12 ~ Hilfsbereitschaft

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Ungläubig schaute ich sie an. Es konnte doch nicht sein, dass wir hier die letzten Menschen gewesen waren!
Hektisch schaute ich mich um; die Kasernen und Konstrukte waren alle menschenleer und auch dort, wo normalerweise die Soldaten sich tummelten, war alles komplett verlassen, als wäre es leergefegt worden.

Ich drehte mich wieder zu Hilda um und schaute sie eindringlich an.
"Aber wo sind die ganzen Menschen dann?", fragte ich, ohne auch nur den Blick von ihr zu wenden. "Wo sind die Hylianer alle hin?"
Hilda legte mir vorsichtig die Hände auf beide Schultern und drehte mich von ihr weg, sodass ich nun direkt auf Schloss Hyrule schauen konnte.
"Sie sind alle nach Hyrule Stadt geflohen", erklärte sie, als ich sie bitter ausatmen hörte. "Auch mein Mann ist nach Schloss Hyrule geflohen, gemeinsam mit unserem Sohn."
"Das tut mir leid", antwortete ich sofort und drehte mich um, um sie in den Arm zu nehmen. Ein wenig geschockt zuckte sie bei meiner plötzlichen Berührung weg, doch dann schlang sie die Arme feste um meine Hüften, als ich bereits hörte, wie sie leise begann zu schluchzen.

Wir verharrten so eine Weile; ich mit Hilda im Arm, wie wir beide auf dem menschenleeren Manöver- und Trainingsplatz standen. Vorsichtig strich ich ihr immer wieder über den Rücken, in der Hoffnung sie so irgendwie beruhigen zu können.
"Ich musste mit ansehen, wie der Hass sie zu Boden riss und übermannte", brachte sie mit zittriger Stimme hervor, als ich sie einfach nur noch fester drückte.

Ich kannte Hilda zwar kaum, doch sie war Teil des Volkes von Hyrule und als ihre Prinzessin fühlte ich mich für alle hier verantwortlich. Sie hier nun so zu sehen, zerriss mir das Herz.
Wie konnte ein so gutmütiger Mensch alles verlieren müssen? Und es dann auch noch mit ansehen?
Vielleicht war das der Grund, warum sie überhaupt erst den Hass betreten hat, um zu mir zu gelangen und mich zu retten; vielleicht, weil ich der einzige Mensch in der Nähe war, der überhaupt noch hätte überleben können.

Etwas ungeschickt löste Hilda sich wieder aus der Umarmung und schaute mich nun mit einem sanften Lächeln an, während sie sich ihre Tränen vorsichtig von den Wangen putzte.
"Aber es bringt uns beiden hier jetzt nichts, wenn du nicht weiterkommst, stimmt es?", fragte sie mich mit brüchiger Stimme, als ich ihr einen verwirrten Blick zurückwarf.
"Na ja, du möchtest doch bestimmt etwas unternehmen, oder?", fragte sie mich nun und wartete auf meine Antwort.

Natürlich wollte ich etwas unternehmen, ich hatte auch schon alles irgendwie in meinem Kopf geplant gehabt; na ja, eigentlich ja nicht, aber ich wollte zum Schloss. Alle retten. Das Schloss befreien. Ganon besiegen. Und vor allem Link retten.
Bei dem Gedanken an Link wurde mir sofort wieder unwohl zumute. Ich wusste nicht, was mit ihm passiert war, doch in der Zeit, in der ich ohnmächtig war, da musste der Hass bereits den Schrein des Lebens erreicht haben, da führte kein Weg dran vorbei.

Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter.
Wenn ich Link nun wirklich verloren hatte, dann würde ich meines Lebens nicht mehr froh werden; eigentlich wüsste ich gar nicht, was ich dann tun sollte. Und mir weiterhin gut zureden, dass es ihm gut gehen wird ist eigentlich auch nur ein Mittel zum Zweck, um mich irgendwie davon abzulenken, dass ich ihn nie wieder sehen würde...
Ich meine, der Hass bringt alles und jeden um, wenn man in Kontakt damit trat und Link lag bewusstlos im Schrein des Lebens. Dazu kommt, dass der Hass überhaupt erst von dem Master-Schwert ausgegangen war, welches Links Zustand widerspiegelte; was so viel bedeutete wie, dass Link auch irgendwie in den ganzen Scheiß mit dem Hass verwickelt sein musste.

Hilda hatte recht; ich musste etwas unternehmen. Auch wenn ich noch keinen wirklichen Plan hatte, so musste ich trotzdem irgendetwas tun.

"Ich möchte natürlich etwas unternehmen", antwortete ich Hilda, als sie mich glücklich anschaute. "Ich kann nicht zusehen, wie das Land von einer bösen Macht übernommen wird."
"Das ist eine sehr löbliche Einstellung, Zelda", sagte Hilda, als sie näher auf mich zukam und meine Hand nahm. "Du hast das Zeug dazu, um das Land noch zu retten. Man könnte sagen, du seist unsere letzte Hoffnung."

Vergib mir | Legend of Zelda FF | DEWhere stories live. Discover now