagen und ging auf die beiden zu.

"Was sollte das?", zischte ich beide wütend an.
"Wir wollten das Gebiet mit eigenen Augen sehen.", meinte Papa gelassen und musterte mich forschend. "Warum bist du so sauer?"
"Ihr habt Linn einen Heidenschrecken eingejagt. Sie hat verdammt noch einmal angefangen zu weinen!", herrschte ich sie entnervt weiter an.
"Oh, und deshalb musstest du sie trösten?", mischte sich nun auch Jonas zynisch ein. "Was sollte das, Noah? Was wäre passiert, wenn ich euch nicht unterbrochen hätte?" Seine blauen Augen wurden mit jedem Wort immer kälter.
"Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du uns nicht unterbrochen hättest, da du uns ja unterbrochen hast!", antwortete ich ihm dumm und fuhr mit durch die Haare.
Papa sah ruhig dem Spektakel vor seiner Nase zu und sah mich dann trüb an. "Noah, das kannst du nicht machen."
"Was meinst du, Papa?"
"Du hast jetzt Verantwortung."
"Du hast deine Mate gefunden, du kannst jetzt nicht mehr durch die Straßen streifen und mal mit der und mal mit der rummachen.", brach es aus Jonas aus. Selten habe ich ihn so aufgebracht gesehen. Er war sonst der nette und gefasste von und beiden. "Du kannst deiner Seelenverwandten nicht antun, dass du eine andere hast und du kannst vor allem Linn nicht antun, dass du sie gleich von dir wegstoßen würdest, wenn deine Mate auftaucht.", redete er kühl unf bitter auf mich ein. "Ich weiß, dass du traurig bist, weil du sie nicht kennst, aber du kannst Linn nicht als Lückenbüßer benutzen! Mach ihr keine Hoffnungen, wenn zwischen euch nichts passieren wird und kann!" Gereizt wendete er sich von mir ab und stürmte ins Haus. Beim Thema Seelenverwandtschaft kann er anscheinend sehr emotional werden. Papa legte währenddessen beschwichtigend eine Hand auf den Arm.
"Tief in dir drinnen, weiß du, dass er recht hat. Linn ist ein schönes und süßes Mädchen, aber du kannst sie nicht als Ersatz für deine Mate benutzen."

ᴡᴇʀ ᴠᴏɴ ᴜɴꜱ ʜᴀᴛ ᴀɴɢꜱᴛ ᴠᴏʀ ᴅᴇᴍ ʙᴏ̈ꜱᴇɴ ᴡᴏʟғ? ✔️Where stories live. Discover now