9 ~ Das Master-Schwert

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Ich rannte so schnell ich konnte aus Kakariko hinaus, immer mit dem Ziel am Wald der Krogs und dem Deku-Baum anzukommen. Mein Weg führte über die Sahasra-Hügel hinweg und dann zum Stall der Sümpfe; oder besser gesagt das, was von ihm übrig geblieben war.

Als ich am Stall ankam, da konnte ich sehen, wie ein deaktivierter Wächter in der Wand des Stalls feststeckte. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich an dem Stall vorbeilief und einen kurzen Blick hineinwerfen konnte.
In dem Stall selbst sah ich einige Tote, als auch Verwundete, welche dort wieder Zuflucht gesucht hatten. Ebenso waren dort trauernde, welche ihre Familienmitglieder und Freunde nicht gehen lassen wollten; welche nicht fassen konnten, dass sie von uns gegangen waren.

Ich kniff meine Augen für einen Moment zusammen und schüttelte mich, als ich plötzlich meinen Namen hörte.
"Prinzessin Zelda!", schrie jemand nach mir und als ich mich umschaute, da konnte ich in der Ferne einen Hylianer erkennen.
Ich lief auf ihn zu und als ich bei ihm ankam, da erschrak ich kurz. Der Hylianer vor mir war verwundet und das Blut lief ihm nur so am Hals hinunter. Ich konnte nicht ausmachen, wo sich seine Verletzung befand, als er verzweifelt nach meiner Hand griff und mir die Zügel seines Pferdes in meine Handfläche drückte, welches hinter ihm stand.

Ich schaute ihn fassungslos an, als er plötzlich vor mir zu Boden fiel.
Schnell kniete ich mich zu ihm hinunter und suchte nach der Verwundung an seinem Hals. Irgendwie müsste ich sie doch finden können und die Blutung stillen!

Nach ein paar Sekunden hatte ich die Wunde ausgemacht und drehte ihn vorsichtig auf die Seite, als ich spürte, wie er mit seiner Hand nach meinem Handgelenk griff.
"Euer Hoheit, bringt Euch in Sicherheit", brachte er mit schwacher Stimme hervor. "Ihr könnt mich nicht mehr retten..."

Ich schnappte mir das Baumwolltuch, in welches ich das Master-Schwert eingepackt hatte und drückte es vorsichtig auf die Wunde am Hals des Mannes.
"Ihr müsst nicht sterben!", brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, als ich versuchte, die Blutung zu stoppen.

Ich bemerkte, dass ich es nicht geschafft hatte, als der Körper des Mannes leblos unter mir zusammensackte.
"NEIN!", schrie ich und versuchte panisch ihn noch irgendwie zu retten, als ich plötzlich wieder die Stimme des Schwertes hörte.

"Euer Hoheit, dem Mann könnt Ihr nicht mehr helfen. Bringt die heilige Klinge an seinen gerechten Ort, damit es mit seinem Gebieter gemeinsam ruhen kann."

Sofort ließ ich vom dem Mann ab und nahm das Master-Schwert nun wieder in die linke Hand, da ich das Baumwolltuch soeben mit dem Blut des Mannes getränkt hatte.

Ich wollte gerade wieder loslaufen, als ich mich daran erinnerte, dass der Mann mir eigentlich von Anfang an sein Pferd zur Verfügung stellen wollte.
Ich schaute kurz nach dem Pferd und überprüfte, ob es verwundet war, da ich mit einem verletzten Pferd nicht geritten wäre; das Tier sollte nicht meinetwegen auch noch leiden.

Erleichtert konnte ich feststellen, dass dem Pferd bis auf ein paar Schürf- und Brandwunden am Hinterteil nichts zugestoßen war und es damit vertretbar war, es zu reiten.

Mein Blick fiel noch einmal auf den toten Mann und den zerstörten Stall, als ich auf das Pferd aufstieg und die Zügel in meine rechte Hand nahm; in der linken noch immer das Master-Schwert fest umschlossen.

Mit dem Pferd zusammen ritt ich im Galopp bis auf die Beele-Ebene und von dort am Stall des Waldes vorbei bis in den Tylori-Wald.
Es fühlte sich gut an, auch mal nicht rennen zu müssen, nachdem ich so viel gelaufen war. Das Pferd war auch total lieb und hielt ein stetiges Tempo, sodass ich ziemlich schnell im Wald von Hyrule angelangt war.

Dort angekommen ließ ich das Pferd einfach am Eingang des Waldes stehen, ohne es festzubinden. Falls etwas passieren sollte, was nicht vorhersehbar war, so sollte das arme Tier weglaufen können.

Vorsichtig betrat ich den Wald und bahnte mir einen Weg hindurch, als ich plötzlich wieder die vertraute Stimme des Schwertgeistes vernahm. Ich setzte meinen Weg langsam fort, während ich zuhörte, was das Schwert mir zu berichten hatte.

"Gebieter Link, er lebt."
Meine Augen weiteten sich und ich merkte, wie mir unkontrolliert die Tränen kamen. Das bedeutete, dass Link eine Chance hatte, den ganzen Mist hier zu überleben und wieder zu uns zurückkommen könnte.

Mit neuer Kraft lief ich jetzt noch etwas schneller durch die mit Bäumen und Pflanzen bewucherten Gassen, als ich plötzlich stehen blieb.
"Euer Hoheit, ihr habt nun die Aufgabe, das Master-Schwert in seinen Sockel zu stecken und Euch dann der Verheerung Ganon zu stellen, bis mein Gebieter aus seinem Schlaf erwacht", teilte mir der Schwertgeist eindringlich mit.

Ich schluckte, nickte dann aber und lief einfach weiter, bis ich auf einer Lichtung mitten im Wald von Hyrule ankam. Als ich hinaufschaute konnte ich bereits das Gesicht, als auch die wunderschöne rosa Baumkrone des Deku-Baumes erkennen.

Langsam trat ich an den Sockel heran, als ich das Master-Schwert vorsichtig auf dem Sockel ablegte und es erneut begann zu leuchten.
"Euer Hoheit, ich befürchte, dass mein Gebieter seine Erinnerungen verlieren wird", hörte ich den Schwertgeist sprechen, als mir die Tränen in die Augen stiegen.
"Das kann nicht sein...", murmelte ich, als ich meine Hände faltete und mich vorsichtig vor das Master-Schwert kniete, welches ich vorerst auf dem Sockel abgelegt hatte.

Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich zu sammeln, als ich noch ein paar letzte Worte zu dem Schwertgeist sprach.
"Ich werde dich nun hier positionieren, dass du regenerieren mögest", brachte ich mit zittriger Stimme hervor, als ich versuchte, die Tränen, welche sich neu bildeten, wegzublinzeln.
"An diesem Ort sollst du ruhen und den Tag erwarten, an dem dein Gebieter zurückkehren wird...", brachte ich mühevoll hervor, als eine Träne von meinem Gesicht auf die Klinge des Schwertes tropfte.

"Selbst wenn der lange Schlaf ihn seiner Erinnerungen beraubt, wie du befürchtest", ich schluckte kurz, als ich dies aussprach; nie könnte ich mir vorstellen, dass Link sich an nichts mehr erinnerte; dass er nicht mehr wusste, wer ich war...
Ich seufzte kurz, als ich an Link dachte. "Ich bin mir ganz sicher, er wird seinen Weg zu dir finden."

Vorsichtig stützte ich mich mit beiden Händen vom Boden ab und stand auf, als der Deku-Baum sich besonnen räusperte und dann seine ruhige und wohlig-dunkle Stimme erklang.
"Hohepriesterin von Hyrule, was hast du nun vor?", fragte er mich freundlich, woraufhin ich nur auf meine Hände schaute, ohne ihn anzusehen.
"Dieses Schwert...", keuchte ich, als mein Blick erneut auf dessen Klinge fiel. "Das Master-Schwert hat zu mir gesprochen... Es sagt, ich hätte eine Aufgabe."

Ich schaute nun hinauf zum Deku-Baum und ballte mit meiner rechten Hand eine Faust, welche ich mir dann auf die Brust legte, die andere Hand schützend darüber.
"Es gibt etwas, das ich tun muss...", teilte ich ihm dann mit und schaute anschließend entschlossen hinab auf das Master-Schwert.
"Du bist sehr entschlossen, Hohepriesterin", merkte der Deku-Baum an und entlockte mir ein sanftes Lächeln. "Und du bist sehr stark."

Ich hatte mich gerade hinuntergebückt und nach dem Master-Schwert gegriffen, als ich mich dazu entschied, den Deku-Baum um etwas zu bitten.
"Großer Deku-Baum", setzte ich an und mein Lächeln wurde etwas breiter. "Wenn er irgendwann kommt, könnt Ihr ihm eine Botschaft übermitteln?"

Ich ging ein paar Schritte auf den Deku-Baum zu, als ich versuchte, die richtigen Worte zu finden.
"Ich-", setzte ich an, wurde dann aber von dem Deku-Baum unterbrochen.
"Mein liebes Kind. Deine Worte gehören dir allein", belehrte er mich sanft, woraufhin ich leicht verwirrt zu ihm hinaufschaute.
"Er sollte sie aus deinem Mund hören, denkst du nicht auch?", fügte er noch hinzu und brachte mich somit zum Schmunzeln.

Selbstbewusst schaute ich zu ihm auf und lächelte ihn an, als ich ihm mit einem einfachen "Ja" antwortete. Der Deku-Baum hatte recht, ich sollte Link selber mitteilen, dass ich ihn liebte und es nicht von anderen überbringen lassen.

Nun bückte ich mich wirklich zum Schwert hinunter und nahm es vorsichtig mit einer Hand hoch, als ich es dann auch schon fest in beide Hände nahm.

Ich atmete noch einmal tief durch, als ich das Master-Schwert an seinen Sockel ansetzte.

"Auf dass Link seinen Weg zu dir finden wird", sagte ich hoffnungsvoll, als ich das Schwert feste in den Sockel rammte.

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