𝐳𝐰𝐚𝐧𝐳𝐢𝐠 / Sirius

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𝐃𝐀𝐒 verstehe ich einfach nicht ... Henryborg der Heuchler hat doch das gemacht, was Ulrich der Unachtsame befohlen hat - wieso zum Merlin haben sie ihn aufgehängt?"

Buchseiten raschelten, als Remus das Werk Törichte Tölpel und ihre Geschichten durchblätterte, um Antworten für seinen Aufsatz für Geschichte der Zauberei zu finden. Genervt zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er klemmte sich konzentriert die Zungespitze zwischen die Lippen, während seine Augen von Zeile zu Zeile sprangen.

„Wieso wird das denn nicht erklärt?", murrte er und tippte auf der Seite herum, „Hast du irgendwas in Im Zeichen der Zeit gefunden?" Als keine Antwort kam, hob er den Kopf und sah über den Tisch hinweg. „Tatze?"

Sirius Arm rutschte vom Tisch, als er zusammenzuckte und er riss den Blick vom Fenster los. Ertappt sah er sich um und als er Remus Blick auf sich liegen sah, räusperte er sich. „Hast du mit mir geredet?"

Remus runzelte die Stirn. „Mit wem denn sonst? Der Stehlampe?" Sirius folgte seinem Blick und stellte fest, dass der Gemeinschaftsraum bis auf sie beide völlig leer war.

„Waren ... waren nicht Wurmschwanz und Krone gerade eben noch hier?", fragte er verwundert und die Furchen auf Remus Stirn wurden tiefer.

„Die sind vor einer Stunde schlafen gegangen." Sein Blick wurde besorgt. „Geht es dir gut? Du bist schon seit gestern so seltsam."

Verwirrt fuhr Sirius sich übers Gesicht. Er konnte sich nicht erinnern, sich von James und Peter verabschiedet zu haben. War er tatsächlich so in Gedanken versunken gewesen?

Remus legte seinen halbfertigen Aufsatz ab. „Tatze?", fragte er behutsam, „Was beschäftigt dich so?"

Sirius hob den Kopf und sah ihm in die hellen grünen Augen. Wenn er es jemanden anvertrauen konnte, dann vermutlich Remus. Er wäre am ehesten der, der versuchen würde, ihn zu verstehen. James konnte er davon nicht erzählen. Er würde sich aufregen.

„Ich ... habe etwas Dummes getan ... glaube ich", begann er langsam und richtete den Blick auf seine Finger, die an den Seiten des vor ihm liegenden Buches herumnestelten. „Etwas sehr, sehr Dummes."

Remus Augenbraue hob sich. „Dümmeres als sonst?"

Ein Schnauben verließ Sirius Mund und sein Mundwinkel zuckte kurz. „Ja", sagte er, „Viel dümmer."

Verständnisvoll nickend lehnte sich Remus in seinem Stuhl zurück und betrachtete seinen Freund. „Willst du mir davon erzählen?"

Sirius zuckte schwach mit den Schultern, doch sein rechtes Bein zitterte unruhig und das Zupfen an den Buchseiten wurde fahriger. „Ich - ich muss es irgendjemandem erzählen, sonst macht es mich verrückt", brachte er zwischen einem angespannten Kiefer hervor.

Als Remus schwieg, fuhr er sich durch die Haare. Wo sollte er nur anfangen? Wie sollte er anfangen? Er entschloss sich dazu, einfach die Katze aus dem Sack zu lassen.

„Liz und ich haben uns geküsst. Nein, eigentlich hab ich sie geküsst und sie stand nur da. Also ja, ich habe Liz geküsst", sprudelte es aus ihm heraus und unruhig suchte er Remus Blick.

Anders als erwartet, sah ihn sein Freund ganz ruhig an, lediglich sein Mundwinkel bog sich zu einem schiefen Lächeln. „Und das macht dich verrückt?", fragte er, „Du hast doch schon hunderte Mädchen geküsst."

Sirius fuhr sich über das Kinn. „Ja, aber ..."

„ ... mit ihr war es anders?", beendete Remus seinen Satz und Sirius blies erschlagen die Luft aus seinen Wangen.

„Es ... es hat sich angefühlt, als würde in meinem Innern - " Er tippte sich energisch auf die Brust. „- als würde in mir drin ein Vulkan ausbrechen. Ein Vulkan aus ganz viel warmen Zeug und es hat geprickelt bis in meine Fingerspitzen." Wieder fuhr er sich durch die Haare. „Es war so komisch, aber auch so - so gut. Ich kann seitdem an nichts anderes mehr denken."

Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Remus vernarbtem Gesicht aus. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Das, lieber Tatze, hört sich ganz danach an, als hättest du dich verliebt."

Sirius hatte schon geahnt, dass er so etwas in die Richtung sagen würde, doch er schüttelte den Kopf. „Nein", schnaubte er, „Ich kann mich nicht verliebt haben. In Liz doch nicht. Wir sind Freunde seit wir acht waren. Ich habe mich nicht verliebt. Nein, nein." Er wollte Remus unbedingt klar machen, dass das nicht passieren konnte, doch eine leise Stimme in seinem Kopf wisperte ihm zu, dass er vielleicht auch nur sich selbst überzeugen wollte.

Es war so unglaublich verwirrend. Er wusste, dass sein Herz noch immer an Elle hing. Das spürte er jedes Mal, wenn er an sie dachte. Doch der Kuss mit Liz war so ... so intensiv gewesen. Er fand kein anderes Wort dafür.

„Tatze", sagte Remus und beugte sich etwas vor, um ihm direkt in die Augen sehen zu können, „aus Freundschaft kann Liebe entstehen. Liebe kommt unvorhergesehen, man kann sie weder kontrollieren, noch verhindern. Und so nah wie ihr euch steht, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann es passiert." Ein Grinsen blitzte ihm über die Lippen. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass es dich als Erstes erwischt."

„Es hat mich nicht erwischt!", protestierte Sirius gereizt. Doch seine Worte hatten ihn zum nachdenken gebracht.

Mit Liz war es schon immer anders, als mit anderen Mädchen, gewesen. Zu ihr spürte er eine Bindung, ein unsichtbares Band, das sie zusammenhielt. Doch er hatte nie daran gedacht, dass zwischen ihnen mehr als Freundschaft sein könnte.

Konnte es sein, dass es all die Jahre schon Liebe gewesen war? Konnte es sein, das diese Bindung, die er zu ihr spürte, niemals Freundschaft gewesen war, sondern tatsächlich viel tiefer ging? Doch weshalb dachte er dann noch immer so oft an Elle? Weshalb ließ es ihn nicht los, dass er sie nie wieder sehen würde? Wieso tat bei diesem Gedanken sein Herz dann so sehr weh?

Frustriert vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und stöhnte auf. Wie konnte ein einzelner Kuss all seine Gefühle und Gedanken so durcheinander würfeln?

„Glaubst du ihr geht es genauso?", wollte er wissen und lugte zwischen seinen Fingern hindurch.

„Liz?", Remus zuckte mit den Schultern, „Ich verstehe von Mädchen nichts, schon gar nicht von ihren Denkweisen."

Sirius stützte seinen Kopf auf seine Handflächen und warf ihm einen geknickten Blick zu. „Ich verstehe etwas von Mädchen, aber Liz ist mir ein Rätsel."

***

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Where stories live. Discover now