Herbstfreitag

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Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase und ließen mich in der Wärme meiner Bettdecke die Augen aufschlagen. Ein genervtes Stöhnen entkam mir, als ich auf meinen Wecker schlug und das nervtötende Klingeln verklang. Langsam richtete ich mich auf und ließ träge meine nackten Füße über die Bettkante baumeln. Es war viel zu früh, um aufzustehen!

Der Morgen kroch dahin. Mit verschlafenen Augen blinzelte ich in den Badezimmerspiegel. Bevor ich mich umentschieden konnte und krank spielte, griff ich zur Zahnbürste und Zahnpasta und streifte kurz darauf eine Jeans und einen Pullover über. Seit einiger Zeit war mein Drang fürs Hübsch machen verschwunden. Ich sah keinen Sinn darin und bevorzugte so lange wie möglich die warmen Kissen meines Bettes. Für wen sollte ich mich schließlich hübsch machen?

Die Ruhe genießend machte ich mein Frühstück. Meine Eltern waren für die gesamte Woche weggefahren und würden erst in zwei Tagen zurückkehren. Sie fuhren öfters weg und ließen mich alleine Zuhause zurück. Es waren die schönsten Tage. Dann konnte ich endlich aus meinem Zimmer hervorkommen und das tun, wonach es mich am meisten sehnte, ohne scharfe Anweisungen und missbilligende Blicke zu ertragen.

Ein Blick auf die Uhr ließ mich den letztes Bissen Toast herunterwürgen und eilig die Treppe hinab und in den Flur rennen. Die Haustür flog mit einem lauten Krachen ins Schloss. dass eisiger Wind mir um die Nase wehte und mich frösteln ließ. Mein Haar wehte in alle Richtungen und peitschte in der Nässe des Morgens, buntes Laub knirschte unter meinen Schuhen und vermischte sich mit dem Platschen der Pfützen. Ich zog die Jacke enger um meinen Körper und schritt die Straße zu meiner Bushaltestelle hinab.

Seufzend erreichte ich den Bus, der wenig später mich vor den Toren der Zukunft absetzte und mir nichts als Unheil und schlechte Noten versprach. Mein Schicksal akzeptierend durchquerte ich die langen Gänge der Schule.

Ich grüßte meine Mitschüler nur flüchtig und steuerte direkt auf mein Klassenzimmer zu. Das Lehrerzimmer ließ ich rasch hinter mir und war gerade im Inbegriff die Tür zum nächsten Flur aufzustoßen, als die Tür zum Lehrerzimmer aufflog. Mein Hand erstarrte auf dem kalten Griff, während ich einen raschen Blick über meine Schulter warf. Der Schulleiter sah mir direkt in die Augen und brummte etwas in seinen Kaffee. Mit einem Kopfnicken beorderte er mich zurück und ließ mich unruhig auf den Fußballen wippen. Was wollte er?

Sein Blick lag prüfend auf mir. >> Wie heißt du? Arien? <<, fragte er. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten.

Ich presste die Lippen aufeinander. >> Ja. << Mein Blick flog hinter den Schulleiter, als zwei Männer aus dem Lehrerzimmer traten und mich mit finsteren Mienen in Augenschein nahmen. Ich schluckte schwer und wendete den Blick ab.

Doch ich kam nicht umhin, kurz zu ihnen zu schielen. Der Eine hatte langes, blondes Haar, dass es fast weiß wirkte und der Andere eine unglaublich blasse Haut. Sehr ungewöhnlich. Er musste aus dem Norden kommen. Kristallblaue Augen bohrten sich in mein Gesicht und ließen mich die Hände zu Fäusten ballen. Unter geschlossenen Lidern flogen meine Augen zu dem anderen Mann. Er trug ebenfalls eine lange Haarpracht, die so dunkelbraun wie Kirschholz war. Unsere Augen begegneten sich und ließen mich mit glühenden Wangen wegsehen.

>> Das ist Arien <<, stellte mich der Schulleiter vor und deutete auf mich. >> Sie wird Sie zu der Klasse führen, die Sie für Ihre Töchter besichtigen wollt. << Damit nickte er mir knapp zu und schlug nur Momente später die Tür mit einem lauten Donnern zu. Alleine mit den Fremden stand ich auf den Flur und rang die Hände. Das lief ja super.

Die Blicke der Männer musterten mich neugierig. >> Wir wollen in die Abschlussklasse <<, meinte der Braunhaarige mit einem schwachen Lächeln.

Ich zog die Brauen hoch, nickte und sah über ihre komische Kleidung hinweg. Sie wirkte viel zu groß und unpassend, dafür, dass sie mit ihrer gepflegten Haut und den vielen kunstvollen Zöpfen im Haar penibel genau auf ihr Äußeres achteten. Ihre ausgewaschenen Kleider wirkten irgendwie Fehl am Platz. Ich wendete mich dem Flur zu und legte meine Hand auf den Griff, der mich in den nächsten Albtraum führte. >> Kommen Sie, zufällig ist das auch meine Klasse. << Ihre Blicke flogen zueinander, aber ich machte mir nichts draus.

Der Gang kam mir mit jedem Schritt immer länger vor und schien sich ins unendliche zu dehnen. Wie Löwen folgten sie mir. Kein Laut, kein einziger Fußtritt trug seinen Ton an meine Ohren. Ich glaubte fast, die Männer seien nicht mehr hinter mir, ehe ich leises Gemurmel vernahm. Wie ein Windhauch sangen fremde Worte in meiner Ohrmuschel. Wie ein liebliches Lied. Doch die Sprache, die ihnen über die Lippen kam, war alles Andere als weltlich. Sie gehörte nicht hierher. Wie die zwei Männer nicht hierher gehörten.

Thranduil FF || DIE BESTIMMUNG - Mond und SterneWhere stories live. Discover now