Kapitel 22

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Einen Moment herrscht wieder absolute Stille, in der Marias Kopf erst einmal verarbeiten muss, was er da gehört hat. Und trotzdem scheint sie die Worte des Captain nicht zu verstehen.
"Was?", fragt sie verwirrt.
"Er hat sich nach Ihnen erkundigt. Ich glaube er hat sich Sorgen gemacht", drückt die Rothaarige in der Runde Rogers Satz noch einmal in anderen Worten aus.
Und wieder brauch die Psychologin eine gefühlte Ewigkeit, bis ihr Kopf versteht, was diese Aussage bedeuten soll.
"W-Was? A-Aber Warum sollte er-"
"Das haben wir uns auch gefragt. Und deshalb sind Sie noch hier", erklärt der Milliardär.
"Dass mein Bruder noch einmal so etwas wie Sorge für jemanden empfindet, habe ich nicht für möglich gehalten", fügt Thor hinzu.
"Wir haben die Hoffnung, dass Sie an einem Punkt bei ihm angelangt sind, an dem er zu reden beginnen könnte, ohne dass er die Kontrolle verliert", erläutert Banner dann den vollständigen Plan und sieht Maria erwartungsvoll an, ganz so als würde er auf eine Zusage ihrerseits warten.
Die Frau nickt bloß einmal mit dem Kopf, da ihre Gedanken im Moment viel zu durcheinander sind, als dass sie einen geraden Satz bilden könnte.
Wieso bitte sollte Loki nach ihr fragen?
Ist sie ihm also doch nicht völlig gleichgültig?
Hat sie jetzt eine reale Chance Informationen von ihm zu bekommen?
Wird er sich wohl freuen, wenn sie gleich wieder auftaucht?
Viel zu viele ungeklärte Fragen schießen der Erdbeerblonden durch den Kopf, sodass sie erst wieder aus ihren Gedanken gerissen wird, als eine Hand vor ihrem Gesicht hin und her gewirbelt wird.
"Hm?"
Stark muss grinsen als er die Verwirrung auf dem Gesicht der Frau sieht, die rein gar nichts von den Geschehnissen um sich herum wahrgenommen hat.
"Ich habe gefragt, ob Sie jetzt zu Loki gehen wollen", wiederholt sich Banner und mustert Maria erneut mit fragenden Blick.
Wieder kann diese nur nicken, was aber anscheinend reicht, da Stark in die Hände klatscht und sich von der Couch erhebt.
"Sehr gut, dann wollen wir doch gar keine Zeit verlieren. Bitte kommen Sie mit", verkündet er dann und winkt die Rot-Blonde hinter sich her, der nur noch kurz Zeit bleibt, um sich eilig von den Zurückbleibenden zu verabschiedet und dem Mann dann Richtung Zellentrackt zu folgen.
Dass sie sowohl von Stark als auch von Thor begleitet wird, wundert die Frau nicht sonderlich, da die Avengers jetzt wahrscheinlich erst recht sicher gehen wollen, dass alles glatt läuft und sie nicht wieder ganz New York durch eine unüberlegte Aktion in Gefahr bringt.
Je näher sie dem Zellentrackt kommen, desto schneller beginnt Marias Herz zu schlagen und sie wird mit jedem Schritt nervöser.
Was soll sie sagen, wenn sie Loki gleich sieht?
Wird er vielleicht sogar anfangen zu reden?
Es erinnert die Psychologin an das erste Mal, das sie hier war, als sie zusammen mit den beiden Männern an den Zellen ankommt und die des Schwarzhaarigen am Ende des Ganges sehen kann.
"Wir bleiben etwas auf Abstand aber trotzdem in der Nähe, nur zur Sicherheit", teilt Stark dann mit und bleibt auf halben Weg zur Zelle des jungen Gottes stehen.
Maria und Thor tun es ihm gleich und die Frau sieht einen Moment verunsichert zwischen den beiden hin und her.
"Na los, nun gegen Sie schon! Wir werden auch nicht stören", wird sie von dem Braunhaarigen dann weitergescheucht und er winkt mit seiner Hand Richtung Zelle, ganz so als wolle er eine lästige Fliege loswerden.
Die Erdbeerblonde atmet noch einmal tief durch, bevor sie ihren Weg fortsetzt und schlussendlich vor Lokis Zelle ankommt, der wie gewohnt auf seiner Liege sitzt und augenblicklich aufsieht, als Maria in sein Sichtfeld tritt.
Sie ist sich nicht sicher, ob sie es sich vielleicht nur einbildet, aber für den Bruchteil einer Sekunde scheint die Frau so etwas wie Erleichterung in seinen Augen zu sehen.
"Guten Morgen Loki", begrüßt sie ihn dann, ebenfalls wie gewohnt, und lässt sich vorsichtig auf dem Stuhl nieder.
"Hallo", antwortet der Mann in der Zelle, was die Psychologin mehr überrascht als ihr vermutlich lieb ist. Loki hat sie noch kein einziges Mal, in dem sie hier war, wahrhaftig aufrichtig begrüßt und schon gar nicht beinahe freundlich, wie dieses 'Hallo' es ist.
Einen Moment muss sich die Frau sammeln und überlegen, was sie als nächstes tun sollte. Dummerweise hat sie auf dem Weg hier her nicht über einen Plan nachdedacht, sondern war viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Am liebsten würde sie den Gott direkt fragen, woher sein plötzliches Interesse an ihr herrührt, doch mit der Tür ins Haus zu fallen ist schon einmal reichlich schief gelaufen und Maria würde diesen Fehler nur sehr ungern direkt wiederholen.
Deshalb muss sie sich wohl oder übel noch ein wenig gedulden und einen anderen Anfang für ein, hoffentlich vernünftiges Gespräch ohne weitere Zwischenfälle ausdenken.
"Wie geht es dir?", fragt die Rot-Blonde deshalb stattdessen und könnte sich schon im nächsten Moment selbst für diesen unkreativen Anfang eines Gesprächs schlagen.
"Wie soll es mir schon gehen? Ich sitze in dieser Zelle und vertreiben meine Zeit damit durch die Gegend zu starren und über alles nachzudenken, was mir in den Sinn kommt", antwortet Loki zu ihrer Verwunderung jedoch ohne auch nur den Hauch einer ironischen Bemerkung, die sie vermutlich vor ein paar Tagen nich auf eine solche Frage bekommen hätte.
Gleichzeitig ist Maria so überfordert damit, wie die Schwarzhaarige sich neuerdings verhält, dass sie eine gefühlte Ewigkeit braucht, bis sie wieder etwas sagt und sich dabei vorkommt wie der letzte Idiot.
"Naja, wie es aussieht, scheint es dir wenigstens wieder besser zu gehen als beim letzten Mal", stellt die Psychologin fest und ist sich sicher, dass, wenn sie mit solch geistreichen Aussagen weitermacht, Stark sie in ein paar Minuten erneut rauswirft, weil er Angst hat sie könnte in den letzten Tagen einen ernsthaften geistigen Schaden erlitten haben.
Mit einem Blick zu dem Mann in der Zelle stellt die Rot-Blonde fest, dass sich ein undefinierbarer Ausdruck auf seinem Gesicht gebildet hat und er mit sich zu ringen scheint, etwas auf diese Aussage zu erwidern und sich aus seinem, für ihn wahrscheinlich höchst peinlichen Ausraster herauszureden oder einfach den Mund zu halten und abzuwarten, was als nächstes passiert.
Doch ihm scheint schnell klar zu werden, dass mittlerweile sowieso jeder Bescheid weiß und es zu leugnen nichts mehr bringen würde, weshalb es schweigt und Maria auf der anderen Seite erwartungsvoll ansieht, darauf wartend, dass sie wieder das Wort ergreift.
Die Frau zögert jedoch mit einer weiteren Aussage, da sie sich absolut nicht sicher ist, ob sie die Frage, die ihr schon seit betreten des Zellentrackts auf der Zunge liegt, wirklich stellen sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Loki wieder ausrasten ist zwar gering und aufgrund von Stark und Thor, die immer noch an einer Ecke in Sichtweite stehen, stark reduziert, aber sie ist eben vorhanden und das ist es, was der der Psychologin Sorge bereitet. Sie will auf keinen Fall in die gleiche Situation geraten, wie vor ein paar Tagen, gleichzeitig muss sie wohl oder über beginnen dem Schwarzhaarigen eben solche Fragen zu stellen, wenn sie weiter kommen und Erfolge erzielen will. Es scheint ihr also anscheinend sowieso keine andere Möglichkeit zu bleiben als einfach abzuwarten, was passiert.
"W-Willst du darüber reden, was passiert ist?", fragt Maria dann und hält für einen Moment angespannt die Luft an, während sie auf eine Reaktion des Schwarzhaarigen wartet. Der jedoch zeigt nur fragend die Augenbrauen zusammen und mustert seine Gegenüber verwirrt, ganz so, als würde er die Frage nicht verstehen.
"Also von vor ein paar Tagen, als ich das letzte Mal hier war", fügt die Rot-Blonde dann noch hastig hinzu.
Einen Moment brauch Loki für eine Reaktion, doch schüttelt dann, ganz zu Marais Leidwesen, den Kopf.
"Nein, ich wüsste nicht, was es da zu bereden gibt", fügt der dann noch hinzu, um seiner Ablehnung mehr Gewicht zu verleihen, jedoch schwingt keinerlei Ärger in seiner Stimme mit, wie die Frau es eigentlich erwartet hat.
Er ist nicht wütend, dass sie ihn auf eine so heikle Situation anspricht, sondern scheint sich einfach nur bei dem Gedanken unwohl zu fühlen, darüber zu sprechen.
So jedoch muss sich die Erdbeerblonde etwas anderes ausdenken um den Gott zum Reden zu bringen und keine spezifischen Fragen zu stellen, da sie sich trotz der erstaunlich guten Laune ihres Patienten, immer noch ziemlich sicher ist, dass er nicht besonders positiv darauf reagieren würde.
"Ich möchte aber noch etwas dazu sagen, und zwar, dass es mir leid tut, dich in eine solche Situation gebracht zu haben und dann obendrein auch noch vollkommen idiotisch und unprofessionell darauf reagiert habe. Ich wende mir größte Mühe geben, dass das nicht noch einmal vorkommt und bin wirklich sehr froh überhaupt noch einmal hier her kommen zu dürfen. Ich hörte, dass das in gewisser Weise dein Verdienst war", sagt Maria dann und lässt ihren letzten Satz mehr wie eine Frage klingen um sicher zu gehen, dass Loki irgend etwas darauf antworten würde.
Und tatsächlich sieht sie der Schwarzhaarige mit so intensivem Blick an, dass die Frau kurz davor ist beschämt den Kopf zu senken.
"Ob du es glaubst oder nicht aber meine Meinung ist hier von erniedrigen wenig Bedeutung, also wage ich zu bezweifeln, dass sie etwas damit zu tun hat", antwortet er dann und es schwingt ein Hauch von Wehmütigkeit in seiner Stimme mit.
"So wurde es mir aber gesagt also scheinst du dich mit einer Einschätzung zu irren", gibt die Psychologin zurück.
"Mag sein, obwohl ich es immer noch für höchst Unwahrscheinlich halte, dass du meines Wunsches wegen wieder hier bist."
Die Rot-Blonde will schon wieder etwas sagen als sie inne hält und sich Lokis letztes Satz noch einmal ins Gedächtnis zurückruft.
Auf seinen Wunsch?
Also gibt er zu, dass er wollte, dass sie wiederkommt?
"Du wolltest, dass ich wiederkomme?", fragt sie dann auch den Gott, der sie für den Bruchteil einer Sekunde ertappt anstarrt, bevor er eine fragende und deutlich weniger zustimmende Miene aufsetzt.
"Was?", ist seine schlichte Frage, mit der er anscheinend verbergen will, wie Recht die Frau mit ihrer Vermutung hat.
"Du hast gesagt, dass du es unwahrscheinlich findest, dass ich wieder da bin, weil du es dir gewünscht hast", wiederholt sie dann die Worte des Schwarzhaarigen.
Der Mann braucht einen Moment um sich eine Antwort darauf zurechtzulegen. Einen Moment zu lange, um es glaubwürdig und nicht als Ausrede kenntlich zu machen, was es ganz offensichtlich ist.
"Gewiss nicht. Warum sollte ich mich danach sehnen dich zu sehen, wenn das Einzige, was du immerzu tust, das Stellen nerviger Fragen ist?"
Wenn Maria nicht gewusst hätte, dass Loki lügt und sich schnell etwas ausdenken musste, was er vermutlich nicht ganz so meint, wie er es gesagt hat, dann wäre sie aufrichtig verletzt von seinen Worten gewesen.
So jedoch muss sie sich ein Grinsen verkneifen, da der Versuch des Schwarzhaarigen, sich aus der Sache herauszureden fast schon verzweifelt wirkt.
"Ach komm schon, denkst du etwa, ich würde dir das glauben? Gibs doch einfach zu", versucht sie ihren Gegenüber dann davon zu überzeugen, doch noch die Wahrheit zu sagen.
Jedoch erntet sie nur einen verwirrten und fast schon etwas anklagenden Blick, der sie jedoch kein bisschen überzeugt, da die Frau darauf wetten kann, dass Loki ganz genau weiß, dass sie recht hat.
"Du brauchst dir nicht die Mühe machen, ich glaube dir nicht. Aber was ich wirklich gerne wissen würde ist, warum du wolltest, dass ich wiederkomme, wenn du mich doch angeblich so scheußlich findest", stellt die Rot-Blonde dann klar und kann sich bei dem Anblick des Mannes in der Zelle ein Grinsen nicht verkneifen.
Der Schwarzhaarige scheint stark mit sich zu hadern, ob er sich geschlagen geben und die Wahrheit sagen, oder doch lieber an seiner Unschuld festhalten soll.
"Ich bin beim besten Willen nicht der Grund dafür, warum mein Bruder und seine neuen Gefährten sich dazu entschieden haben, dir noch eine Chance zu geben", versucht er dann doch Letzteres, womit er jedoch abermals auf kein Gehör stößt, sondern von Maria nur einen Ich-weiß-dass-du-lügst-und-ich-glaube-dir-nicht-Blick zugeworfen bekommt und sich schließlich mit einem dramatischen Seufzen geschlagen gibt.
"Gut, ich habe nach dir gefragt, da du nicht wieder gekommen bist und bin damit möglicherweise schuld daran, dass du wieder da bist doch glaube mir, wenn ich sage, dass ich mir gewiss nicht mehr sicher bin, warum ich es überhaupt tat."
Am lieben würde die Psychologin bei diesem Geständnis aufspringen und quitschend einmal um den Stuhl hüpfen, doch sie hält sich zurück und verleiht ihrer Freude in Form eines selbstgefälligen Lächelns Ausdruck.
"Na also, geht doch. Wobei du meine Frage immer noch nicht beantwortet hast", grinst sie dann.
"Ich weiß es nicht. Diese Zelle und deine Gesellschaft scheinen meinem Geist alles andere als gut zu tun", schnauft Loki genervt und wendet seinen Blick ab.
Die Rot-Blonde ist sich aber sicher, dass er dies nur tut, da er verbergen will, wie unangehem ihm die Tatsache ist, dass sie ihn auf frischer Tat ertappt und somit eine weiche Stelle in seinem anscheinend so kalten Herz gefunden hat.
"Stimmt, ich bin mir sicher, dass es ausschließlich daran liegen muss und kein bisschen daran, dass du mich nicht so sehr hasst, wie du vergibt es zu tun, was du natürlich nie zugeben würdest", antwortet Maria und lässt ihre Stimme nur so vor Ironie tiefen, während sie sich ein Stückchen auf ihrem Stuhl zurücklehnt.
"Ganz genau", antwortet der Mann, der immer noch an die Wand starrt und so tut als wäre er durch und durch genervt von der Anwesenheit der Frau.
Diese lässt sich davon aber nicht abschrecken, da sie weiß, wie verzweifelt sich der junge Gott an seine Lüge zu klammern versucht um nicht das zugeben zu müssen, was bereits glasklar im Raum steht.
Denn selbst wenn er es nicht zugeben will, hegt er nicht den Groll gehen die Psychologin, den er jedem vorspielt und hat tatsächlich angefangen sie ein winziges bisschen zu mögen.

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