10 ~ Wald von Hyrule

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Ich drückte gerade nochmal nach, um auch sicherzugehen, dass das Bannschwert komplett im Sockel steckte, als ein greller Lichtstrahl das Schwert in ein seltsames Licht tauchte.
Schützend hielt ich mir die Hände vor mein Gesicht, um nicht geblendet zu werden, als ich beobachten konnte, wie das Licht immer weiter abnahm und das Master-Schwert nun fast wieder ganz normal in dem Stein steckte.

Ich ging vorsichtig einen Schritt auf den Sockel zu, um nachzusehen, woher das Licht gekommen war, als plötzlich die Erde bebte und ich zu Boden fiel; unfähig mein Gleichgewicht zu halten.

Erschrocken richtete sich mein Blick auf das Master-Schwert, als das Schwert schleichend eine schwarze Färbung annahm. Langsam kroch ein bedrohliches Schwarz die Schwertklinge hinauf, als es bereits am Griff des Schwertes ankam.
"Was?!", entwich es mir entgeistert, als nun auch der Griff des Master-Schwertes in ein tiefes, verhängnisvolles Schwarz gehüllt wurde.

Ich versuchte aufzustehen, irgendwie Kontakt zum Deku-Baum aufzunehmen, als die Erde erneut unter meinen Füßen rumorte und ich unsanft zur Seite rollte.
"Das sind keine normalen Erdbeben...", stellte ich mit zusammengebissenen Zähnen fest, als ich versuchte mich irgendwie wieder aufzuraffen.

Ich suchte Halt an einem der großen Steine am Rande der Sockel-Plattform, als etwas Unerwartetes geschah; ich wurde Zeuge dessen, wie die Klinge des Master-Schwertes sich jetzt in einem blutigen Rot färbte.

Ich schrie nach dem Deku-Baum, irgendetwas stimmte hier nicht mit dem Schwert, doch es war alles zu spät; aus dem Sockel des Schwertes sprühte nur so die blutgetränkte Flüssigkeit heraus und bedeckte rasend schnell die gesamte Sockel-Plattform.

Hastig stützte ich mich mit beiden Händen von der Erde ab und distanzierte mich panisch von dem Master-Schwert; dabei ließ ich es keine Sekunde aus den Augen.
Es sprühte noch immer das Blut aus dem Sockel und befleckte nun auch die Erde um die Plattform herum, als ich plötzlich sah, wie die nahestehenden Blumen begonnen zu vertrocknen, sobald die Flüssigkeit diese berührt hatte.

Erschrocken sah ich zu, wie die blutige Masse die drei zarten Prinzessinnen-Enziane um die Sockel-Plattform herum zunichtemachte.

Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade sah, doch ich wusste, ich musste hier weg. Die Flüssigkeit, welche aus dem Bannschwert hinaustrat, breitete sich noch immer rasend schnell aus und als sie nun an den Wurzeln des Deku-Baumes ankamen, da konnte ich nur noch mit ansehen, wie der Deku-Baum begann ziemlich schnell zu verdorren.

"Hohepriestern, du bist unsere letzte Hoffnung!", rief mir der Deku-Baum noch zu, als er für immer verstummte; sein wurzeliges Gesicht noch gezeichnet von seinem allerletzten Hilferuf.

Ich schaute mit weit aufgerissenen Augen und voller Furcht in Richtung des Deku-Baumes. Es konnte nicht sein, er konnte nicht tot sein! Der Deku-Baum wachte seit tausenden Generationen über den Wald und das gesamte Land, er konnte doch jetzt nicht einfach vertrocknen und sterben!

Ich war so aufgewühlt und wusste nicht, was ich tun sollte, als ich die rote Flüssigkeit immer näher kommen sah und einfach rannte; einfach weg, raus aus dem Wald.
Ich warf noch einen letzten wehmütigen Blick in Richtung des Deku-Baumes, als ich einfach nur rannte; ich rannte und hoffte, dass ich verschont bleiben würde.

Ich lief den Weg entlang, welchen ich auch gekommen war, als ich hinter mir in kleinen Abständen immer wieder etwas zu Boden fallen hörte; als ich einen kurzen Blick über meine Schulter riskierte, konnte ich erkennen, dass aus der Mitte des Waldes heraus die Bäume begannen zu verdorren und daraufhin umzukippen.

Schnell schaute ich wieder nach vorn und rannte dann noch etwas schneller als zuvor; unter keinen Umständen wollte ich von einem Baum erschlagen werden, noch von dieser Flüssigkeit berührt. Wer wusste schon, was diese Blut-ähnliche Flüssigkeit mit einer Hylianerin machen würde, wenn es schon Pflanzen und sogar den Deku-Baum dahinraffte?

Kurz schüttelte ich mich, als sich in meinem Kopf diverse Szenarien abspielten, in denen Hylianer verdorrten oder ihnen elendig das Leben entzogen wurde.

Das durfte niemals passieren; niemals konnte ich zulassen, dass das Land unterging.

Ich warf nochmals einen Blick über meine Schulter, als ich nun sehen konnte, wie aus der Mitte des Waldes eine schwarze Luftsäule bis in die Wolken ragte.

"Das kann nicht wahr sein...", flüsterte ich mir selbst zu, als ich bereits wieder nach vorne schaute und noch ein wenig schneller lief.
Ich musste schauen, dass ich so schnell wie möglich hier rauskäme, damit ich nicht Gefahr liefe, dass ich hier auch noch sterben würde; ich war die letzte Hoffnung, das hatte selbst der Deku-Baum bestätigt.

Ich musste einsehen, dass niemand mehr das Land retten könnte; nur ich war übrig, unter Umständen noch die Recken, aber wenn diese Masse aus dem Wald sich noch weiter ausbreitete, dann könnte ich auf die Hilfe der Recken nicht mehr zählen, da... ja, da sie sterben würden.

Kurz atmete ich einmal tief ein und aus.
Das wichtigste war, dass ich jetzt einen klaren Kopf behalten würde; es bringe niemandem etwas, wenn ich jetzt den Verstand verlieren würde.

Mein Ziel war es nun, dass ich zum Schloss laufen würde, um mich dort der Verheerungen selbst zu stellen. Die Angst, dass die blutige Masse den Schrein des Lebens erreichen würde, war kaum in Worte zu fassen, doch ich war mir schon sehr sicher, dass Ganon seine Finger dabei mit im Spiel hatte; warum sollte das Bannschwert sonst schwarz werden? Warum sollte es Blut sprühen?

Link hatte mir mal erzählt, dass er das Bannschwert spüren konnte; dass er die Emotionen und Forderung aufnehmen konnte.
Ich war immer fasziniert davon gewesen, bis zuletzt konnte ich die Stimme des Schwertes nicht einmal hören.

Doch in der gesamten Zeit hatte Link mir immer versichert, dass sich der Zustand des Master-Schwertes ihm angleiche; dass seine Stärke sich im Bannschwert widerspiegelte; genauso wie seine Schwächen.
Da Link aber verletzt im Schrein des Lebens lag, sollte sich das Bannschwert genau wie er nun eigentlich regenerieren...

Ich schaute noch einmal zurück in den Wald, welcher mittlerweile in tiefe Dunkelheit gehüllt war.
Ich musste mich beeilen, damit ich noch rechtzeitig nach Schloss Hyrule kam, bevor das ganze Land in Dunkelheit versank.

"Das war mein letzter Fehler", brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, als ich zielsicher den Weg in Richtung des Schlosses einschlug. "Nicht noch einmal werde ich mir eine solche Niederlage erlauben."

Doch so weit sollte es nicht kommen; ich warf erneut einen Blick über meine Schulter, als ich noch etwas schneller lief. Denn das, was ich sah, das war einfach nur schockierend. Ich konnte erkennen, wie die Flüssigkeit aus dem Wald sich nun weiter verbreitete, am Rande des Waldes hervortrat und sich einen Weg über das gesamte Land bahnte.

Ich versuchte davor zu fliehen, doch es schien nutzlos zu sein, denn die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Masse nun ausbreitete, hatte sich um ein vielfaches gesteigert; ich konnte nun mit ansehen, wie das Land von der Flüssigkeit eingenommen wurde und die Landschaft dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Bei dem Anblick zerriss es mir das Herz; das hier, das Land, auf dem ich stand, das gehörte meiner Familie. Wir sind die Königsfamilie von Hyrule und meine Aufgabe war es, das Land mit all seinen Bewohnern unter allen Umständen zu beschützen.

Ich atmete schwer aus und schaute mich erneut um, als ich nur noch sah, wie eine Welle der schwarzen Flüssigkeit auf mich zukam.

Sofort rannte ich wieder in Richtung des Schlosses; ich musste unbedingt dort ankommen und dem Unheil ein Ende bereiteten, damit alle wieder in Frieden leben konnten. Schlimm genug, dass ich das Geschehene nicht ungeschehen machen konnte...

Meine Füße trugen mich weiter, immer in Richtung des Schlosses, als ich plötzlich etwas Eiskaltes an meinen Füßen spürte, was mich erstarren ließ.

Ich konnte nicht weiterlaufen, es fühlte sich an, als würde die Kälte über meine Füße in meinen Körper eindringen und mich von innen heraus erfrieren lassen.
Zitternd umschlang ich meinen Körper mit meinen Armen, in der Hoffnung etwas Wärme zu erhalten, doch da begann ich auch schon zu frieren und ich konnte beobachten wie meine Haut blass wurde.

Ich spürte nur noch, wie die schwarz-rote Flüssigkeit an meinen Beinen entlang spülte und die Kälte sich in meinem Körper ausbreitete, als mir schwarz vor Augen wurde und ich unkontrolliert zu Boden fiel.

Vergib mir | Legend of Zelda FF | DEWhere stories live. Discover now