𝐟ü𝐧𝐟𝐳𝐞𝐡𝐧 / Liz

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𝐕𝐄𝐑Ä𝐑𝐆𝐄𝐑𝐓 stocherte sie in ihrem Rührei. Hunger hatte sie keinen, doch sie hatte es sich schon lange angewöhnt, ihren Ärger durch Essen zu besänftigen. Leider klappte das heute eher schlecht als recht.

Sirius Ausraster schlug ihr zwei Tage danach noch immer auf den Magen und machte sie unheimlich wütend. Es war nicht fair gewesen, dass er Snape so beleidigt hatte, doch dass er ihr vorschreiben wollte, mit wem sie zutun haben konnte und mit wem nicht, machte sie noch viel zorniger.

Sie waren zwar Kindheitsfreunde, doch das hieß nicht, dass er irgendeinen Anspruch auf sie hatte. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte und wenn es Sirius nicht gefiel, sollte er am besten einfach seine große Klappe halten.

„Hat dir das Rührei das Herz gebrochen oder warum versuchst du es zu erstechen?"

Lily ließ sich neben ihr nieder. Liz schnaubte ohne aufzusehen. „Ich stelle mir Sirius Gesicht vor."

Die Rothaarige neben ihr seufzte tief. „James hat mir erzählt, was passiert ist. Sirius ist wirklich schlecht gelaunt seitdem."

„Oh, wie tragisch."

„Nimm es ihm nicht so übel, Liz", beschwichtige Lily sie und schnappte sich ihre Hand, die mit der Gabel noch immer das Rührei zerfetzte. „Er hatte einen sehr schlechten Tag, McGonagall hat - "

„Das ist kein Grund mit Snape oder mir so zu reden! Mir egal ob er einen schlechten Tag hatte, er kann es nicht immer an anderen auslassen", entgegnete Liz entrüstet und hob den Kopf.

Lily sah sie einen Moment schweigend an. „Natürlich hätte er es nicht an euch auslassen sollen. Allerdings hat er recht mit dem, was er gesagt hat - Severus ist kein guter Umgang. Nicht mehr."

Gereizt riss Liz ihre Hand aus ihrem Griff. „Das würde ich gerne selbst herausfinden", gab sie zurück und erhob sich, um den Slytherin-Tisch zu verlassen.

Lily hielt sie am Arm zurück. „Versuch mit Sirius zu reden ... jeder überreagiert doch mal."

Liz schenkte ihr einen bitteren Blick, woraufhin sie sie schließlich losließ. Grimmig lief sie an den Schülern vorbei, die sich mit Toast, Eiern und Speck die Bäuche voll schlugen und spürte Lily's Blick im Rücken.

Warum sollte Liz auf Sirius zugehen, wenn er doch derjenige war, der sich falsch benommen hatte? Auch wenn er ihr einziger Freund war, hatte sie noch ein bisschen Selbstachtung und Stolz und weigerte sich, irgendjemandem hinterher zu laufen, der sich selbst keine Mühe gab, die Sache zu klären.

Sie war von seinem Verhalten völlig überrascht gewesen. Klar, sie hatte ihn schon des Öfteren wütend erlebt, vor allem, wenn es um seine Eltern ging, doch diese Wut, die sie wirklich fürchten lassen hatte, er würde auf Snape losgehen, war völlig neu für sie. Und erschreckend.
Deshalb hatte sie sich seitdem eher von Sirius fern gehalten und er sich wohl auch von ihr.

Wieder keimte die Wut in ihr auf und und ihre Nägel krallten sich in den Stoff ihres Umhangs.

Auch am nächsten Tag und die Tage darauf machte Sirius keine Anstalten, ein Gespräch mit ihr zu suchen und so langsam wandelte sich Liz Wut in Enttäuschung um. War er wirklich so sauer auf sie, dass sie mit Snape Zeit verbracht hatte?

Aus Trotz und irgendwie auch weil es ihr gefiel, verbrachte sie fast jeden Tag ein paar Stunden mit Snape in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum, um an ihren Fähigkeiten in Zaubertränke zu arbeiten - und es zahlte sich tatsächlich aus. Das erste Mal seit Jahren gelang ihr ein Trank fast perfekt, ohne Snapes Hilfe. Die braune Farbe kam dem kakaobraun, den der Trank haben sollte, sehr nahe und Slughorns Gesicht erhellte sich, als er seine Runde durch den Saal zog und einen Blick in ihren Kessel warf.

„Nicht schlecht, Miss Briggs. Wirklich nicht schlecht", meinte er und nickte ihr zu.

Liz wandte sich zu Snape um und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippe, als er „Ich hab dir doch gesagt, dass du das schaffst" flüsterte. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie Sirius Blick, der vom anderen Ende des Kerkers zu ihr hinüber sah und sie stupste Snape neckisch an. „Mit deiner Hilfe musste es ja irgendwann klappen", sagte sie leise und grinste.

So ging es die nächsten Tage weiter.
Obwohl Liz anfangs nur mehr mit Snape rumgehangen hatte, um Sirius ein wenig zu ärgern, merkte sie, dass sie es irgendwann auch für sich tat, denn sie fing an Snape zu mögen. Sie wusste nicht, was Lily damit gemeint hatte, dass er ein schlechter Einfluss wäre, denn er hatte während ihrer gemeinsamen Zeit nicht auch nur ein Wort über dunkle Magie verloren.

Nur seine Freunde waren ihr nicht ganz geheuer. Es waren die Sorte von Slytherins, um die jeder einen Bogen machte, die die einen finster anstarrten, wenn man sie für einen Moment zu lange ansah und die Knöchel knacken ließen. Warum Snape mit ihnen befreundet war, verstand Liz nicht.

Als Liz nach einer anstrengenden Verwandlungsstunde die Große Halle zum Mittagessen betrat und ihren Blick kurz routinemäßige über die Köpfe der Schüler schweifen ließ, stockte sie plötzlich. Am Gryffindortisch, lachend und sich mit James unterhaltend, saß Sirius. Sein Arm lag um die Hüfte von Ophelia Green, die schmachtend an seinen Lippen hing. Als er den Kopf hob und Liz im Türrahmen stehen sah, sah er ihr direkt in die Augen, ehe er sich zu Ophelia beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin diese rot wurde und dümmlich kicherte.

Liz versetzte es einen Stich und für einen Moment war sie nicht fähig sich zu bewegen. Sirius schlug zurück mit ihren eigenen Waffen. Er wollte sie ärgern, so wie sie ihn hatte ärgern wollen. Doch ausgerechnet mit Ophelia Green? Sirius konnte sie doch überhaupt nicht leiden! Und doch verteilte er Küsse in ihrem Nacken, seine grauen Augen starrten dabei die ganze Zeit in Liz', vermutlich um ihre Reaktion zu sehen.

Liz versuchte es zu ignorieren, wie sich ihre Brust zusammenzog, verbannte jegliche Emotionen aus ihrem Gesicht, wie sie es all die Jahre getan hatte, und reckte das Kinn. Dann wandte sie den Blick ab und fuhr ihren Weg zum Slytherintisch fort.

Den Gefallen, ihre Gefühle zu erkennen, tat sie ihm nicht. Nicht mehr.

***

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Where stories live. Discover now