6 ~ Link

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Link öffnete langsam wieder die Augen, als ich bereits in Tränen ausbrach. Ich konnte kaum glauben, dass wir beide überlebt hatten, dass wir nun hier standen und wirklich noch eine Chance hatten.

"Link, wir-", setzte ich an, als ich von Link nur ein schmerzerfülltes Stöhnen vernahm, als er zu Boden fiel.
Sofort schmiss ich mich neben ihn auf die Knie und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken, als er mir direkt ins Gesicht schaute.
"Ich bin so stolz auf dich...", brachte er kraftlos mit sehr leiser Stimme hervor, als er seine Miene voller Schmerzen verzog.

Ich legte ihm vorsichtig meine Hand an die Wange und strich ihm mit der anderen durch sein wuscheliges blondes Haar, als er mit seiner Hand leicht mein Handgelenk umfasste.
"Zelda...", setzte er an, doch ich legte ihm einfach nur einen Finger auf die Lippen.
"Link, es wird alles gut, ich verspreche es", brachte ich unter Tränen hervor, als er begann schwach zu husten.

Ich versuchte seinen Kopf etwas hochzulagern, indem ich seinen Oberkörper auf meine Knie legte und seinen Kopf mit meiner Hand stützte. Meine freie Hand hatte ich auf seiner Brust abgelegt, wo seine Hand mein Handgelenk noch immer umfasste.

Link schenkte mir noch einen letzten liebevollen Blick, als ich sah, dass er langsam die Augen schloss.
"Link?", rief ich seinen Namen, doch er reagierte nicht mehr; ich spürte, wie sein Körper seine Anspannung verlor und sein Kopf nun mit dem vollen Gewicht in meiner Hand lag.

"LINK?", schrie ich ihn jetzt an und versuchte ihn irgendwie dazuzubekommen mir zu antworten.
Doch dann spürte ich, wie seine Hand von meinem Handgelenk glitt, als er einen letzten, aber erleichterten Atemzug nahm und daraufhin komplett verstummte.

"NEIN!", schrie ich und warf meinen Kopf in den Nacken, als ich begann zu weinen und zu schreien.
"NEIN, DU KANNST JETZT NICHT STERBEN!", schrie ich noch lauter und ballte beide Hände zu Fäusten, als ich sie ihm vorsichtig auf die Brust legte und meinen Kopf ebenfalls darauf ablegte.

"Das kann nicht sein...", wimmerte ich und hob seinen Kopf mit beiden Händen hoch und warf einen letzten Blick auf sein wunderschönes Gesicht.
Es sah aus, als würde er schlafen; als wäre jeglicher Stress und alle Sorgen von ihm abgefallen, genau in dem Moment, in welchem er die Augen geschlossen hatte.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, als ich mit einer Hand vorsichtig an seiner Wange entlangstrich und seine Haare erneut aus seinem Gesicht entfernte und durch diese hindurchfuhr.

Meine Tränen tropften auf seinen leblosen Körper, als ich seine Lippen vorsichtig mit meinen Fingern nachfuhr und ihn dann vorsichtig küsste.

Meine Lippen trafen auf seine noch warmen und auch wenn es ein einseitiger Kuss war, so brauchte ich ihn; ich konnte nicht realisieren, dass ich ihn nun für immer verloren hatte.

Ich hob seinen Oberkörper an und drückte ihn feste an mich, als ich jegliches Gefühl von Zeit verlor; ich konnte ihn jetzt nicht hier lassen, ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihn zurückzulassen. Ich wollte ihm so lange beistehen wie ich noch konnte, doch ich wusste, dass auch ich ihn irgendwann gehen lassen musste; dass er nicht für immer in meinen Armen liegen konnte.

Doch so langsam musste ich realisieren, dass er nie wiederkommen würde; dass ich ihm nie sagen konnte, was ich für ihn empfand. Ich konnte Link nie sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte... Das ich durch ihn überhaupt zu dem geworden war, was ich heute bin...

Link hatte ich so viel zu verdanken.
Er hat mir den Mut geschenkt, den ich brauchte, wann immer mir danach war, dass ich aufgeben wollte; er hat mich aufgebaut und gesagt, ich solle es weiter versuchen.
Er hat mir beigebracht, die Hoffnung nicht zu verlieren; immer gesagt, dass meine Kraft noch strahlen wird, auch wenn ich nicht mehr daran glaubte.
Wenn ich mit meinem Leben abgeschlossen hatte, dann hat er mir von der Unendlichkeit unserer Welt erzählt und mir bewusst gemacht, wie schön es doch eigentlich ist überhaupt zu existieren; wie wertvoll das Leben ist.

Jedes Mal, wenn ich am Verzweifeln war, er war an meiner Seite; jedes Mal hat er mir aufs neue gesagt, dass alles gut werde, dass ich es schaffen würde und das mein Leben wertvoll ist, auch wenn ich mein Schicksal zu dem Zeitpunkt nicht erfüllen konnte.

Doch jetzt saß ich hier, ich hatte meine Kraft erlangt, war bereit mich der Verheerung endlich mit ihm zu stellen, doch er starb in meinen Armen, nachdem er mich die gesamte Zeit beschützt hatte.

"Ich würde alles geben, um es noch einmal von dir zu hören", schluchzte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, welcher sich gebildet hatte. "Ich würde alles dafür geben, dass du mir nochmal den Mut geben würdest weiterzumachen."

Ich vergrub mein Gesicht in Links Reckengewand und hielt ihn weiterhin in einer festen Umarmung, als ich plötzlich einen Ton hörte, welchen ich noch nie zuvor gehört hatte; doch gleichzeitig war er mir ziemlich vertraut.

Meine Augen waren immer noch gefüllt mit Tränen, weshalb ich nicht wirklich etwas sehen konnte, doch es reichte, um feststellen zu können, dass das Master-Schwert begonnen hatte in einem violetten Schimmer zu leuchten. Ich vernahm den vertrauten Ton erneut; genau aus der Richtung des Bannschwertes.

Ich legte Links Körper behutsam auf dem Boden ab und kroch etwas näher zum Bannschwert, als es erneut aufleuchtete und ich den Klang des Schwertes wieder vernahm.
"Was-", entwich es mir, als sich aus den Tönen, die ich hörte, plötzlich eine schwache Stimme bildete.

"Gebieter Link, er kann noch gerettet werden..."
Meine Augen weiteten sich, als ich die brüchige Stimme einer Frau hörte.
"Also... kann Link noch gerettet werden?", brachte ich mühsam mit zittriger Stimme hervor, als ich die Stimme des Schwertes erneut vernahm.

"Bringt meinen Gebieter in den Schrein des Lebens."

Was? Der Schrein des Lebens? Aber er war so unerforscht, es wäre vielleicht viel zu gefährlich für ihn-

Ich schüttelte kurz meinen Kopf und versuchte meine Gedanken zu strukturieren.
Es war egal wie gefährlich und unerforscht der Schrein des Lebens sein mochte, es war unsere letzte Chance Link überhaupt wieder ins Leben zu holen.

"Vergib mir, Link", flüsterte ich ihm zu, auch wenn er mich vermutlich nicht mehr hören konnte. "Doch wir müssen es ausprobieren."
Egal was passieren würde, wir mussten es versuchen; wir mussten es um jeden Preis tun, auch wenn-

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, kamen zwei Shiekah auf mich zugelaufen und zogen direkt meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Prinzessin!", rief einer der beiden, als der andere sich bereits neben mich hockte.
"Prinzessin! Seid ihr wohlauf?", fragte der Shiekah, der sich soeben neben mich gehockt hatte, als er einen Blick auf Link warf.

Ich schaute ihn entschlossen an und als der zweite Shiekah nun auch bei uns ankam, weihte ich sie in meinen Plan ein.

"Ich habe einen wichtigen Auftrag für euch...", teilte ich ihnen mit, als ich nochmals einen Blick auf Link warf.

"Bringt Link so schnell wie möglich zum Schrein des Lebens", ordnete ich entschlossen an. "Beeilt euch, bevor sein Lebenslicht für alle Zeiten erlischt!"

Vergib mir | Legend of Zelda FF | DEWhere stories live. Discover now