𝐞𝐢𝐧𝐮𝐧𝐝𝐯𝐢𝐞𝐫𝐳𝐢𝐠 / Liz

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𝐌𝐈𝐓 einem drückenden Gefühl in der Brust sah sie auf ihre Hand hinab. Die golden schimmernde Kette lag zusammengefallen darin und glitzerte im Schein der Kerzen, die man trotz, dass es erst Nachmittag war, bereits anzünden musste. Heute war ein besonders wolkenverhangener Januartag. Die ersten Wochen nach den Ferien hatte Liz die Chance genutzt und sich in die Schularbeiten gestürzt, doch an freien Tagen wie heute, an denen sie alle Aufgaben erledigt hatte, konnte sie es nicht verhindern, dass sie zu grübeln begann.

Sie hatte gehofft, mit etwas Abstand mehr Klarheit in ihre Gefühlswelt zu bringen, doch vergebens. Trotz, dass Sirius und sie sich seit Wochen nicht gesprochen hatten, war sie noch immer völlig durcheinander. Zu sagen, sie hätte keine Gefühle für ihn, wäre eine Lüge gewesen. Sie wusste, dass sie ihn mehr als nur als Freund mochte. Dazu zog sich ihre Brust zu sehr zusammen, wenn sie ihn zufällig sah, vor allem, wenn er sich mit Mädchen unterhielt. Sie hatte keine Ahnung, ob er sich wieder auf andere eingelassen hatte. Und sie wollte es auch nicht wissen.
Sie wollte nur endlich nicht mehr die ganze Zeit daran denken müssen. Sie fühlte sich elend. Sie fühlte sich einsamer als in all den Jahren zuvor.

Auch mit Lily hielt sie kaum noch Kontakt, denn die war momentan auf einem Höhenflug ihrer Liebe. Jede freie Minute klebte sie an James und wenn Liz sie mal zu Gesicht bekam, dann redete Lily nur von ihm und von ihren Zukunftsplänen. Nach Frankreich wollten sie, nach Italien, nach Ägypten und die Karibik!
Liz freute sich für ihre beste Freundin, doch ihr selbst wurde beim Zuhören ihrer Plänen nur schwerer und schwerer ums Herz.

Aus diesen Gründen kapselte Liz sich von fast jeglichem sozialen Kontakt ab. Die Bibliothek wurde wieder ihr gewohnter, sicherer Hafen, in dem sie Stunden verbrachte, bis ihr fast die Augen zufielen. Das hatte jedoch auch gute Folgen: Ihre Noten waren besser als je zuvor, selbst in Zaubertränke. So richtig freuen konnte sie sich darüber jedoch nicht.

Sie drehte das glänzende Gold zwischen ihren Fingern und betrachtete die Inschrift zwischen dem Glitzern. Für Lizzie. Ob Sirius das Geschenk bereute? Schließlich hatte er es irgendwann aufgegeben, Blickkontakt herzustellen und sie begrüßten sich auch nicht mehr. Liz hatte das drückende Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein. Sie wollte diese Kette nicht behalten, sie erinnerte sie zu sehr an diesen peinlichen Vorfall. Ihr Blick fiel auf den Ring an ihrem Finger. Neben der glänzenden Kette wirkte er düster und schwer, der schwarze Stein in der goldenen Fassung schien Liz vorwurfsvoll anzustarren. Wie ein Auge. Ein dunkles Auge, das all die Scham in ihr sah, die sie mit sich herumtrug.

Sie ballte die Hand um die Kette zur Faust und schob sie in die Umhangtasche. Sie würde sie ihm wohl oder übel zurückgeben. Am besten noch heute, denn sonst würde sie wieder den Mut verlieren.
Ohne sich weitere Gedanken darüber machen zu können, die sie womöglich wieder umstimmen könnten, verließ sie die Bibliothek und machte sich auf die Suche nach Sirius.

Die meisten Schüler hielten sich jetzt nach dem Mittagessen in ihren Gemeinschaftsräumen auf, doch Sirius und seine Freunde waren nicht wie die meisten Schüler, weshalb Liz den Verdacht hegte, ihn draußen auf dem Schlossgelände zu finden. Vielleicht bei einer Schneeballschlacht.
Auf halbem Wege zur Eingangshalle traf sie jedoch auf einen vom Wind durchgewühlten Remus. Seine hellbraunen Haare standen in alle Richtungen ab und seine Wangen waren gerötet vor Kälte. Er starrte auf ein Pergamentstück in seiner Hand, das er schnell wegsteckte, als er Liz Schritte hörte.

„Liz!", begrüßte er sie und lächelte sie an, doch er schien etwas hektisch zu sein, „Wie gehts dir? Lange nicht mehr von dir gehört." Auch von den anderen der Gruppe hatte sie sich fern gehalten.
„Gut und dir?", entgegnete sie, während sie auf ihn zu schritt und zwang sich zu einem Lächeln, um sich ihr Unbehagen nicht ansehen zu lassen.
„Muss, muss ...", sagte er und kratzte sich am Kopf. Liz nickte und dann herrschte Stille zwischen ihnen. Keiner schien so recht zu wissen, was sie sagen sollten. Schließlich holte Liz tief Luft und fragte nach Sirius. Remus schien jedoch dieselbe Idee zu haben.

„Hast du Sirius gesehen?", fragten sie gleichzeitig und sahen sich dann verdutzt an.

„Du suchst ihn auch?", wollte Remus wissen und legte die Stirn in Falten. Liz nickte verwirrt. „Ja, ich wollte ..." Sie brach ab. Das musste er nicht wissen. „Ich dachte er wäre bei euch", sagte sie stattdessen, doch Remus schüttelte den Kopf.
„James und Lily machen einen Spaziergang, Peter wollte sich mit irgendjemandem treffen und Sirius ist schon seit dem Mittagessen verschwunden. Ich suche ihn schon eine ganze Weile. Wir wollten zusammen lernen."

Das war untypisch für Sirius. Wenn er etwas absprach, erschien er für gewöhnlich auch. Nun, außer er wurde aufgehalten. Zusammen mit Remus überlegte Liz, wo er stecken könnte und schließlich beschlossen sie, sich aufzuteilen, um ihn zu suchen.

Liz übernahm die oberen Stockwerke. Die Türme, alle möglichen Geheimgänge und Klassenzimmer. Als sie auch dort nicht fündig wurde, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Sie hätte fast geflucht. Wenn Sirius nicht aufzufinden war, dann war er für gewöhnlich irgendwo mit einem Mädchen zusammen. Ein brennendes Gefühl zog sich durch ihren Magen und sie musste heftig schlucken. Und sie machte sich verrückt und rannte durchs gesamte Schloss, während er sich in irgendeiner versteckten Nische mit einem Mädchen vergnügte!

Sie ballte wütend die Fäuste und schlug die entgegengesetzte Richtung ein. Sie würde die Kette einfach Lily geben, die würde sie Sirius schon zurückgeben. Sie machte sich doch nicht zum Affen, wenn er nichtmal einen Gedanken an sie verschwendete!

Als sie zornig und beschämt an einem Portrait vorbeilief, spürte sie wie aus dem Nichts zwei Hände, die sie an den Armen packten und gegenüber in einen Raum zogen, der ihr noch nie aufgefallen war. Sie schrie erschrocken auf und wirbelte herum, doch da fiel schon eine schwere Tür hinter ihr zu und hüllte sie in vollkommene Dunkelheit.

***
Ja, ich melde mich nach Jahrzehnten auch mal wieder, haha.
Versuche wieder regelmäßiger zu updaten.

Was vermutet ihr im nächsten Kapitel? :D

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Where stories live. Discover now