Chapter 85

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Diese seltsame Unterhaltung geht mir nicht aus dem Kopf. Ich wurde tatsächlich am Leben gelassen. Das war total knapp und so unwahrscheinlich, ich kann es echt nicht glauben. Wie kann das sein? Habe ich wohl doch einen Schutzengel? Oder war das doch nur pures Glück.  Ich bekam von Louis einen Umhang mit dem ich die Uniform verdecken konnte. Durch diese Uniform der Militärpolizei hätte man mich sofort erkannt und verhaftet. Das war die einzige Tarnung die ich hatte. Nach dem Gespräch hat mich Louis ohne mit mir zu reden zu einer Kutsche gebracht und die fahrt für mich bezahlt. An der Mauer bei Ehrmich bin ich ausgestiegen und musste. Denn der Fahrer durfte ja nicht wissen wo ich hin wollte. Den Weg den ich noch vor mir hatte war nicht kurz, ich hatte es definitiv unterschätzt. Das hält mich aber nicht davon ab aufzugeben. Im Nachhinein kann ich auch gar nicht genau sagen wie lange ich unterwegs war. So weit ich es geschafft habe bin ich gelaufen, manchmal musste ich kurz Pause machen. Irgendwann bin ich an einem Dorf angelangt. Dort waren die Menschen so nett, dass sie mir ein Pferd gegeben haben, für das restliche Geld was ich noch bei mir trug. So kam ich schneller im Hauptquartier an. 

Die Sonne ist am untergehen als ich das Tor passiere. Vorsichtig steige ich ab und es kommt sofort jemand der mir das Pferd abnimmt. Direkt werde ich gefragt wer ich bin weshalb ich mir die Kapuze abziehe und mich umdrehe. Hanji schaut mich mit großen Augen an und es fühlt sich so unfassbar gut an sie wieder zu sehen. 

,,Oh Gott wie siehst du aus!", ruft sie erschrocken und hält sich dann direkt eine Hand vor den Mund. Ich muss kurz schmunzeln, doch dann zieht sie mich plötzlich in eine Umarmung und sagt mir wie sehr sie sich freut das ich halbwegs heile wieder zurück bin. Sie lässt mich los und hält mich noch an den Schultern fest um mich zu betrachten. ,,Du gehst am besten direkt auf die Krankenstation und lässt dich untersuchen, so wie du ausschaust..."

,,Erst muss ich zu Erwin." 

Murrend stimmt sie mir zu und geht mit mir zusammen ins Hauptgebäude in Richtung Erwins Büro. Hanji klopft an und wir waren auf das Herein des Kommandanten. 

Erleichtert schließe ich die Augen und atme aus. Ich bin zurück. Endlich. Ich kann wieder am gewohnten Training mitmachen, meine Freunde sehen und Levi.... Es fühlt sich an als wäre ich fast vollkommen angekommen. Es ist seltsam, da ich ja auch nicht weiß wie lange ich jetzt wirklich weg war. Was sie wohl alle gedacht haben? Ich kann mir gar nicht vorstellen was für ein Gesicht die anderen machen werden, wenn sie mich sehen. 

Erwin gibt laut und Hanji öffnet die Tür. Zusammen treten wir herein. Erwin steht von seinem Stuhl auf und schaut mich mit großen Augen an. Hinter ihm am Fenster steht Levi mit verschränkten Armen vor der Brust und betrachtet mich genauso wie der Kommandant. Aber in seinen Augen liegt noch etwas anderes, etwas undefinierbares. Doch was ich direkt bemerkte ist die Wärme die sein Blick in mir auslöst. Gerade will ich alles ausblenden können und in seinen Armen versinken. Ich weiß, solche Gedanken sollte ich mir schleunigst abgewöhnen, wir haben uns jetzt mindestens einen Monat lang nicht gesehen. Egal was vor meiner Abreise zwischen uns war, es ist jetzt weg. 

,,Es ist schön dich wiederzusehen. Setzt dich.", ordnet Erwin an und ich tue was er sagt. 

Ich antworte ihm. ,,Ich bin hier um Bericht zu erstatten." Er nickt und Hanji setzt sich auf einen anderen Stuhl um alles mitzuschreiben. Und dann fange ich an zu erzählen. Es ist viel auf einmal und es ist schwer nochmal alles was passiert in mein Bewusstsein hervorzuholen. Alles spielt sich vor meinen Augen bildlich ab, es tut mir im Herzen weh. Aber ich erzähle trotzdem alles im Detail. Auch was Heute passiert ist, ich gebe meinen Fehler mit der Unachtsamkeit zu und wie ich da raus gekommen bin. Das ich trainieren werde und dann in die Zentralbrigade kommen werde. Auch erzähle ich wie ich hier her gekommen bin. 

,,Das war mehr als ich dir zumuten wollte. Es tut mir leid das du so viel durchmachen musstest."

,,Es war meine Mission."

,,Im Namen des Aufklärungstrupps danke ich dir." Erwin steht auf und hält mir die Hand hin. Ich nehme sie an. ,,Ich bitte dich zur Krankenstation zu gehen um dich durchchecken zu lassen. Danach würden wir uns im Speisesaal treffen um darüber zu reden. Schaffst du das?" 

Ich antworte :,,Natürlich", wie aus der Kanone geschossen und er muss leicht schmunzeln. Hanji unterbricht uns aber und erwidert das er mich wenigstens vorher was essen lassen soll, nach so einer langen Reise. Erwin entschuldigt sich und stimmt ihr zu. Die Jacke der Militärpolizei lasse ich in Erwins Büro, ebenso wie den Umhang. 

Levi stößt sich von der Wand ab und geht an mir vorbei raus aus dem Raum. Dies tue ich ihm nach. Er läuft in einem etwas größeren Abstand vor mir und sagt nichts, ich traue mich auch nicht ihn anzusprechen. Es ist seltsam wie stark die Distanz zwischen uns ist,  so habe ich das gar nicht in Erinnerung. 

Als wir an dem Waschraum vorbei laufen halte ich an und teile ihm mit, dass ich mein Gesicht waschen will. Schnell husche ich hinein und schaue in den Spiegel. Mein Gesicht ist verdreckt,  unter meiner Nase klebt vertrocknetes Blut und meine Lippe ist aufgeplatzt. Kein schöner Anblick.  Rasch spüle ich mein Gesicht ab und gehe wieder raus als der Dreck so gut es ging weg ist. Levi wartet im Flur auf mich und schaut mich wieder so an wie vorhin. 

,,Warum siehst du mich an?"

,,Du siehst eher tot als Lebendig aus." 

,,Danke?" Ein wenig überfordert schaue ich ihn weiterhin an. Dann rüttle ich mich kurz und gehe weiter. Ich kann mich von ihm nicht so verunsichern lassen. Genau jetzt muss ich ihm zeigen wie stark ich bin. Er sagt nichts mehr, ich höre wie er mir hinterhergeht. Draußen auf dem Platz sehe ich niemanden. Schade, ich hatte gehofft Jean oder Eren zu sehen. Seufzend laufe ich los. 

Dann schreit plötzlich etwas oder besser gesagt jemand auf. Ich drehe mich um und dann springt Sasha mich schon an und wirft mich fast um. Das jagt mir einen totalen Schrecken ein und ich habe Glück das ich mich noch halten kann. 

,,ICH HAB DICH SO WAHNSINNIG VERMISST, SOFI!", schreit sie mit leichten Tränen in den Augen und  drückt mich noch fester an sich. Ich muss schmunzeln und erwidere es. 

Dann sehe ich wie Eren auf uns zu gerannt kommt und uns ebenfalls umarmt. ,,Du bist wieder zurück!" Diese Situation bringt mich schon fast zum lachen, es freut mich, dass sie mich vermisst haben. Sasha lässt mich schluchzend los und Eren umarmt mich richtig. Es fühlt sich toll an, diese vertraute Nähe die mich mit wärme erfüllt. Jetzt habe ich das Gefühl ich bin wieder richtig. angekommen. 

,,Tch, du erstickst sie gleich oder brichst ihre Knochen erneut." Eren lässt sofort von mir ab und entschuldigt sich bei Levi welcher Kopfschüttelnd an uns vorbei läuft. Wir folgen ihm in den Saal. Er geht weiter nach hinten, zu den Tischen an denen er mit Hanji und Erwin normalerweise sitzt. Wir gehen auf unseren Tisch zu, Sasha rennt vor und als ich sie alle da sitzen sehe mit ihren erstaunten Gesichtsausdrücken muss ich lächeln. Jean reißt den Mund auf, springt von der Bank und nimmt mich sofort in eine Umarmung. Er hebt mich dabei hoch und dreht mich einmal.  Er lässt mich erst los als ich es ihm sage. Ich soll mich neben ihn setzten, was ich mache, und dann reden sofort alle auf mich ein wie schön es ist mich wieder zu sehen. Ich freue mich sehr darüber und weiche allen Fragen aus, wir reden ja nach dem Essen mit Erwin. 

Ich fühle mich wohl, wieder zu Hause sein zu dürfen. Zwischen meinen Freunden sitzen zu  können und mit ihnen zu lachen und reden, das habe ich mir in  der letzten Zeit oft genug vorgestellt. Es ist unbeschreiblich wie sehr ich mich freue. Nur was mich ein wenig bedrückt ist diese Distanz. Wenn ich mir kurz über die Schulter sehe, treffe ich sofort auf diese grauen Augen. Sie bewachen mich. Auch wenn es mich stört wie er sich verhält ist es vielleicht nicht verkehrt. Denn so kann ich mich schnell wieder hier einfinden, zurück zur Normalität kehren und einfach meiner Pflicht als ganz normaler Aufklärer nachgehen. Trotzdem wird er auf mich aufpassen, dass weiß ich genau. Gänsehaut kriecht meinen Rücken hinauf und ich wende mich wieder den anderen zu. Armin lehnt seinen Kopf an meine Schulter und drücke aufmunternd seinen Arm. Es ist doch so schön zurück zu sein. 

Sinners - Levi/ Attack on Titan FFOù les histoires vivent. Découvrez maintenant