𝐑𝐄𝐌𝐔𝐒 gab ein dumpfes Keuchen von sich als er über seine eigenen Füße stolperte. Mit zusammengebissenen Zähnen verstärkten Sirius und James ihren Griff und beschleunigten ihre Schritte. Sirius warf einen kurzen Blick in den Himmel und war froh, dass eine dicke Wolke den Mond verdeckte. Dennoch deutete er James an, Remus im Schatten der Häuser zu halten.
Die wenigen Menschen, die zu dieser Stunde noch unterwegs waren (es waren hauptsächlich Anwohner aus Hogsmeade oder Schüler, die sich auf den Rückweg machten, alle mehr oder weniger betrunken) warfen ihnen einige neugierige und auch besorgte Blicke zu. Sirius betete, dass sie annahmen, dass Remus einfach nur zu besoffen war und keiner von ihnen seine Hilfe anbieten würde.
„Hier lang", zischte James zwischen zusammengebissenen Zähnen und lenkte die anderen in eine schmale dunkle Seitengasse. Der Zauberstab in seiner Linken erleuchtete den Weg. Nicht mehr weit und sie hatten den Rand des Dorfes erreicht.
Sirius Herz begann zu rasen, als Remus Beine einknickten und er einen Laut von sich gab, der halb menschliches Stöhnen und halb Knurren war. Sein Blick schoss in den Himmel. Langsam aber sicher zog die Wolke am Mond vorüber und das Licht drang hindurch. Es konnte sich nur noch um wenige Minuten handeln.
Mit einem Fluchen stemmten sie ihn wieder auf und zogen ihn nun praktisch die Gasse entlang. Die heulende Hütte kam weit abseits des Dorfes in Sicht. Sie beschleunigten ihre Schritte und rannten. Das zweistöckige, windschiefe Holzhäuschen mit den von Brettern vernagelten Fenstern ragte in den dunklen Nachthimmel und James ließ mit einem Schwenken seines Zauberstabes die Tür aufschwingen.
Das Adrenalin schoss durch ihre Adern und mit dem letzten bisschen Kraft, das sie aufbringen konnten, stürzten sie in die Hütte, wobei Remus ihnen aus den Armen rutschte. Sirius verwandelte sich blitzschnell in einen Hund, packte ihn mit seinem Maul am Kragen seines Hemdes und zerrte ihn mit der Kraft seiner vier Beine die letzten Zentimeter in den Raum hinein. Gleich darauf schlug James die Tür zu und sie wurden in vollkommene Dunkelheit gehüllt.
Sirius gute Hundeohren nahmen jedes Geräusch war, auch wenn er kaum etwas sah. James schweres Atmen, dann das Klappern seiner Hirschhufe, als auch er sich verwandelte. Remus keuchte und stöhnte. Als sich Sirius Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und das Mondlicht durch die Ritzen zwischen den Brettern drang, erkannte er seine Umrisse. Zuckend lag er auf dem Boden, warf sich hin und her und wandte sich unter den Qualen seiner Verwandlung.
Jedes Mal aufs Neue musste er tatenlos dabei zu sehen wie sich einer seiner besten Freunde vor Schmerzen selbst die Arme blutig kratzte. Er hörte Remus aufschluchzen und wimmern, als sich tausende dunkle Härchen durch seine Haut bohrten, und sich seine Knochen zu biegen begannen. Die Wirbelsäule knackte, wurde länger, der Kopf verformte sich, nahm animalische Züge an. Remus brüllte auf vor Schmerz, als sich sein Gesicht zu einer Schnauze zog und aus seinem Maul, aus dem sich todbringende Reißzähne drückten, dröhnte ein gequältes Knurren.
Sirius wollte ihm helfen, alles in ihm schrie danach, doch er wusste, dass das zu gefährlich war und er in Hundegestalt wenig ausrichten konnte. Als Mensch würde er ihn sofort zerfleischen.
Deshalb drängte er sich an die Wand und presste sich auf seinen Pfoten gegen den staubigen Boden. Dabei verfolgte er jede Bewegung seines Freundes mit zusammengezogenem Magen.Remus drehte sich auf den Bauch, stemmte seine Hände in den Holzboden. Seine Hände dehnten sich aus, Fell sprossen aus ihnen hervor und seine Fingernägel wurden länger, spitzer und schärfer. Remus in Werwolfgestalt legte den Kopf in den Nacken und ein gequältes Geheul ließ die Wände der Hütte wackeln.
Dann war es vorbei und von Remus Lupin nichts mehr zu sehen.
Vor Sirius und James stand ein riesengroßer, hellbrauner Wolf, aus seinem Maul tropfte Speichel und seine hellgrünen Augen, die den menschlichen Glanz ihres Freundes verloren hatten, starrten zu Boden. Er legte die schmalen Ohren an und ließ den riesigen Kopf hängen, während aus seiner Kehle ein hohes, langes Winseln kam.
Es war nicht das erste Mal, dass Sirius ihm beim Verwandeln zugesehen hatte, doch es war jedes Mal aufs Neue erschreckend. Er war in Werwolfgestalt zwar nicht unbedingt gefährlich für sie, wenn sie sich in Hund und Hirsch verwandelt hatten, doch nahe heran trauten sie sich nie, wenn sie in der heulenden Hütte waren, denn ein Werwolf, gefangen in einem Raum, war kein vertrauensseliger Zeitgenosse. In Freiheit, im verbotenen Wald beispielsweise, war er vergnügt wie ein junger Welpe, doch hier nicht.
Remus hob den breiten Kopf und starrte sie an. Ein Knurren drang aus seiner Kehle und langsam fletschte er die spitzen Zähne.Sirius legte die Ohren an und zog den Kopf ein, als er sich vorsichtig zurück zog. Mit einem Schwenken seines Schwanzes bedeutete er James, sich ebenfalls von Remus zu entfernen und zusammen ließen sie ihren Freund im Schneckentempo zurück. Der Werwolf beobachtete jede ihrer Bewegungen genau. Als die beiden an der Falltür ankamen, begann Sirius Herz erneut zu rasen. Nun mussten sie schnell sein. Er tauschte einen unruhigen Blick mit dem Hirsch zu seiner Rechten. Dann verwandelten sie sich in Sekundenschnell in ihre ursprüngliche Menschengestalt zurück und rissen die Falltür auf.
Sirius warf einen Blick zurück. Der Werwolf jaulte auf, stieß sich vom Boden ab und stürzte auf sie zu, doch da packte James Sirius am Kragen und sprang mit ihm in die Öffnung hinein. Gerade rechtzeitig schlugen sie die Falltür zu und hörten Remus schwer auf dem Holz landen. Die Krallen wetzten über die Falltür und Staub rieselte auf sie hinab, doch sie waren sicher. Nach einer Weile schien er dies auch erkannt zu haben und das Kratzen und Knurren verstummte, die Schritte entfernten sich und man hörte stattdessen ein Knallen und Jaulen. Sirius wusste, dass der Werwolf sich nun aus Frustration dem Zerstörungswahn hingeben würde.
Das Herz wurde ihm schwer und er starrte hin und her gerissen auf die Falltür über seinem Kopf. Er hasste diesen Teil. Er wollte Remus nicht zurücklassen, in dem Wissen, dass er sich selbst verletzte. Jemand berührte ihn sachte am Arm. James sah ihn an, in seinem Gesicht spiegelte sich derselbe Kampf der Emotionen. Doch seine Vernunft schien zu siegen. Wortlos nickte er den langen dunklen Gang entlang, der sie zurück ins Schloss führen würde. Sirius gab unwillig nach und folgte ihm mit einem letzten besorgten Blick auf die Falltür den schmalen Geheimgang entlang Richtung Hogwarts.
***
Wir Mädchen sollten uns glücklich schätzen das kleinere Übel gezogen zu haben und nur jeden Monat aus unserem Innern zu bluten :/
Ich habe die Werwolfgestalt ungefähr so dargestellt, wie ich sie mir vorgestellt habe, als ich das Buch gelesen habe, auch wenn ich mich nicht mehr an die genaue Beschreibung erinnere.
Fand die Gestalt in den Filmen nie gut, also wer nur die Filme kennt: bitte nicht wundern.
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𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫
Fanfiction𝐚 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧 (𝐛𝐞𝐞𝐧𝐝𝐞𝐭) 𝐙𝐖𝐄𝐈𝐓𝐄𝐑 𝐓𝐞𝐢𝐥 𝐝𝐞𝐫 ,𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭'-𝐑𝐞𝐢𝐡𝐞 Warum 𝐒𝐈𝐑𝐈𝐔𝐒 𝐁𝐋𝐀𝐂𝐊 mit der stillen und schüchternen Einzelgängerin 𝐀𝐌𝐀𝐑𝐘𝐋𝐋𝐈𝐒 𝐁𝐑𝐈𝐆𝐆𝐒 befreundet ist, versteh...