Kapitel 13

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"Guten Morgen Loki", begrüßt Maria den Gott am nächsten Tag mit freundlicher Stimme und ist selbst von sich überrascht, wie überzeugend sie klingt.
Auch der Schwarzhaarige scheint sichtlich überrascht über den plötzlichen Gefühlswandel seiner Psychologin, die am gestrigen Tag noch genervter denn je das Weite gesucht hat.
Die Rot-Blonden bleibt vor der Zelle stehen und sieht zu dem Mann, der auf seinem provisorischen Bett sitzt und sie mit vor Verwirrung triefendem Blick mustert.
"Ich muss etwas verpasst haben schätze ich", murmelt er dann gerade so laut, dass Maria es verstehen kann.
"In der Tat, das hast du. Thor ist gestern wieder gekommen und hat mir ein bischen was über dich erzählt", antwortet die junge Frau
wahrheitsgemäß.
Lokis Blick verdunkelt sich augenblicklich da es zu wissen scheint, was jetzt kommt und er alles andere als erfreut darüber ist.
"Ich habe lange darüber nachgedacht und bin schließlich zu dem Schluss gekommen, dass ich gestern wahrscheinlich ein bisschen zu impulsiv war. Tut mir leid, das war wenig professionell", beginnt Maria dann mit ruhiger Stimme.
Damit scheint sie den Gott in der Zelle endgültig aus der Bahn geworfen zu haben, da er erstaunlich lange braucht um sich eine Antwort zurechtszulegen und nur schwer seine Verwirrung verstecken kann.
"Worauf willst du hinaus? Warum benimmst du dich so derartig seltsam?", fragt er dann und scheint extrem misstrauisch ihr gegenüber zu sein.
Maria muss sich ein Grinsen verkneifen, da sie Loki noch nie so verwirrt und misstrauisch zugleich gesehen hat und das eine zugegebenermaßen unterhaltsame Mischung zweier Gefühle ist.
"Weiß du, ich glaube ich bin es die ganze Zeit einfach falsch angegangen, was unter anderem auch daran lag, dass ich schlichtweg zu wenig Informationen zur Verfügung stehen hatte. Ich versuche jetzt einfach freundlich mit dir umzugehen Loki, nichts weiter", erklärt die Psychologin den Plan, den sie sich am gestrigen Abend überlegt hat und von dem sie hofft schnellere Erfolge zu erzielen als mit ihren Bisherigen.
Der Schwarzhaarige nickt nur und beäugt die Frau misstrauisch, da er der Stimmung immer noch nicht zu trauen scheint.
"Was hat dir mein Bruder über mich erzählt?", fragt er dann nach einigen Sekunden der Stille.
Für einen Moment ist Maria von der Wortwahl des jungen Gottes überrascht, da sie nicht erwartet hat, dass er Thor, der ja offiziell nicht mehr sein Bruder ist, immer noch als diesen betitelt. Vielleicht tut er das aber auch nur, um den Schein zu wahren und weil er hofft, dass der Donnergott dieses eine Deteil über ihn nicht preis gegeben hat.
"Naja, er hat von eurer Kindheit erzählt und von dem, was passiert ist, als er auf die Erde verbannt wurde", erklärt die Psychologin dann so ruhig und freundlich wie möglich, da sie sich ziemlich sicher ist Loki mit ihrem umfangreichen Wissen nicht gerade glücklicher zu machen.
Und tatsächlich weicht ihm, wenn das bei seiner blassen Haut überhaupt noch möglich ist, jegliche Farbe aus dem Gesicht und er starrt die Frau auf der anderen Seite der Zelle für den Bruchteil einer Sekunde entgeistert an.
Genauso schnell, wie dieser Gesichtsausdruck gekommen ist, verschwindet er jedoch auch wieder und der Schwarzhaarige setzt erneut seine gleichgültig Miene auf, anscheinend in der Hoffnung Maria hätte seinen kurzen Aussetzer nicht bemerkt. Doch das hat sie und es bestätigt ihr, dass sie mit ihrer Vermutung absolut recht gehabt hat und mit ihrer Wortwahl jetzt noch vorsichtiger sein muss als ohnehin schon.
"Loki", beginnt sie ruhig und setzt sich auf den Stuhl vor der Zelle,"Ich weiß, dass du nicht gerne über deine Vergangenheit reden willst und ich kann das verstehen aber-"
"Nein, dass kannst du nicht!", unterbricht sie der Mann mit lauter Stimme, die Maria erschrocken zusammenzucken lässt.
"Ihr alle habt keine Ahnung, von dem ihr vorgebt es verstehen zu können!"
Loki springt auf und funkelt die Frau wütend an, die nur wie versteinert auf ihrem Stuhl sitzt und ihn, unfähig zu reagieren, anstarrt.
"Aber ihr alle irrt, wenn ihr denkt zu wissen, wie es mir geht!"
Die Frau hat zwar mit gereizter Stimmung gerechnet aber keinesfalls mit so einer heftigen Reaktion, auf die sie nicht im Geringsten vorbereitet ist.
Denn Loki ist weder so wütend wie an dem Tag an dem er gegen die Laiserwand geschlagen hat noch versucht er seine Emotionen zu verbergen, wie er es sonst oft tut.
Es wirkt viel mehr so als ob ihn all seine Gefühle auf einmal zu überrollen scheinen und er nichts anderes tun kann als sie an ihr raus zulassen.
"Denn ganz gleich, was mein Bruder dir erzählt hat, es sind immer noch seiner Erlebnisse, die er mit dir teilt und nicht die Meinen!"
Die Stimme des Schwarzhaarigen beginnt zu zittern und Maria meint Tränen in seinen Augen erkennen zu können. In seinem Gesicht zeichnet sich so viel Wut, Trauer und Schmerz auf einmal ab, dass die Psychologin am liebten nie mit der Wahrheit herausgerückt wäre sondern Loki einfach in dem Glauben ihrer Unwissenheit gelassen hätte.
Gerade ist ihr vollkommen egal wie viele wertvolle Informationen der Mann in seinet Verfassung Preis gibt, die für ihre psychologische Begutachtung und das Geständinss Golt Wert sind, sondern sie will ihm einfach nur helfen, um ihn nicht länger so sehen zu müssen.
"Loki ich-"
"Spahr dir deine lächerlichen Worte! I-Ich will kein Einziges mehr davon hören!", unterbricht sie der Gott erneut mit unheimlich zittriger Stimme und sieht so aus als würde er jeden Moment zusammenbrechen.
Maria weiß, dass sie jetzt dringend handeln muss um nicht zu riskieren, dass der Mann sich noch ernsthaft verletzt oder einen Nervenzusammenbruch erleidet, falls das bei Göttern überhaupt möglich ist.
"Warum bist du überhaupt zurückgekehrt, wenn Thor dir doch alle notwendigen Informationen bereits mitgeteilt hat? Warum blicke ich nicht schon lange der Strafe entgegen, die ich verdient habe?!"
Die Frau wird bei jedem Satz, den Loki von sich gibt panischer und beginnt sich hektisch umzusehen, in der Hoffnung so eine Lösung für das immer größer werdende Problem finden zu können.
Warum ist sie auch so unendlich dumm gewesen, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen?
Sie hätte es einfach langsamer angehen lassen und Loki die Informationen, die sie über ihn hat, in aller Ruhe beibringen sollen. Aber nein, sie konnte mal wieder nicht die logisch sinnvollste Entscheidung treffen sondern musste sich geradewegs in eine Katastrophe manövrieren.
"Warum bin ich dann noch hier, mh?!"
Wenn sie nicht vollkommen damit beschäftigt wäre nach einer Lösung zu suchen, dann hätte Lokis Anblick der Psychologin das Herz gebrochen, wie er mit Tränen in den Augen in der Zelle steht und ihr mit einer Mischung aus Wut und Trauer in der Stimme immer wieder laut Sätze entgegenbrüllt.
Sie hat sich bisher gar nicht vorstellen können, dass es auch so eine emotionale Seite von ihm gibt, die im Moment unangefochten die Oberhand zu übernehmen scheint.
"Bitte hör mir zu-", versucht es Maria erneut, dieses Mal jedoch ohne dass sie ihre Verzweiflung zurückhalten kann.
"NEIN!", schreit der Schwarzhaarige so laut, dass es fast in ihren Ohren wehtut.
Die Frau merkt, dass sie er mit Reden anscheinend nicht schaffen wird ihn wieder zu beruhigen und sie sich dringen etwas anderes ausdenken muss, bevor wirklich noch etwas passiert.
Aber was?
Einfach abhauen ist wohl die denkbar schlechteste Idee und von denen hat Maria heute schon eine viel zu Verhängnissvolle in die Tat umgesetzt, weshalb sie auf eine Zweite sehr gut verzichten kann.
Was aber sonst tun?
Sie muss sich dringen Hilfe holen!
"Jarvis?", fragt sie hektisch, in der Hoffnung die KI würde schnell antworten.
"Guten Tag Ms. Robertson. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
Wenn Jarvis kein Roboter wäre, dann hätte ihn Maria definitiv dafür beschimpft, wie er in dieser mehr als heiklen Situation so ruhig sein kann.
"Ruf Mr. Stark hier her! Oder Thor!", fordert sie.
Einen Moment ist es still und die Zeit scheint für die junge Frau so quälend langsam zu verstreichen, dass sich die paar wenigen Sekunden wie Stunden anfühlen.
"Tut mir leid aber momentan ist keiner der Avengers hier."
"Bitte was?!", ruft die Rot-Blonden wahrscheinlich ein bisschen zu aufbrausend und fährt sich hektisch durch die Haare.
Das kann doch nicht wahr sein. Da braucht sie auch nur ein einziges Mal Hilfe und ausgerechnet dann ist niemand da.
Loki schreit der Psychologin schon wieder irgendetwas zu, was sie jedoch, so vertieft wie sie in ihre eigenen Gedanken ist, nicht verstehen kann.
Dann plötzlich hat sie einen Einfall, der ihr zwar mindestens genauso wenig gefällt, wie davon zulaufen, doch vielleicht ihre einzige Chance ist den jungen Gott zu beruhigen und ihr sowieso längst angeknakstes Verhältnis noch irgendwie retten zu können.
"Jarvis?", fragt sie mit fast schon flehender Stimme erneut in die Luft.
"Ja Ms.?", ertönt die freundliche Männerstimme.
Die Frau atmet einmal tief durch bevor sie zu dem Satz ansetzt, der ihr ganz und gar nicht gefällt und möglicherweise der Anfang einer totalen Katastrophe sein könnte.
"B-Bitte öffne die d-die Zelle."

Badadam, Drama.
Naja, zumindest so'n bisschen... 😅

Das Kapitel ist etwas länger geworden als normal, weil ich einfach nicht wusste, wo ich aufhören solle. Ich hoffe aber es hat euch gefallen.

- I'm here for you - (Loki FF) Where stories live. Discover now