Kapitel 57

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-Zwei Wochen später -

Den Blick nach unten auf den Gehweg gesenkt und die Hände tief in ihren Jackentaschen vergraben, geht Maria durch die Straßen New Yorks.
Ihr Arbeitstag hat sich mal wieder unendlich lang angefühlt und sie kann es kaum erwarten endlich in ihrer Wohnung anzukommen, um sich dort mit einem Tee und einer Decke auf ihrer Couch zu verkriechen und der Welt aus dem Weg zu gehen.
In den letzten zwei Wochen ist sie nur noch deprimiert und findet an nichts mehr Gefallen, was teilweise sogar schon ihren Patienten auffällt, obwohl sie sich stets bemüht, fröhlich zu wirken.
Doch das ist nun mal nicht leicht, wenn die Frau durch die Nachrichten, in denen es täglich und Loki und die Avengers geht, andauernd daran erinnert wird, warum sie sich so fühlt, wie sie sich fühlt.
Bis jetzt gibt es noch keine Anklage gegen die Superhelden, was vermutlich mit den unmengen an Geld zusammenhängen muss, die Tony Stark besitzt und damit, dass Amerika seine wichtigsten Beschützer verlieren würde, wenn sie sie einsprennen lassen würden.
Das verbessert die Laune der Psychologin jedoch kein bisschen, da ihre hauptsächlichen Sorgen sowieso Loki gelten.
Sie macht sich noch immer schreckliche Vorwürfe, ihm nicht helfen zu können und muss sich innerlich auch langsam eingestehen, dass sie den Schwarzhaarigen wirklich vermisst.
Ihr fehlen die Besuche im Stark-Tower und die Gespräche, die sie mit ihm geführt hat, auch wenn diese meistens unschöne Dinge zum Thema gehabt haben.
Sie vermisst es, wie er sie angesehen hat, so voller Vertrauen und ohne einen einzigen bösen Gedanken.
Jeden Tag wacht sie in der Hoffnung auf, dass alles nur ein böser Traum gewesen ist und Stark sie jeden Moment anruft, um zu fragen, wie es mit dem Halbgott vorangeht.
Himmel, sie hätte nie gedacht, dass ihr die vielen schlaflosen Nächte und verzweifelten Versuche, Loki zum Reden zu bewegen, jemals vermissen würde, doch sie tut es.
Zu all dem Übel kommt auch noch dazu, dass sie nicht einmal jemanden zum Reden hat.
Kim hat sich nie wieder gemeldet und Maria konnte auch der Versuchung wiederstehen, sie anzurufen und ihr Morddrohungen entgegenzubrüllen.
Als ihre Eltern erfahren haben, was los ist, hat die Frau ihnen am Telefon eingeredet, dass alles in Ordnung sei und sie nicht kommen müssten.
Sie weiß nicht einmal genau, warum sie die beiden von einem Besuch angebracht hat, doch es muss wohl daran liegen, dass die Erdbeerblonde tief in ihnem Inneren einfach allein sein will.
Sie will sich in ihrer Wohnung verkriechen, sich vor niemandem rechtfertigen oder verstellen müssen und einfach nur in Selbstmitleid versinken.
Als Psychologin weiß sie zwar, dass das so ziemlich das Schlimmste ist, was man in so einer Situation tun kann, doch es ist so verdammt viel einfacher, als irgendetwas anderes zu tun.
Schon gefühlte tausend Mal hat sie sich abends in ihrem Bett vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn es einen Knopf geben würde, mit dem sich die Zeit durückdrehen ließe.
Dann hätte sie Kim nie so detailreich von Loki erzählt und den Streit mit ihr nie begonnen, der dann letztendlich nie dazu geführt hätte, dass sie aus Wut den Artikel veröffentlicht, der den Anfang vom Ende derstellt.
Dann hätte Maria den Avengers Lokis wahre Geschichte erzählen können und der Schwarzhaarige wäre im besten Falle ohne jegliche Strafe davon gekommen. Es hätte wieder nach Asgard gedurft und dort ein glückliches Leben führen können, sie vielleicht hin und wieder besucht oder ihr seine Heimat gezeigt.
Die Avengers hätten nicht die Regierung am Hals und sie müsste sich nicht mit der unendlichen Menge an Schuldgefühlen herumschlagen.
Kurz gesagt: Alles wäre einfach besser.
Doch so einen Knopf gibt es leider nicht, weshalb die Frau wohl oder übel damit leben muss, wie die Dinge jetzt sind.
Vor der Eingangstür in den alten Wohnkomplex bleibt sie schließlich stehen und drückt mit aller Kraft die Tür auf, die ein weiteres Mal klemmt.
Im Treppenhaus kommt ihr einen alte Frau entgegen, die ein Stockwerk unter ihr wohnt und eine wirklich freundliche Dame zu sein scheint.
Die Erdbeerblonde will schon mit einem kleinen aufgesetzten Lächeln an ihr vorbeigehen, als die Frau sie aufhält.
"Ms. Robertson, da ist ein Gast für Sie. Er hat bei mir geklingelt, da Sie nicht da waren, und nach Ihnen gefragt. Ich hatte meine Brille nicht auf und konnte nicht besonders viel erkennen, doch er war riesig und ziemlich muskulös. Blonde lange Haare muss er gehabt haben. Kennen Sie ihn?", erklärt sie dann und blinzelt Maria fragend an.
Diese hat sofort eine Person im Kopf, die jedoch nie im Leben wirklich vor ihrer Tür stehen würde. Oder?
Warum sollte er genau jetzt bei ihr klingeln und etwas von ihr wollen? Warum von ihr?
Aber sie kennt keinen anderen Mann, der auf die Beschreibung ihrer Nachbarin zutrifft.
Also vielleicht doch?
"Hallo? Haben Sie mich verstanden?", will die alte Dame dann wissen, da die Psychologin sie schon geraume Zeit anzustarren scheint.
Diese wird dadurch aus ihren Gedanken gerissen und nickt nur mit dem Kopf.
"Oh, ja das habe ich. Danke, dass Sie mir Bescheid gegeben haben", antwortet sie dann, bevor sie sich eilig von der Frau verabschiedet und die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung stürzt.
So unwahrscheinlich ihr ihr Verdacht auch erscheint, sie kann ihn nicht ausschließen, weshalb ihr Herz nicht nur wegen des Sprints durch das alte Treppenhaus zu rasen beginnt.
Sie stellt sich innerlich zwar schon darauf ein enttäuscht zu werden und irgendeinen Mann zu sehen, der irgendeine belanglose Sache von ihr will, doch sie zwingt sich, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Endlich hat die Erdbeerblonde die letzten Treppenstufen überwunden und kommt schwer atmend auf ihrer Etage zum Stehen.
Als sie ihren Blick dann auf ihre Wonungstür richtet, stockt ihr der Atem und sie hat das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen.
Nur zwei Meter von der Frau entfernt steht nämlich genau die Person, auf die sie innerlich so sehnsüchtig gehofft hat.
"T-Thor...", stammelt sie sprachlos und schafft es nicht einen ganzen Satz herauszubringen, da sie immer noch viel zu außer Atem ist.
"Hallo Maria, ich bin froh, dass ich dich hier antreffe, denn ich komme mit einer dringenden Bitte", antwortet dieser und tritt einen Schritt näher auf sie zu.
Auf den fragenden Ausdruck auf Marias Gesicht hin, fährt er in nächster Sekunde fort.
"Hilf mir, meinen Bruder zu retten!"

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