Chapter 57

707 23 12
                                    


Ich renne, immer weiter nach vorne. Ich renne so schnell, dass ich eigentlich schon längst über meiner grenze bin. Meine Seite sticht höllisch und mein Körper ringt nach Luft aber ich habe keine Gelegenheit um einmal richtig durchzuatmen . Ich muss sie erreichen, ich muss es schaffen! Ich kann nicht nochmal sehen und nichts tuen während sie zerrissen werden. Diese Bilder spielen sich immer wieder ab, ich renne und renne, ohne Luft. Meine Augen sind voller Tränen aber dennoch kann ich die ausgestreckte Hand vor mir deutlich sehen. Ich habe sie fast! Aber dann donnert es plötzlich und es ertönt ein Schrei. Ich werde langsamer. Aber ich renne noch genauso schnell wie vorher! Die Hand entfernt sich immer mehr von der meinen. Ich versage erneut. Ich bin zu schlecht. Muss ich erst leiden um mein ganzes Potential ausschöpfen zu können? Ich renne weiter und weiter, ich gebe nicht auf. 

Ich vernehme meinen Namen, es ist Jean! Er läuft links neben mir, neben ihm Connie und Sasha. Auf meiner rechten Seite laufen Armin, Mikasa und Eren. Sie lächeln mich alle an und geben mir Kraft um weiter zu rennen. Aber plötzlich erscheinen riesige Hände und reißen sie auseinander. Einen nach dem anderen. Ich schreie auf, mein Herz brennt vor schmerz. Immer Wieder schreie ich aber es hört nicht auf. Wie Puppen werden sie auseinander gezupft. Jean streckt mir seine Hand hin und ich will sie fassen. Aber dann bemerke ich, das die Hand die ich nach vorne strecke, blutrot gefärbt ist. Ich sehe an mir herunter. Mein Körper blutet an den verschiedensten Stellen. Immer weiter werde ich geschnitten. Aber ich muss weiter rennen, ich muss weiter machen. 

Das Atmen fällt mir immer schwerer, ich kann nicht mehr. Es legt sich etwas festes um meinen Hals und drückt immer fester. Dagegen kann ich nichts tuen. Ich will schreien aber es geht nicht. Ich habe versagt. Die Hand vom Beginn zuckt zusammen und fällt blutrot zu Boden. Meine Kehle verlässt ein elender schrei. Ich-

,,Oi!" Ich zucke zusammen. Meine Seite schmerzt höllisch. Auch mein Brustkorb fühlt isch schwer an. Meine Atmung ist außer Kontrolle. Es war also ein Traum gewesen. Mir sehen zwei graue Augen in die meine.  ,,He ganz ruhig." Mir ist ganz warm, aber mein Körper zittert wie Espenlaub. Er scheint es zu bemerken denn er legt seine Hand auf meine Stirn. Dann zieht er mich auf seinen Schoß und hält mich fest. ,,Shh, beschwer dich nicht. Du musst erstmal wieder kontrolliert Atmen sonst kippst du noch um." Er drückt meinen Kopf an seine Brust. Ich höre wie sein Herz schlägt und spüre wie er ruhig atmet. Diese ruhige, sich wiederholende Bewegung entspannt mich. Ich spüre auch wie ich endlich besser atmen kann. 

,,Was machst du hier?", frage ich nach einiger Zeit. Wir haben uns kein bisschen bewegt, sondern haben nur still so da gesessen. Es dauert noch einige Momente bis ich Levi Stärker einatmen fühle. Fast schon habe ich geglaubt, er habe meine Frage gar nicht gehört.

,,Du hast geschrieen." Also habe ich nicht nur im Traum geschrien. Wenn er es gehört hat, haben das noch andere mitbekommen? Das wäre unangenehm. Aber ändern kann ich es ja nicht. Levi sieht mich an und ich schaue auch zu ihm. Leicht schüttelt er den Kopf. Aber er lässt mich noch nicht los. Ich bedanke mich vorsichtig, worauf hin er mich fragt was ich geträumt habe. Ich beschreibe ihm den Traum. Die Bilder kommen wieder hoch, mir ist schlecht. Er seufzt und streicht mir meine Haare aus dem Gesicht. 

,,Komm, ich mache uns Tee." Ich will nicht von ihm runter. Irgendwie genieße ich gerade seine Wärme und Nähe. Ich sollte es absolut nicht, denn es ist der Hauptgefreite. Aber es fühlt sich so gut an..

Ich richte mich auf und steige aus dem Bett. Das war etwas zu viel auf einmal, mir wird schwindelig und ich taumle als ich versuche den ersten Schritt zu setzten. Sofort hält mich Levi fest und sieht mich direkt an. Er murmelt sowas wie das ich Idiotin besser auf mich achten soll. Ich schaue in seine grauen Augen und kann mich nicht lösen. Sie sind so wunderschön intensiv. Auch im dunkeln sind sie gut erkennbar. Sie reflektieren das Mondlicht ein wenig. Aber es fühlt sich auch gut an seine Finger auf meiner Haut zu spüren. Es kribbelt und mein Magen fühlt sich ganz seltsam an. Diese ganze Situation ist wider seltsam. Ich wollte Abstand von ihm, zusätzliche seltsame Gefühle wie die, die ich bei ihm spüre, brauche ich jetzt nicht. Aber er zieht mich dennoch wieder und wieder in seinen Bann. Doch, was ich mich frage, geht es ihm gerade anders als mir? 

Er löst langsam seine Hände und tritt einen Schritt zurück. Kurz fährt er sich durch die Haare und seufzt leise. Seine Augen treffen die meinen doch der Blick bleibt nicht so intensiv denn mein Magen beginnt zu grummeln. Wie peinlich!

,,Tch komm. Wir holen dir auch etwas zu essen." Das hört sich gut an. Ich habe schließlich den ganzen Tag über nichts gegessen. Das muss er ja nicht gleich wissen. Zusammen gehen wir leise durch die Flure. Ich laufe hinter ihm und beobachte wie seine Muskeln sich unter seiner Stoffjacke bewegen.

Wir gehen in die Küche wo ich mich auf eine Kommode, die vor einem Fenster steht, raufsetzte und raus schaue. Man hört wie Levi Wasser zum kochen aufsetzt. Ich muss wieder an die Bilder von heute und von meinem Traum denken. Es fühlt sich so real an. Es lässt mich einfach nicht los. Mir ist bewusst das einige sterben, aber ich hätte mehr von mir erwartet. Ich verstehe auch nicht, weshalb ich es allein am Ende geschafft habe die Titanen zu töten aber vorher es nicht geschafft habe meine Kameraden zu retten. Meine Seite sticht wieder strak. Vielleicht gehe ich morgen doch zur Krankenstation. 

Mein Körper zuckt zusammen als ich Levis Hände an meiner Taille spüre. Er berührt mich vorsichtig und hebt mich von der Kommode runter zu ihm. Ich stehe vor ihm und spüre seinen Atem in meinem Nacken. Gänsehaut verteilt sich über meinen Körper. 

,,Tch. Denkst du ich Merks nicht?" Ich drehe mich zu ihm um als er mich los lässt und sehe wie er vom Tisch hinter uns verband und eine Salbe nimmt. 

,,Levi ich-"

,,Klappe jetzt. Los." Wiederwillig hebe ich mein Oberteil hoch und er schaut sich meine Seite an. Wieder seufzt er und trägt die Salbe vorsichtig auf. Sorgsam Verbindet er mich anschließend. Ich versuche mit aller Macht meine Gefühle zu unterdrücken. Aber das zittern kann ich nicht verhindern. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es hier Kühl ist und ich Nut leicht bekleidet bin. Levi geht einen Schritt zurück und zeigt auf den Tisch wo eine dampfende Tasse steht und ein Teller mit ein paar Kartoffeln. Ich bedanke mich und gehe mit ihm zum Tisch. Bevor ich mich setzte spüre ich, das er seine Jacke um mich legt. 

,,Guck nicht so blöd und iss. Schließlich will ich ja nicht, dass du krank wirst." Er trinkt ebenfalls seinen Tee während ich leise esse und den Tee zum Schluss trinke. Währenddessen fragt er mich ob ich öfters solche Träume habe und im schlaf auch schreie. Aber um ehrlich zu sein weiß ich das nicht so genau. 

,,Du hast Fortschritte gemacht." Ein Kompliment? Von Levi? Ich schaffe es nur ein Danke zu stottern und spüle schnell das Geschirr ab, um es wegräumen zu können. Levi bleibt still und trinkt langsam seinen Tee. Ich beeile mich etwas, da mir kalt ist und ich schnell wieder zurück ins warme möchte. 

Aber als ich fertig bin macht er sich einen neuen Tee. Etwas ratlos stehe ich neben ihm und warte auf ihn. Mit der Tasse in der Hand geht er mit mir zurück zu meinem Zimmer. Es scheint aber nicht so, als wenn er vor hätte jetzt zu gehen. Vielleicht habe ich recht, denn er bleibt stehen und schaut mich stumm an. 

,,Hilft es dir wenn du nicht allein bist?" Will er hier bleiben? Ich weiß nicht ob es hilft. Irgendwie ist es auch unangenehm wenn er hier bleibt aber andererseits ist es auch... schön mit ihm. Wieso kann ich mir nicht beantworten, eigentlich nervt er mich ja aber...

,,Beachte mich nicht, ich warte bis du eingeschlafen bist." Er setzt sich, ohne eine Antwort von mir abzuwarten, auf einen Stuhl und trinkt seinen Tee. Auf dem Tisch, neben dem der Stuhl steht, liegt ein Buch, welches er in seine Hände nimmt und erst begutachtet bevor er es aufschlägt. Seine Hände sind Muskulös und wirken relativ groß.

Aber nein, es ist Levi. Der heutige Abend ist seltsam. Hat er das zwischen uns auch bemerkt? Diese seltsamen Situationen machen mich noch wahnsinnig. Schon vor einer Woche, bevor ich mich mehr auf mich konzentriert habe, gab es diese Situationen und fremde Gefühle kamen in mir hoch. Aber diesmal fühlt es sich stärker an. Was ist das nur? 


Sinners - Levi/ Attack on Titan FFWhere stories live. Discover now