5 ~ Todesurteil

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Seine brüchige Stimme hallte immer wieder durch meinen Kopf, als er langsam auf mich zukam und mir tief in die Augen schaute.
"Ich kann nicht mehr", entwich es ihm, woraufhin er nur das Schwert kraftlos hob. "Aber... Ich muss dich beschützen, Zelda."

"Link, du musst nicht, du-", setze ich an und legte ihm beide Hände auf die Schultern, als ich unterbrochen wurde.
Ein schneller Energiestrahl eines Wächters donnerte über unsere Köpfe hinweg, als ein weiterer Wächter auf uns zugelaufen kam.

Der Wächter fand uns und positionierte sich auf den beiden bereits besiegten Wächtern, als er seinen roten Zielstrahl direkt auf Link richtete. Dieser ging einen Schritt nach vorn, um sich dem Wächter zu stellen, als meine Hände auch schon von seinen Schultern glitten.

Link erhob entkräftet das Bannschwert, seinen Schild hatte er schon gar nicht mehr bei sich... Moment, wann war das passiert? Ohne Schild war er dem Angriff komplett ausgeliefert und dann auch noch in dieser Verfassung? Er würde das nicht überleben!

Nein, das konnte ich nicht zulassen...

"NEIN!!!", schrie ich und schubste Link so sanft wie möglich hinter mich, als ich meine Hand in Richtung des Wächters ausstreckte.

Ich wusste, dass dies mein Todesurteil sein würde, niemals könnte ich dem verderblichen Energiestrahl trotzen. Doch ich musste es tun, Link war der letzte, der das Land noch retten könnte; denn ich... Ich war nur die Prinzessin ohne Kräfte und wenn ich diese eh nicht hatte, so könnte ich mein Leben auch für seines geben.
Nicht nur, weil er das Land somit schützen würde, sondern auch, weil-
Weil ich wusste, dass ich damit die Person retten konnte, welcher ich meine gesamte Liebe und Aufmerksamkeit schenken wollte; welche mir einfach so viel bedeutete.

Ich hörte, wie der Wächter seinen Energiestrahl abfeuerte und kniff feste die Augen zusammen. Jetzt gab es kein Zurück mehr, ich musste sie alle schützen; ich musste Link schützen.

Ich spürte, wie der Energiestrahl auf meiner Handfläche einschlug.
Ich kniff meine Augen noch fester zusammen; ich hatte Angst, aber etwas in meinem Herzen sagte mir, dass ich das Richtige tat.

In meinem Kopf spielten sich sämtliche Erinnerungen ab. Eigentlich hatten sie alle nur mit Link zu tun; dem jungen Mann, in welchen ich mich verliebt hatte, es aber nie geschafft hatte ihm zu sagen.

Ja, ich hatte mich über die Zeit in Link verliebt, auch wenn es nie wirklich den Anschein hatte; zumindest als wir das erste Mal aufeinandergetroffen waren.

Er wurde zu meiner Leibwache erklärt damals... Ich konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen, weil er mir durchgehend zeigte, dass er sein Schicksal erfüllte, ich es aber niemals konnte. Dazu kam, dass er mir gegenüber so extrem wortkarg war, doch nach einiger Zeit, da habe ich gemerkt, dass seine Fassade bröckelte. Er hat mir immer öfter den wahren Link gezeigt; den Link, welchen er unter einer Art Maske versteckte.

Ich erinnerte mich daran, wir saßen auf der Wiese im Schlossgarten und ich habe ihn das erste Mal so richtig gefragt, warum er so still war. Da schüttete er mir sein Herz aus und wir haben uns das erste Mal in den Arm genommen.

Seitdem sind wir aneinander gewachsen; ich lernte von ihm und er lernte von mir. Link kam immer mehr unter seiner Maske, die er so lange aufgesetzt hatte, hervor und ich lernte ihn wirklich kennen.

Ich lernte den Link kennen, der lachte, der scherzte, der Gefühle zeigte.
Wir haben zusammen gekämpft, gute und schlechte Zeiten durchgemacht... Wir haben angefangen anders miteinander umzugehen... Einander Zuneigung gezeigt.
Ich zumindest hatte das Gefühl, wir waren uns näher gekommen...

Und ich hatte mich in ihn verliebt; verdammt nochmal, ja, ich hatte mich in diesen Jungen verliebt!

Und jetzt? Jetzt stand ich hier, die Tränen in den Augen, während ich mein eigenes Todesurteil gefällt hatte.

Ich öffnete noch ein letztes Mal die Augen und blickte direkt in das todbringende Auge des Wächters, als der Energiestrahl nun vollends auf meiner Handinnenfläche einschlug und-

Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, als sich eine gelbe Lichtkugel an meiner Handfläche bildete und mich dann komplett umschloss. Ich konnte sehen, wie ein Symbol aus gelben Licht auf meinem Handrücken aufleuchtete, als die Lichtkugel sich ganz plötzlich mit einem raschen Tempo ausbreitete und eine schützende Hülle um einen Großteil des Landes von Hyrule errichtete.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen: Das war die Kraft, welche mir jahrelang verwehrt worden war; die Kraft, welche ich nicht an den Quellen erbeten konnte, welche ich nie hatte erwecken können...

Erstaunt schaute ich zu, wie der Wächter, welcher zuvor noch seinen roten Zielstrahl auf mich gerichtet hatte, jetzt über die beiden von Link zuvor erledigten Wächter stolperte und vor meinen Füßen liegen blieb.

Ich konnte sehen, wie ein schwarzer Rauch mit lila-roten Zügen aus den Öffnungen des Wächters hervortrat, als nun auch das gesamte Licht, welches in ihm geleuchtet hatte, erlosch.

Mein Blick fiel erneut auf meinen Handrücken, als ich meine ausgestreckte Hand langsam wieder zu mir nahm.
"Ich...", ich schnappte kurz nach Luft, als ich mich umsah und die ganzen anderen Wächter zu Boden fallen sah. "Ich war das?"

Mein Blick richtete sich erstaunt in die Ferne, als ich weitere Rauchwolken aus den anderen Wächtern aufsteigen sah. Sie vereinten sich über der Baccanera-Ebene und lösten sich dann einfach auf.

Ich konnte es noch immer nicht wirklich fassen, dass ich meine Siegelkraft entfesseln konnte; dass ich sie gerade benutzt hatte, um Link und mich zu retten...

Wie ein Blitz schlug es in meinem Kopf ein; LINK! Er war verwundet, er musste hier irgendwo sein!

Ich drehte mich panisch um und suchte nach Link, als ich ihn entdeckte; er stand dort, seine Augen glasig und seine Beine zittrig. Ich rannte auf ihn zu, doch er bewegte sich kein Stückchen, noch konnte ich irgendwie erkennen, dass er mich überhaupt wahrnahm; er schaute einfach... ins Nichts.

Schneller als mich meine Füße trugen, kam ich bei ihm an und nahm sein Gesicht vorsichtig in meine beiden Hände, woraufhin ich nun doch sehen konnte, dass seine wunderschönen blauen Augen sich langsam auf mich fokussierten.

Mir liefen die Tränen herunter, ab jetzt konnte es nur noch besser werden, ich könnte uns beschützen und ihn irgendwie bis nach Hateno bringen, sodass er versorgt werden würde.

"Wir haben es geschafft...", flüsterte ich ihm ins Ohr und platzierte dann ganz vorsichtig einen sanften Kuss auf seiner Wange. "Jetzt wird alles gut werden."
Ich fuhr ihm mit meinen Fingern durch sein vom Regen nasses Haar, doch er rührte sich nicht; ich konnte sehen, wie ihm die Tränen kamen, als er langsam die Augen schloss.

Vergib mir | Legend of Zelda FF | DEWhere stories live. Discover now