Kapitel 39

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Am nächsten Morgen steht Maria früher als sonst im Aufzug des Avengers-Towers und sieht dabei zu, wie die Nummern der einzelnen Etagen auf dem Display über der Tür erscheinen.
Wieder einmal hat sich die Frau die ganze Nacht lang Gedanken über den Streit mit ihrer besten Freundin gemacht, obwohl sie sich fest vorgenommen hat es nicht mehr zu tun. Kim hat sich bisher immer noch nicht gemeldet und mittlerweile keimt in der Psychologin die Befürchtung, dass sie es vielleicht gar nicht mehr tun wird.
Dadurch, dass ihre Gedanken keine Ruhe finden wollten, konnte Maria unheimlich schlecht schlafen und hat sich den Großteil der Zeit nur in ihrem Bett hin und her gewälzt, weshalb sie jetzt mit müden Augen in Richtung der Zellen schleicht.
Am liebsten würde sie einfach Zuhause bleiben und sich wieder in ihrem Bett verkriechen, doch dadurch würde sie nur noch mehr nachdenken und sich den Kopf bis zur Verzweiflung über dieses beschissenen Streit zerbrechen. Außerdem sind ihre Eltern auch noch in ihrer Wohnung und wenn sie sehen, dass ihre Tochter sich die meißte Zeit des Tages in ihrem Zimmer verkriecht, dann würde die Erdbeerblonde definitiv alles erzählen müssen, worauf sie absolut keinen gesteigerten Wert legt.
Also bleibt Maria wohl oder übel nichts anderes übrig als ihrem normalen Tagesablauf nachzugehen und zu hoffen, dass ihr anstehender Besuch bei Loki sie auf andere Gedanken bringen wird.
Als sie an dessen Zelle ankommt zwingt sie sich zu einem kleinen Lächeln um wenigstens auf den ersten Blick den Eindruck zu erwecken als ob alles in Ordnung sei.
"Guten Morgen", begrüßt sie der Schwarzhaarige zum ersten Mal überhaupt als erstes und die Psychologin sieht ihn für einen Moment verblüfft an, die Verwunderung ins Gesicht geschrieben.
"Wow... Du scheinst gute Laune zu haben", sagt sie dann, immer noch ein wenig überrascht, woraufhin der Mann in der Zelle zu lachen beginnt, was Maria schon wieder verwundert.
"Es ist lustig, wie leicht es ist, dich aus dem Konzept zu bringen", sagt er, als ob er sein Verhalten erklären müsste.
"Naja, du schaffst es schließlich auch immer wieder auf's Neue, unerwartetes Verhalten an den Tag zu legen", entgeget die Frau und das Lächeln auf ihrem Gesicht ist jetzt echt.
"Ich bin eben voller Überraschungen", antwortet Loki schulterzuckend und damit hat er mehr als nur recht. In ihm stecken noch so unendlich viele Geheimnisse, die Maria umbedingt noch entdecken und erfahren will um den jungen Gott endlich wirklich verstehen zu können.
"Ich mische mich wirklich nur ungern ein aber ich soll Ihnen von Mr. Stark ausrichten, dass sie in Zukunft grundlegend eine Berechtigung haben Lokis Zelle jederzeit zu betreten", ertönt dann plötzlich die Stimme von Jarvis wie aus dem Nichts und Maria zuckt vor Schreck zusammen und sieht erschrocken um sich, was den Mann in der Zelle erneut zum Lachen bringt.
Dann jedoch schleicht sich ein breites Grinsen auf das Gesicht der Psychologin und sie nickt, unheimlich erleichtert und glücklich darüber, dass ihr die Avengers mittlerweile wieder so weit zu vertrauen zu scheinen, dass sie ihr solche Freiheiten geben.
"Na dann, wenn du so freundlich wärst", sagt die Frau dann zu der KI und nickt in Richtung der Laiserwand, die daraufhin auch augenblicklich verschwindet.
"Aber jetzt mal im ernst, wie kommt es, dass du so fröhlich bist?", fragt Maria dann, nachdem sie sich Loki gegenüber gesetzt hat.
Der Gott scheint einen Moment über seine Antwort nachzudenken, bis er schließlich mit den Schultern zuckt.
"Ich weiß es nicht."
Doch mit dieser Aussage will sich die Erdbeerblonde nichts so leicht zufrieden geben, da sie ganz genau weiß, dass der Schwarzhaarige sie anlügt, weshalb sie bloß die Arme vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue hochzieht.
Loki jedoch scheint gar nicht erst daran zu denken, ihr die Wahrheit zu sagen und erwiedere den durchdringend Blick seiner Gegenüber.
Doch auch Maria hat nicht vor so einfach aufzugeben, weshalb sie förmlich versucht den Halbgott vor ihr mit ihren Blicken zu durchbohren, in der Hoffnung ihn so einknicken zu lassen.
Seine stechend grünen Augen bohren sich umgekehrt in die Ihren und die Frau gesteht sich, ohne lange darüber nachzudenken, ein, dass sie deutlich schöner sind als sie bisher wahrgenommen hat.
Nach ein paar endlos langen und gleichzeitig viel zu schnell verstreichenden Momenten gibt sich der Schwarzhaarige schließlich seufzend geschlagen und unterbricht den eindringlichen Augenkontakt.
"Na schön, du hast gewonnen", seufzte er überdramatisch, was die Psychologin zum Schmunzeln bringt.
"Ich habe mich gefreut, dass du gekommen bist", gibt er dann kleinlaut zu und senkt den Kopf um die Röte zu verstecken, die augenblicklich in sein Gesicht schließt.
Bei diesem Anblick des für gewöhnlich so großspuhrigen Gottes, kann Maria nicht anderes als selbsgefällig zu grinsen.
Gleichzeitig jedoch spürt sie, wie sich ein warmes Gefühl in ihrem Körper ausbreitet. Zwar war ihr schon lange klar, dass der Schwarzhaarige sie mag, doch diese Worte jetzt aus seinem Mund zu hören, scheint noch einmal etwas ganz anderes zu sein.
"So wie du jetzt aber grinst bereue ich es schon wieder, dir das gesagt zu haben. Bilde dir ja nicht zu viel darauf ein", murrt Loki und verdreht gespielt genervt die Augen.
Der Erdbeerblonden ist aber klar, dass es mit diesem Kommentar nur verzweifelt versucht sein angeknackstes Ego wieder zu heilen und die weiche Seite an ihm, die er so ungern zeigt, wieder zu verstecken.
"Jaja, rede dir das nur weiter ein", murmelt die Frau dann gerade so laut, dass es ihr Gegenüber nicht verstehen kann, da sie nicht vorhat, die gute und entspannte Stimmung direkt wieder durch eine Diskussion zu zerstören.
"Wenn wir aber gerade schon bei dem Thema unserer Gefühle sind, was ist mit dir los?", fragt der Mann dann plötzlich und Maria mustert ihn verwirrt, da sie keinen blassen Schimmer hat, was er damit meint.
"Dich bedrückt etwas, auch bei deinem letzten Besuch schon", erklärt Loki und die unbeschwerte Stimmung der Frau verschwindet augenblicklich, als sie begreift worauf ihr Gegenüber hinaus will.
Anscheinend hat sie ihre Bedrücktheit über den Streit mit ihrer Freundin nicht ansatzweise so gut verstecken können, wie sie angenommen hat. Oder aber der Schwarzhaarige ist einfach nur gut darin Menschen zu lesen, was ihm durchaus zuzutrauen ist.
"N-Nein, es ist alles in bester Ordnung", versucht sich Marias Mund dann schon herauszureden, ohne dass sie überhaupt die Gelegenheit dazu hat, über ihre Antwort nachzudenken und zu merken, dass es aller Voraussicht nach keinen Sinn machen würde den Gott der Lügen höchst selbst anzulügen.
Durch ihren stotternden und unsicheren Ton ist es aber ohnehin höchst unwahrscheinlich, dass er ihr glauben wird.
Diese Vermutung bestätigt sich auch im nächsten Moment, als besagter Gott sie mit der gleichen hochgezogen Braue mustert, wie sie ihn kurz zuvor noch.
"Lüg mich nicht an, ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Mich für dumm zu verkaufen ist eine narrhafte Idee", untermauert Loki seine ohnehin schon eindeutige Geste und der Psychologin wird klar, dass ihr wohl oder übel nichts anderes übrig bleibt als mit der Wahrheit herauszurücken.
Sie ist es den Schwarzhaarigen schuldig, wenn man bedenkt, wie viel er der Frau in den letzten Tagen über sich verraten und gezeigt hat.
"Also gut, du hast ja Recht", gibt sie sich dann mit einem kleinen Seufzen geschlagen, "Ich habe mich mit meiner besten Freundin gestritten und jetzt reden wir nicht mehr miteinander."
Eigentlich erwartet Maria, dass Loki sich über sie lustig machen wird und wartet schon mit gesenktem Kopf auf sein markantes Lachen.
Doch zu ihrer Überraschung bleibt es still und anstatt seine erwartete Reaktion zu zeigen, greift plötzlich eine Hand nach der Ihren und umschließt sie.
Verwundert und gleichzeitig ein bisschen erschrocken sieht die Erdbeerblonde auf und direkt in das Gesicht des Gottes, der sie mit verständnisvollem Blick mustert.
"Das muss ein schreckliches Gefühl sein", murmelt er dann leise und sieht der Psychologin tief in die Augen, die nur abwesend nickt, da sie viel zu sehr damit beschäftigt ist all die Emotionen zu ordnen, die gerade wie wild durch ihren Körper strömen.
Auf der einen Seite ist sie betrübt, traurig und sogar immer noch ein wenig wütend auf Kim, wenn sie an ihren Streit denkt. Auf der anderen Seite breitet sich jedoch immer weiter das Gefühl des Trostes und der Geborgenheit in ihr aus, wenn sie an Lokis Verständnis, seine beruhigenden grünen Augen und die tröstenden Hände denkt, die mittlerweile beide die Ihre umschließen.
Ohne dass es etwas sagt, scheint der Gott mit seiner bloßen Präsens eine solche Ruhe auszustrahlen, dass Maria für einen Moment fast sogar vergisst, warum sie sich überhaupt gerade in dieser Situation befindet.
"Worüber habt ihr denn gestritten?", wird die Frau irgendwann von der leisen Stimme des Schwarzhaarigen aus ihren Gedanken gerissen und blinzelte ein paar Mal.
"S-Sie hat mich angerufen und beschuldigt, ich würde sie vernachlässigen und meine Arbeit über alles stellen", erklärt Maria mit einer Stimme, die fast nicht mehr als ein Flüstern ist.
Für ein paar Sekunden ist es still bevor Loki wieder das Wort ergreift.
"Und was hast du ihr geantwortet? Wie ich dich kenne, hast du diese Anschuldigungen gewiss nicht einfach so hingenommen."
Die Frau nickt und ist fast schon ein bisschen erstaunt, wie gut der Schwarzhaarige sie mittlerweile kennt.
"Nein, ich habe mich verteidigt und ihr gesagt, dass sie übertreiben würde. Dann ist das Ganze irgendwie ausgeartet und wir haben uns am Ende nur noch gegenseitig angeschrieen und Beleidigungen an den Kopf geworfen", murmelt die Erdbeerblonde kleinlaut, da sie sich fast schon für dieses kindische Verhalten schämt.
"Und stimmt es, was sie zu dir gesagt hat?", fragt Loki dann und der Kopf der Frau schießt augenblicklich wieder in die Höhe.
"Nein, natürlich nicht! Es ist ja nicht so, als ob ich nur noch gearbeitet hätte", verneint sie und schüttelt heftig den Kopf.
Doch anstatt zu nicken, legt der Schwarzhaarige nur den Kopf schief und sieht sie prüfend an.
"Was? Was willst du mir jetzt damit sagen?", fragt Maria mit der Spur eines gereitzten Unterton in ihrer Stimme und deutet mit ihrer freien Hand auf das Gesicht ihres Gegenübers.
"Versteh mich jetzt nicht falsch, denn ich habe nicht das Recht über diesen Streit zu urteilen, geschweige denn vor mich auf die Seite deiner Freundin zu stellen aber du verbringst ziemlich viel Zeit hier bei mir und wenn ich das Ganze richtig verstanden habe, dann bin ich nicht dein einziger Patient", erklärt der Gott.
"Damit stellst du dich aber ziemlich eindeutig auf Kims Seite. Willst du mir etwa auch vorwerfen, dass ich meine Freunde vernachlässige?", murrt die Psychologin und löst ihre Hand aus denen des Gottes um sie vor ihrer Brust zu verschränken.
Hat sie jetzt etwa niemanden mehr, der auf ihrer Seite steht?
"Hey, ich habe nicht die Absicht dich damit zu beleidigen, nur glaube ich, dass du vielleicht noch einmal darüber nachdenken solltest, ob die Anschuldigung deiner Freundin wirklich so übertrieben ist", spricht Loki ruhig und wirft der Frau einen bittenden Blick zu.
Auch wenn sie wirklich nur sehr ungern noch länger darüber nachdenken will, geht Maria schließlich der Bitte ihres Gegenüber nach und überlegt, ob er nicht vielleicht doch recht haben könnte.
Um ehrlich zu sein, hat sie in letzter Zeit wirklich viel Zeit im Stark-Tower verbracht. Doch diese einmalige Chance wollte sie einfach nutzen und niemanden enttäuschen weshalb sie sehr viel Zeit bei Loki verbracht hat und es immer noch tut. Und klar, auch ihre anderen Patienten benötigen ihre Zeit, doch das ist auch schon immer so gewesen. So bemerkbar kann sich dieser Eine mehr doch auch nicht gemacht haben.
Oder vielleicht doch? Was ist, wenn die überhaupt nicht bemerkt hat, wie sehr sie sich in ihre Arbeit stürzt?
Was ist, wenn Kim und Loki beide recht haben und sie ihre Freizeit zu sehr vernachlässigt hat?
Wenn die Erdbeerblonde genau darüber nachdenkt, dann ist möglicherweise doch etwas an diesen Anschuldigung dran.
"Mist, vielleicht hast du recht", gibt sie dann kleinlaut zu und fühlt sich augenblicklich wie ein vollkommener Idiot.
Am liebten würde Maria in diesem Moment im Erdboden versinken und weder Kim noch dem Mann vor ihr wieder in die Augen sehen. Wie kann eine erwachsene Frau wie sie nur so  unreflektierend sein?
"Jetzt mach es schon nicht schlimmer als es ist. Du hast dich geirrt, ja und? Das passiert jedem mal", sagt der Schwarzhaarige und scheint die Frau nicht wirklich verstehen zu können.
Trotzdem ist sie ihm dankbar dafür, dass es wenigstens versucht sie irgendwie aufzumuntern und ihre Rolle als Therapeut übernimmt.
"Ich hätte schon viel früher daran denken müssen, dass ich vielleicht wirklich Schuld bin und nicht egoistisch die Schuld jemand anderem zuzuschieben", antwortet Maria und knetet ihre Hände ineinander.
"Ich bin sicher, wenn sie wirklich deinen Freundin ist und du sie jetzt anrufst und dich entschuldigts, dann wird sie dir verzeihen", beruhigt sie Loki und schenkt ihr ein aufmunterndes Lächeln, welches die Psychologin nur gequält erwidert.
"Und was wenn nicht?", fragt sie und malt sich währenddessen schon alle möglichen Szenerien in ihrem Kopf aus, eines schlimmer als das Andere.
"Dann wird es auch nicht besser wenn du dir weiter einredest, dass es nicht deine Schuld ist", erwiedert der Gott und scheint bei weitem überzeugter von seiner Idee als Maria, auch wenn sie zugeben muss, dass er recht hat und es das Beste wäre, wenn sie sich bei nächster Gelegenheit bei Kim entschuldigt und darauf hofft, dass sie ihr verzeiht.
"Ok, ok, ich glaube du hast recht. Ich sollte mich entschuldigen", gibt die Frau dann zu und Loki ihr gegenüber nickt zufrieden.
"Und du solltet dich damit besser beeilen."

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Hier bin ich wieder mit einem kleinen Mega-Kapitel. Ich weiß auch nicht, warum es so lang geworden ist aber dann habt ihr eben ein bisschen mehr zu lesen :)

Ich wünsche euch allen noch ein schönes und hoffentlich sonniges Wochenende!

- I'm here for you - (Loki FF) Donde viven las historias. Descúbrelo ahora